von Markus Steinrisser
Ferrari kämpft 2022 endlich wieder um Siege, und doch hat das Formel-1-Team enttäuscht. Über weite Strecken war das Auto siegfähig, waren Charles Leclerc und Carlos Sainz siegfähig, doch eine Masse an Fehlern an allen Fronten unterminierte die vermeintlich gute WM-Chance. Beim Heim-GP in Monza, sieben Rennen vor Schluss, hat die Scuderia daher nur mehr mathematische Chancen auf den Titel und droht auch beide Vize-Titel zu verlieren.
Teamchef Mattia Binotto, seit 2019 am Ruder, musste dafür in den letzten Wochen immer mehr Kritik einstecken. Nun stärkt ihm der Ferrari-Vorsitzende John Elkann am Rande des Monza-Wochenendes den Rücken. Wenngleich Elkann selbst mit der Performance des Teams in diesem Jahr noch nicht zufrieden ist. Er erwartet einen WM-Titel.
Ferrari-Boss fordert: Alle im Formel-1-Team müssen besser werden
"Wir haben großes Vertrauen in Mattia Binotto und schätzen sehr, was er und seine Ingenieure erreicht haben", versichert Elkann in einem Interview mit der italienischen 'Gazzetta dello Sport'. "Aber es gibt keine Zweifel, dass die Arbeit in Maranello, in der Garage, auf der Boxenmauer und am Lenkrad besser werden muss."
Elkann nimmt niemanden aus: "Einschließlich des Teamchefs. Wir haben gesehen, dass es noch immer zu viele Fehler gibt, was Zuverlässigkeit, Fahrer und Strategie angeht." 2022 verspielte Ferrari nach den ersten Rennen der Saison einen signifikanten Punkte-Vorsprung. Drei kapitale technische Ausfälle, ein weggeworfener Sieg von Charles Leclerc, und wiederholte strategische Patzer spielten mit hinein.
Obendrauf sackte Ferrari in den ersten beiden Rennen nach der Sommerpause ab. War man zuvor noch in fast jedem Grand Prix konkurrenzfähig gewesen, kämpft man nun nicht mehr gegen Max Verstappen um Siege, sondern gegen Mercedes um Podien. Der Vorsprung auf die Silberpfeile im Kampf um Platz zwei in der Konstrukteurswertung ist auf 30 Punkte geschmolzen. Red Bull ist weit enteilt.
Ferrari sicher: Binotto & Leclerc sind Formel-1-Weltmeister
Für Mattia Binotto geht sein viertes Jahr als Ferrari-Teamchef so mit einem ziemlichen Auf und Ab zu Ende. Der ehemalige Cheftechniker ersetzte 2019 Maurizio Arrivabene und begann eine große Umstrukturierung. Sowohl auf technischer Seite als auch auf Fahrerseite wurde das Team an der Spitze fast komplett neu aufgestellt. Unter anderem wurde das erfahrene Fahrerduo Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen mit der deutlich jüngeren Paarung Charles Leclerc und Carlos Sainz ersetzt.
Die vier Jahre waren aber bisher von starken Turbulenzen gezeichnet. 2019 gewann das Team nur drei Rennen und geriet danach in Verdacht, beim Motor getrickst zu haben. In den zwei Folgejahren sackte es mit deutlich schlechterem Motor ins Mittelfeld ab und gewann kein Rennen. 2022 wollte Binotto den Beweis antreten, dass sämtliche Umstrukturierungen richtig waren.
"Auf Binotto und sein Team zu vertrauen war die richtige Entscheidung und macht sich bezahlt", ist sein Chef Elkann nach vier Siegen in der aktuellen Saison sicher und zählt auf, was ihm bereits gefällt: Siege, auch Details wie konstant schnelle Boxenstopps, vor allem das Teamwork. "Dank ihnen sind wir wettbewerbsfähig und feiern wieder Siege. Aber ich bin nicht zufrieden, weil ich denke, dass wir immer besser werden können."
Wohin die Reise gehen soll, bei dieser Frage ist Elkann unmissverständlich: "Unser erstes Ziel war die Wettbewerbsfähigkeit. Ohne die geht nichts. An der Zuverlässigkeit kann man immer arbeiten. Daher glaube ich, dass Ferrari vor 2026 wieder die Konstrukteurs- und Fahrertitel holen wird, mit Charles Leclerc in der Pole Position. Wir haben Glück, zwei großartige Fahrer zu haben, wahrscheinlich die stärkste Paarung in der Formel 1."
Binotto räumt ein: Ferrari muss besser werden
Binotto selbst räumt am Samstag in der Pressekonferenz von Monza die Notwendigkeit zu Verbesserungen ein: "Zuverlässigkeit, Rennmanagement, Strategie, Boxenstopps, da braucht es Verbesserungen, auch wenn an Wochenenden immer Fehler passieren können." Dass er öffentlich dafür Zuspruch bekommt, interessiert ihn nicht: "Wir brauchen keinen Artikel, um das zu wissen."
"Aber so ein Interview ist schön zu sehen, weil es bestätigt, was wir schon wissen", so Binotto. Auch bei den Titel-Ambitionen stimmt er Elkann vollends zu: "Es geht darum, die Erwartungshaltung zu managen. Aber vor 2026 ist wichtig. Uns ist dieses Jahr vollends bewusst, dass wir noch Dinge brauchen, um die WM zu gewinnen. Aber Ferrari hat einen enormen Schritt von der letzten auf diese Saison gemacht."
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Ferrari-Boss nicht zufrieden mit Formel-1-Team: Zu viele Fehler - Motorsport-Magazin.com
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