Etwa die Hälfte aller in einer Unesco-Studie untersuchten öffentlich einsehbaren Inhalte auf Telegram zum Holocaust leugnet oder verfälscht die Tatsachen. Bei deutschsprachigen Inhalten sieht es demnach noch schlimmer aus: Hier sollen 80 Prozent der öffentlichen Beiträge die Wahrheit verdrehen. Von den englischen und französischen Inhalten sind es jeweils rund 50 Prozent.
Die Stichprobe der Untersuchung ist allerdings nicht besonders groß, wie die Autorinnen und Autoren zugeben: Untersucht wurden insgesamt 3848 Beiträge auf fünf Plattformen und in vier Sprachen, neben Telegram waren das Twitter, TikTok, Facebook und Instagram. Sie stammen vom Juni und Juli 2021. »Ziel war es, etwa 200 Beiträge pro Plattform und Sprache zu sammeln«, heißt es dazu in der Studie .
Geleugnet oder falsch dargestellt wurde der Mord an sechs Millionen jüdischen Menschen auf Twitter demnach in 19 Prozent der untersuchten Beiträge, auf TikTok waren es 17 Prozent, auf Facebook acht Prozent und auf Instagram drei Prozent. Die Leugner und Geschichtsklitterer umgingen die Moderationsbemühungen der Plattformen, indem sie humoristisch oder parodistisch anmutende Memes benutzten, um Antisemitismus zu normalisieren.
Als Verzerrung und Verfälschung definiert wurden Inhalte, die den Völkermord feierten, die Opfer verleumdeten oder beschuldigten, den Holocaust zum Beispiel mit Israels Palästina-Politik gleichstellten oder Fakten über die Nationalsozialisten und ihre Kollaborateure unterschlugen.
Telegram teilte auf Anfrage mit, man biete »eine Plattform für freie Meinungsäußerung, auf der Menschen eingeladen sind, friedlich ihre Haltung zum Ausdruck zu bringen, auch wenn sie nicht mit unserer übereinstimmt«. Beiträge, die Gewalt oder Gewalttäter verherrlichten, seien verboten und würden entfernt. Nach Angaben der Website Backlinko ist Telegram in 155 Ländern aktiv.
Die anderen Social-Media-Plattformen reagierten nicht auf Anfragen von Reuters.
Schweigen ist Komplizenschaft
Uno-Generalsekretär António Guterres sagte: »Wir dürfen niemals vergessen, wie leicht Hassrede zu Hasskriminalität werden kann; wie Ignoranz oder Gleichgültig zu Intoleranz führen, oder dass Schweigen im Angesicht der Bigotterie letztlich Komplizenschaft ist«. Die Untersuchungsergebnisse zeigten enge Verknüpfungen zwischen Holocaust-Leugnung und anderen Formen von Onlinegewalt, die aus Rassismus, Hass auf Frauen sowie Fremdenfeindlichkeit entstehen.
Die Unesco ist die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation.
Unesco-Studie: Viele Telegram-Beiträge zum Holocaust verfälschen die Geschichte - DER SPIEGEL
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