Stand: 09.07.2022 14:29 Uhr
Die Hotels und Gaststätten in Schleswig-Holstein sind gut besucht. Doch überall fehlt das Personal. Länger arbeiten - für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das Alltag.
In Heiligenhafen wurden Millionen investiert. Neue Hotels und Restaurants mit Wasserblick locken die Gäste an. Auch das Hafenhotel Meereszeiten kann sich über mangelnde Besucher nicht beschweren. Über zu wenig Personal schon. In 60 Prozent der Betriebe im Land ist das so, heißt es vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga).
Schichtpläne sind auf Kante genäht
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Das merkt auch Marcel Eumann. Er gehört zum Team des Zimmerservice im Hafenhotel Meereszeiten und kann von einem freien Wochenende nur träumen. 86 Zimmer gibt es in dem Hotelneubau, heute muss er acht davon putzen. Für jedes hat er gerade einmal 20 Minuten Zeit. Doch diese Zeitvorgabe reicht oft nicht aus. "Da muss man oft erst einmal zehn Minuten, viertel Stunde Leergut wegräumen, dreckige Teller, Gläser. Es gibt auch manchmal Zimmer wo Hunde drin waren, die sind dann auch etwas schwieriger", sagt Eumann.
Gerade die Sonntage seien am schlimmsten. Dann müssen sie oft 50 Zimmer auf einmal zu reinigen, weil die Gäste abreisen. Dazu kommt eine dünne Personaldecke, die Ausfälle nicht abfedern kann. "Das ist dann manchmal schwer, gerade wenn zwei im Urlaub sind und dann wird einer krank. Dann ist es ganz schwierig."
Zwölf-Stunden-Schichten wenn es eng wird
Im Frühstückssaal des Hafenhotels räumt Servicekraft Marbara Braasch gerade große Saftspender aus Glas auf einen Rollwagen. Ihr Dienst beginnt morgens um sechs Uhr. Erst werden die frischen Brötchen, Wurst und Käseplatten aufgebaut, später muss alles wieder weggeräumt und sauber gemacht werden. Wenn es mal wieder eng wird, sind zwölf Stunden-Schichten im Hotel schon mal drin.
"Es ist der ganz normale tägliche Wahnsinn", sagt Braasch. In den Stoßzeiten zwischen halb zehn und elf Uhr könnte sie jeden Tisch doppelt belegen. Deshalb sei sie froh, dass man im Sommer die Terrasse mit nutzen kann. "Die Wege sind dann einfach weiter, es ist sportlich." Trotz der harten Arbeit lässt Marbara Braasch den Kopf nicht hängen. Ihr Geheimnis: "Man muss das mit dem Herzen tun, dann läuft das auch."
Hochsaison mit Einschränkungen
Bis Ende August liegt die Auslastung im Hafenhotel Meereszeiten bei fast 100 Prozent. Das hoteleigene Restaurant "Rettungsschuppen" müsste jetzt eigentlich brechend voll sein, um die drei Millionen Euro teure Investition in den Neubau wieder reinzuholen. Genau das gehe aber nicht.
"Aufgrund von Personalmangel können wir nicht sieben Tage öffnen, was wir gern machen würden", sagt Geschäftsführer Fabian Kohlscheen. Vorübergehend hatte das Restaurant nur fünf Tage die Woche geöffnet, inzwischen sei man wieder bei sechs Tagen. "Aber mehr geht nicht."
Viele haben sich neue Jobs gesucht
Er hofft, dass sich die Situation wieder normalisiert. Doch auch er weiß, dass die Arbeitszeiten am Wochenende und den Abenden nicht schön sind. Hinzu kommt laut Dehoga, dass sich viele, die einmal im Gastgewerbe beschäftigt waren, während der Corona-Pandemie einen anderen Job gesucht haben.
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Gastgewerbe in SH: Viele Gäste, kaum Personal - NDR.de
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