Erschreckendes Ergebnis einer neuen Studie: Jeder Vierte in Deutschland muss mehr als zehn Prozent seines Einkommens für Energie aufwenden. Bundeskanzler Scholz will explodierende Gaskosten durch Staatseingriffe verhindern.
Jede und jeder Vierte in Deutschland musste nach Berechnungen eines Forschungsinstituts im Mai mehr als zehn Prozent des Haushaltsnettoeinkommens für Energie aufwenden. Im vergangenen Jahr waren es nur 14,5 Prozent der Haushalte, wie aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts IW hervorgeht. Zuvor hatte die "Welt am Sonntag" berichtet.
"Die Gefahr für Energiearmut ist enorm gestiegen", sagte der IW-Ökonom Ralph Henger der Zeitung. "Galoppierende Energiepreise setzen private Haushalte zunehmend unter finanziellen Druck." Laut IW-Berechnungen sind speziell Geringverdiener und Haushalte betroffen, die sich in schwierigen Übergangsphasen befinden. Dazu zählen Arbeitslose, Personen zum Zeitpunkt des Renteneintritts oder Alleinerziehende.
Von Armut bedroht
In der untersten Einkommensgruppe mussten im Mai dieses Jahres fast zwei von drei Personen (65 Prozent) mehr als zehn Prozent ihres Einkommens für Energie aufwenden. In dieser Gruppe sind laut Statistik ohnehin viele Menschen von Armut bedroht, erzielen also ein Einkommen von unter 60 Prozent des mittleren Haushaltsnettoeinkommens.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte bei einer Veranstaltung der "Zeit" vor einer möglichen "Preisexplosion" bei einigen Stadtwerken gewarnt. So weit kann es nach Habecks Angaben kommen, wenn Russland kein Gas mehr über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 liefert. Und wenn der Bund es großen Versorgern wie Uniper erlaubt, die Preise an ihre Kunden weiterzugeben, etwa Stadtwerken.
Staatliche Stützungsmaßnahmen
Angesichts der Drosselung der russischen Gaszufuhr nach Deutschland will Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine drohende Preisexplosion durch staatliche Stützungsmaßnahmen verhindern. Auf die Frage, ob eher Gasversorger oder eher Verbraucher geholfen werden solle, sagte Scholz im ARD-Sommerinterview: "Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man auf beiden Feldern aktiv ist."
Dies geschehe bereits. Staatliche Kredite an Versorger trügen dazu bei, "dass die Preise noch nicht durchgeschlagen sind". Mit Blick auf den in Not geratenen größten deutschen Gasimporteur Uniper sagte Scholz: "Wir prüfen jetzt mit dem Unternehmen zusammen, was man tun kann." dpa/str
Gaspreise Energiekosten bedrücken viele Bürger - Deutsche Handwerks Zeitung
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