Seit mehr als 35 Jahren kümmert sich eine Eignergemeinschaft um den 50er-Seefahrtkreuzer „Rasmus“. Zusammen teilt man die Kosten und verdoppelt die Freude am Klassikersegeln. Eignergemeinschaften gibt es viele, meist aus der Einsicht heraus, dass ein Eignerpärchen eine Yacht gar nicht eine ganze Saison nutzen kann. Da ergibt es Sinn, sich die Kosten zu teilen, dazu den Segelspaß und die fälligen Winterarbeiten. Die sind bei modernen GFK-Yachten meist überschaubar.
Bei einer betagten klassischen Holzyacht ist allerdings irgendwann mal eine grundlegende Restaurierung angesagt. Das kann auch den Austausch der Kielbolzen oder einzelner Planken beinhalten.
Gut, wenn man ein Team ist und über handwerkliche Fähigkeiten verfügt. Am wichtigsten sind allerdings Begeisterung für das Projekt und eine gewisse Leidensbereitschaft.
Die große Zeit der Seefahrtkreuzer
Rasmus gehört zur Klasse der Seefahrtkreuzer. Deren Bau- und Vermessungsvorschriften wurden bereits 1927 vom Deutschen Segler-Verband festgelegt. Die schnellen, seegängigen und komfortablen Yachten gab es in unterschiedlichen Größen von 30 bis 150 qm Segelfläche. Von 1928 bis 1934 liefen nur drei Einheiten bei Abeking & Rasmussen vom Stapel. Dann entdeckte die Luftwaffe und Marine der Nazis diese Klasse für sich – offiziell als Ausbildungsschiffe für junge Kadetten, aber insgeheim zum privaten Vergnügen der Offiziere.
In den folgenden Jahren wurden auf den Werften von A & R und Burmester (Bremen), Howald und Rathje (Kiel), Kröger (Warnemünde) und Vertens (Schleswig) über 100 dieser schönen Yachten meist aus Mahagoni-Holz gebaut. Am meisten vertreten waren die 50er-Seefahrtkreuzer, die mit ihren 12,50 Meter Länge Platz für bis zu fünf Crewmitglieder boten und dabei noch gut zu handhaben waren. Ihnen wurde eine große Seetüchtigkeit nachgesagt: Der Seefahrtkreuzer hält länger durch als die Mannschaft, war das Credo.
Die kleinsten dieser Klasse, die 30er, maßen 9,75 m, die größten 150er über 20 m. Während des Krieges dienten sie Offizieren und Soldaten zur Erholung beim Fronturlaub. Nach dem Fall des NS-Regimes bedienten sich die Siegermächte, vor allem die von der Seefahrt besessenen Engländer, der Yachten, die ihnen wie reife Früchte (Windfall Yachts) in den Schoß fielen.
Seeschlange – oder doch nicht?
Der „Rasmus“ hatte schon zur Gründung der Eigner-Gemeinschaft 50 Jahre auf dem Kiel. Vor den Engländern versteckt, konnte das Schiff in Deutschland gehalten werden. Vor dem Krieg wurde es unter dem Namen „Seeschlange“ für den Leiter des Kieler Marine-Arsenals, den späteren Vize-Admiral Anka, gebaut und von ihm und seiner Familie meist privat genutzt.
Zwischenzeitlich hatte Miteigner Felix Schaut eine andere Herleitung zur Diskussion gestellt: Rasmus sei nicht die Seeschlange gewesen, sondern eher ein Schiff, das nach einem Riss von Max Oertz gebaut wurde. Und zwar für die Luftwaffe – und später an die polnische Marine ging. Es gab einmal 105 Exemplare dieser 50er-Seefahrtkreuzer und genauso viele Wege, die sie genommen haben. Heute sind nur noch 33 bekannt. Für die Rasmus ließ sich aber die Seeschlange-Identität verifizieren.
Nach dem Krieg gelangte der Kreuzer in den Besitz der Flensburger Farbenhersteller-Familie Sommer. Die ließ dem inzwischen auf „Strömer II“ umgetauften Schiff schon von Berufs wegen jeden Winter eine gute Lackschicht angedeihen. „Strömer II“ durfte mit den Sommers auch bald nach der Befreiung wieder nach Dänemark segeln, er wurde kurzerhand als Forschungsschiff deklariert.
Als Säugling an Bord
Wann der Name „Rasmus“ auftauchte, ist nicht überliefert, nur dass der 50er-Seefahrtkreuzer lange am Steg des Kieler British Yacht Clubs lag und von einem Jochen Gassner im Jahr 1986 in die heutige Eignergemeinschaft eingebracht wurde. 36 Jahre besteht die Gemeinschaft nun schon. Sie hat einige Ehen überdauert und das ganze Leben von Felix Müller geprägt.
Als er das erste Mal an Bord kam, war seine Mutter noch mit ihm schwanger. Inzwischen hat sich sein Vater und Mitbegründer der Eigner-Gemeinschaft zurückgezogen und Felix kümmert sich in zweiter Generation um den Erhalt von Schiff und der Gemeinschaft.
Seit den 1980ern liegt Rasmus in Lübeck bei der Marina am Stau. 2005 bis 2007 war eine komplette Restaurierung durch den Bootsbauer Björn Kaiser, der vorher schon den 80er-Seefahrtkreuzer „Regina“ restauriert hatte, fällig. Die Eignergemeinschaft hat fleißig mitgeholfen und geschliffen und lackiert, was das Zeug hält. Dafür wurde sie mit dem Restaurierungspreis des FKY anlässlich der German Classics 2007 in Laboe belohnt.
Rasmus hat viele Eigner - float
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