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Tuesday, October 4, 2022

Trotz guter Chancen: Viele Lehrstellen im Handwerk unbesetzt - br.de

Elena Galli arbeitet an einem Großauftrag mit. Für ein neues Wirtshaus fertigt die Schreinerei Träg in Regensburg die Innenausstattung an: Dutzende Stühle, Tische und Theken-Elemente müssen gemacht werden. Viel Arbeit auch für die 18-jährige Elena, die seit einem Monat im Betrieb ist.

Nach dem Berufsgrundschuljahr an der Berufsschule darf sie jetzt im zweiten Lehrjahr endlich selber anpacken und in ihrer Ausbildungsstätte mitarbeiten. Das Arbeiten mit Holz habe ihr schon immer gefallen, sagt Elena. Ihr Vater sei selbst gelernter Schreiner und baue Musikinstrumente aus Naturmaterialien. So sei sie schon früh mit dem Handwerk in Berührung gekommen.

"Traust du dich das?"

Ihr erstes frühes Fazit nach vier Wochen im Betrieb fällt positiv aus: "Ich muss mich noch an die Vollzeit gewöhnen, es gibt auch solche und solche Tage, aber das Arbeiten mit Holz macht mir sehr viel Spaß. Hier in der Firma lernt man viel und es gibt viele verschiedene Tätigkeiten", sagt die 18-Jährige.

Als sie sich nach der Realschule und einem freiwilligen sozialen Jahr für einen Handwerksberuf entschied, gab es in ihrem Bekanntenkreis auch skeptische Stimmen. "Schaffst du das?", oder "Traust du dich das?", bekam sie unter anderem zu hören. Klar sei es nicht leicht, Handwerk sei immer körperliche Arbeit, aber man kommt schon rein, sagt Elena. "Wenn es Spaß macht, dann gleicht sich das auch aus."

Hunderte Lehrstellen noch offen

Doch viele Jugendliche entscheiden sich eben auch anders als Elena Galli. Aktuell sind wieder viele Ausbildungsstellen unbesetzt. Ende August waren in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer ostbayernweit 838 freie Ausbildungsplätze aufgeführt, davon 475 in Niederbayern und 363 in der Oberpfalz, teilt Hans Schmidt von der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz mit.

Besonders gesucht: Elektroniker, Kraftfahrzeugmechatroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Metallbauer, Maurer und Zimmerer.

Schreinerhandwerk weniger betroffen

Elena Gallis Chef kann sich dagegen aktuell nicht beschweren. Der Schreinerberuf sei abwechslungsreich, kreativ, habe viele Facetten und auch normale Öffnungszeiten, sagt Kreishandwerksmeister Andreas Träg. Das mache den Beruf wohl für Azubis auch heute noch attraktiv. Aktuell hat Träg alle seine vier Ausbildungsstellen besetzt. Andere Branchen seien bestimmt ähnlich attraktiv, täten sich aber schwerer.

Hier würde er sich generell mehr Wertschätzung für das Handwerk und die hier entstehenden regionalen Produkte wünschen, sagt der Obermeister der Schreinerinnung. Genau wie Kunden sollten auch Azubis nicht nur auf die Großindustrie setzen, findet Träg. "Wenn der Azubi fehlt, fehlt auch der Facharbeiter und letztendlich wird es dann zur ein oder anderen Betriebsschließung kommen."

Gute Chancen mit einer Handwerkslehre

An den Berufsaussichten kann es aber nicht liegen, bestätigt auch Wolfgang Bernreuther von der Agentur für Arbeit. Er ist seit über 30 Jahren Berufsberater im Raum Neumarkt, überwiegend für Mittel-, Real- und Berufsschüler. Es gebe natürlich Vorurteile gegen Handwerksberufe, doch bei seinen Jugendlichen nehme er diese kaum war, sagt Bernreuther.

"Das Handwerk bietet heute super Chancen. Wenn ein Jugendlicher einen Beruf mit Arbeitsplatzsicherheit sucht, kann ich sagen: im Handwerk mit Sicherheit." Werbung für bestimmte Berufe - auch wenn der Mangel womöglich groß ist - macht Bernreuther definitiv nicht. Der Beruf müsse immer zum jeweiligen Jugendlichen passen.

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