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Thursday, September 8, 2022

Banken-Gipfel 2022: „Für viele ist es sehr, sehr hart“ – Die neue Fintech-Realität - Handelsblatt

Jessica Holzbach

Die Gründerin und CEO von Pile äußert sich auf dem Banken-Gipfel des Handelsblatt optimistisch für die Zukunft des Fintech-Sektors.

(Foto:&#160Marc-Steffen Unger für Handelsblatt)

Frankfurt Mitarbeiterentlassungen, zerschlagene Finanzierungsrunden, Strategiewechsel: Zahlreiche Fintechs kämpfen im aktuellen Marktumfeld mit Ukrainekrieg, Inflation und Zinswende um ihre Existenz. „Für viele Fintechs ist es sehr, sehr hart“, sagte Jessica Holzbach, Mitgründerin und CEO des Fintechs Pile, am Donnerstag auf dem Handelsblatt-Banken-Gipfel. Die Unternehmen müssten ihren Fokus nun mehr auf Profitabilität legen und schneller zeigen, wohin die eigene Entwicklung gehen soll.

Investor Ramin Niroumand von Embedded Capital erwartet, dass es weitere Fintechs geben wird, die sich in diesem Umfeld nicht durchsetzen können. Das betreffe vor allem Unternehmen, die sehr viel Geld investiert hätten, etwa in Marketing zur Neukundengewinnung.

Prominentes Beispiel ist die Berliner Kryptoplattform Nuri. Das Fintech musste Anfang Juli Insolvenz anmelden, nachdem Nuri kein frisches Kapital mehr von Investoren erhalten hatte. Zwei deutsche Neobanken, Kontist und Penta, wurden von der Konkurrenz aus dem Ausland aufgekauft.

Und das, obwohl es im vergangenen Jahr noch Rekordfinanzierungen gab: Investoren steckten in insgesamt 183 Finanzierungsrunden 4,6 Milliarden Euro in Fintechs in Deutschland. In diesem Jahr zeigen sich die Investoren deutlich zurückhaltender. Im ersten Halbjahr dieses Jahres sank nicht nur die Summe des investierten Wagniskapitals, sondern vor allem auch die Anzahl der geschlossenen Deals. So beträgt im gesamten ersten Halbjahr die Zahl der Finanzierungsrunden deutscher Fintechs 54.

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Fintechs müssen sich in diesen Monaten auf die neue Realität einstellen. „Es war sehr, sehr ungesund“, sagte Niroumand. Der Fokus sei bei den Unternehmen im vergangenen Jahr weg vom eigenen Produkt gegangen. Im Gegenzug hätten sich die Firmen nur noch Gedanken über die nächste Finanzierungsrunde gemacht.

Ramin Niroumand

Der Gründer und Chef von embedded/capital rät Fintechs auf dem Banken-Gipfel des Handelsblatt dazu, auch mal strategische Investoren anzusprechen.

(Foto:&#160Marc-Steffen Unger für Handelsblatt)

Vor allem nach dem vergangenen Rekordjahr fällt dieser Wandel nun aber offenbar nicht so leicht. Vielen falle es schwer, sich neu zu orientieren, und sie seien nicht bereit, etwa eine Downround hinzunehmen. Downrounds sind Finanzierungsrunden, bei denen die Bewertung sinkt. Dabei sollte das eingenommene Wagniskapital laut Holzbach ohnehin nur als Anschubfinanzierung verwendet werden – und „nicht als Selbstzweck“.

Mehr zum Banken-Gipfel des Handelsblatts:

Ihren Fokus verändert hat die Berliner Solaris. Die Firma will künftig vor allem mit großen, etablierten Unternehmen zusammenarbeiten statt wie bisher mit kleineren Fintechs. In Krisensituationen überlege man sich stärker, wo bessere und nachhaltigere Chancen auf Profitabilität liegen, sagte Niroumand, der im Beirat des Unternehmens sitzt.

Dass es bereits die ersten Übernahmen gegeben habe, begrüßt Niroumand indes. Deutschland brauche Übernahmen für ein „gesundes Start-up-Ökosystem“. Er fordert jedoch mehr Aktivität von den deutschen Banken. Man müsse sich jedoch fragen, ob es in Deutschland immer so weitergehen soll, dass entweder nur Firmen gekauft werden, die pleitegegangen sind, oder „ob man nicht mal ein bisschen Ambitionen an den Tag legt“, sagte Niroumand.

Grafik

Auch Holzbach kritisiert, dass bei größeren Finanzierungsrunden vorwiegend ausländische Investoren vor allem aus den USA aktiv werden. Dadurch geben Unternehmen Anteile an amerikanische Wagniskapitalgeber ab. Wenn wir das langfristig nicht ändern, „geht uns Innovation verloren“, sagte Holzbach. „Wir müssen den Standort stärken und nachhaltige Unternehmen aufbauen“, sagte sie.

Trotz aller Herausforderungen sind sich die Experten einig: Fintechs werden in Deutschland nicht verschwinden. Im Gegenteil: Als junges Unternehmen sei man daran gewöhnt, sich schnell und häufig zu verändern, sagte Holzbach. Bereits in der Coronakrise hätten Fintechs gut auf die Veränderungen reagiert. Auch jetzt bräuchten die Firmen ein Strategieupdate. Doch sie zeigt sich optimistisch, dass ihnen dies auch in dieser Krise oder der Rezession gelingen werde.

Niroumand bekräftigte zudem, dass Fintechs nicht nur wegen eines Hypes für sechs Monate gegründet werden würden. Am Ende des Jahres werde sich zeigen, wer die wirklich nachhaltigen Firmen sind, die ein gutes Geschäftsmodell haben, oder auch die Firmen, die im vergangenen Jahr viel Geld von Investoren einsammeln konnten.

Mehr: Commerzbank-Chef fordert Pragmatismus bei der Suche nach Energiepartnern

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