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Sunday, September 11, 2022

Rollentausch in Zürich: Viele Frauen, guter "Tatort"? - n-tv.de - n-tv NACHRICHTEN

Im vierten gemeinsamen Fall der Schweizer Kommissarinnen Ott und Grandjean herrscht mehr als nur Gleichberechtigung: Von der fiesen Kanzleichefin über die geldgierige Healthtech-Startupperin sind fast alle Rollen mit Frauen besetzt.

Martina Widmer (Theresa Affolter) steht in ihrem holzgetäfelten Chefinnenbüro und ist stinkwütend: Ihr sorgfältig errichtetes Kartenhaus der Macht ist im Begriff zusammenzufallen, jetzt nervt auch noch die Reinigungskraft mit dem Staubsauger. "Raus, raus, raus", brüllt die Anwältin und schlägt die Tür hinter ihr zu. Dann überlegt die Kanzleichefin es sich doch noch mal anders, zerdeppert mit voller Wucht eine Vase und schreit ihrer Putzfrau hinterher: "Mascha, saubermachen!"

Demütigende Machtspielchen, extrem hartes Auftreten und ein Hang zur Skrupellosigkeit: Widmer spielt auf derselben Klaviatur wie die alten, weißen Männer, die man sonst eher von den Chefsesseln in Film-Kanzleien gewohnt ist. Und tatsächlich, "die Rolle der Staranwältin Widmer war im Drehbuch ursprünglich als Mann angelegt", verrät "Tatort"-Regisseurin Christine Respond. Aber "es gibt schon so viele Filme mit älteren, mächtigen Männern, und ich fand es an der Zeit, eine solche Rolle mit einer starken Frau zu erzählen."

Aber nicht nur diese, sondern mit wenigen Ausnahmen fast alle Schlüsselrollen: "In 'Risiken mit Nebenwirkungen' agieren neben dem weiblichen Ermittlerinnen-Duo auch als Episodenfiguren auffällig viele Frauen, was den Autorinnen Stefanie Veith und Nina Vukovic zu verdanken ist. Sie haben das Drehbuch geschrieben und die Figurenkonstellation so angelegt", so Regisseurin Respond.

Wie man mit dem Patriarchat aufräumt

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Fast alle Schlüsselrollen sind mit Frauen besetzt, hier: Die schwerkranke Klara (Anouk Petri) und ihre Mutter Dorit (Annina Butterworth).

(Foto: SRF / Sava Hlavacek)

Ein spannender und (immer noch) ungewohnter Ansatz, der im Ergebnis aber leider nicht so gut funktioniert, wie man sich das wünschen würde: "Risiken mit Nebenwirkungen" ist ganz einfach kein besonders guter Film: Der vierte gemeinsame Fall der Zürcher Kommissarinnen Ott (Carol Schuler) und Grandjean (Anna Pieri Zuercher) strotzt nur so vor Klischees, die Story um einen Pharmaskandal kommt arg beliebig daher.

Das liegt natürlich nicht daran, dass der geldgierige Healthtech-Startup-Heini hier eine geldgierige Healthtech-Startup-Trulla ist oder der Staranwalt mit wiederentdecktem Gewissen diesmal als Staranwältin daherkommt. Es zeigt aber auch, dass es eben nicht ausreicht, einfach die Geschlechter zu tauschen, um aus einem mittelmäßigen Krimi einen spannenden Fall zu machen. Und das ist es dann leider auch, was von diesem "Tatort"-Experiment im Kopf hängen bleibt. Wie man besser mit dem Patriarchat aufräumt, zeigte ausgerechnet der sonst ja eher nicht für subtile Zwischentöne bekannte Ludwigshafener Saison-Auftakt aus der vorigen Woche.

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