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Tuesday, August 30, 2022

Umfrage: Viele Landkreise beklagen Wasserknappheit - br.de

Christian Hierneis (Grüne) mahnt fehlende Umsetzung des Wasserplans an

Für Christian Hierneis, der für die Grünen im Bayerischen Landtag sitzt, sind die Zahlen aus der BR-Umfrage keine Überraschung: "Wir warnen seit über zehn Jahren, dass diese Situation eintreten kann. Das wurde schlicht ignoriert. Jetzt stehen wir vor dem Scherbenhaufen dieser Ignoranz." Hierneis warnt vor künftigen Verteilungskonflikten zwischen wasserstarken und wasserarmen Landkreisen untereinander.

Von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) wünscht sich Hierneis schnell konkrete Maßnahmen. Vor zwei Jahren hatte Glauber den Wasserplan "Wasserzukunft Bayern 2050" vorgestellt. Passiert sei seitdem nicht viel, "die Anstrengungen sind gleich null", kritisiert Hierneis. Konkret geht es um den Bau von Wasserfernleitungen von Süd- nach Nordbayern oder um eine Städteplanung mit weniger Bodenversiegelung, damit die Böden mehr Regenwasser speichern können.

Glauber will Fernleitungen bauen

Die Kritik von Christian Hierneis weist Umweltminister Glauber von sich: Die Umsetzung der "Wasserzukunft Bayern 2050" laufe "auf Hochtouren", so Glauber auf BR-Anfrage schriftlich. Aktuell werde unter anderem eine Studie für eine "Wasserspange" vom Bodensee über Franken bis nach Niederbayern erstellt. "Damit könnten mehrere hundert Kilometer neuer Fernleitungen in Bayern entstehen", so Glauber. In den zurückliegenden Jahren habe das Umweltministerium Verbundleitungen von knapp 600 Kilometern gefördert.

BR-Umfrage: Entnahme von Wasser muss immer wieder reduziert werden

In Bayern sind für die Wasserentnahme von Grundwasser zunächst die Landkreise zuständig. Möchte jemand Wasser entnehmen, beispielsweise für einen Brunnen und eine Gartenbewässerung, muss er eine Erlaubnis beim Landkreis einholen. Dieser kooperiert mit dem zuständigen Wasserwirtschaftsamt mit entsprechenden Sachverständigen. Dann wird die Entnahmemenge festgelegt.

Die BR-Umfrage zeigt: Immer wieder müssen genau diese Entnahmemengen reduziert werden. Das geben 44 Landkreise an.

Dies geschieht aus unterschiedlichen Gründen. So schreibt beispielsweise der Landkreis Regensburg, dass die Entnahmemengen für Grundwasserbrunnen in den vergangenen zwei Jahren reduziert und für fließende Gewässer gänzlich versagt werden mussten. Günzburg teilt mit, dass Entnahmen aus Oberflächengewässern vereinzelt abgelehnt werden mussten. Oder aber, so beschreibt das Landratsamt Neustadt an der Aisch die Lage, es können Erlaubnisse nur noch für kürzere Zeiträume als beantragt genehmigt werden. Der Landkreis Kitzingen fasst die Situation vor Ort so zusammen: "Ablehnungen sind selten, Reduzierungen der Entnahmemenge häufig."

Hohe Wasserknappheit auch in Ostdeutschland

Dieses Bild, das die BR-Umfrage für Bayern zeichnet, lässt sich auch in anderen Teilen Deutschlands erkennen: Hunderte Kommunen haben mit Wasserknappheit zu kämpfen. Das geht aus einer nicht repräsentativen Umfrage des Fachmagazins "Kommunal" in einem gemeinsamen Projekt mit dem ARD-Politikmagazin "report München" hervor.

An der Umfrage haben rund 14 Prozent aller Kommunen in Deutschland teilgenommen. 57 Prozent dieser Kommunen stellen demnach eine Wasserknappheit fest. Besonders stark betroffen ist der Osten Deutschlands: Dort bestätigen 67 Prozent der Kommunen, die an der Umfrage teilgenommen haben, eine Wasserknappheit.

Bad Königshofen: "Teilweise ist es kritisch, dass Wasser aus dem Hahn kommt"

In Bad Königshofen in Unterfranken beschreibt Jürgen Heusinger vom Wasserzweckverband die Lage so: "Teilweise ist es kritisch, dass Wasser aus dem Hahn kommt." Und das, obwohl dem Verband mehrere Brunnen zur Verfügung stehen. "Wenn wir mal einen Brunnen wegen Keimen stilllegen müssen, haben wir schon ein Problem."

Um die Wasserversorgung langfristig sicherzustellen, ist Bad Königshofen bei der Trinkwasserversorgung auf die Unterstützung anderer Landkreise angewiesen. Der Bau einer Wasserleitung aus Oberfranken ist im Gespräch. Jürgen Heusinger findet deutliche Worte: "Grundsätzlich sollte jeder Bürger einfach das Hirn einschalten und sollte Wasser sparen. Dann haben wir vielleicht eine Chance, dass wir’s noch ein bisschen aushalten. Wenn wir nicht bald von Oberfranken beliefert werden, dann bin ich mal gespannt, wie’s weitergeht."

Über die Wasserknappheit in Deutschland berichtet "report MÜNCHEN" heute Abend um 21.45 Uhr im Ersten.

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