Oberberg – Uwe Söhnchen, Landtagskandidat von Bündnis90/Die Grünen, spricht über die Frage, wie ein Wandel aktiv gestaltet werden kann - Der Unternehmer glaubt an das Potenzial der Region.
Der Sommer 1846 war weltweit eine Katastrophe. Vulkanausbrüche in Java und Tonga legten einen Mantel aus Asche über die Welt. In Deutschland gab es fatale Ernteausfälle, die Nahrungsmittelpreise explodierten. Der Bürgermeister eines Ortes im Westerwald, F. W. Raiffeisen, wollte die Not der Menschen lindern. Staatliche Getreidehilfen durften nur gegen Barzahlung verkauft werden. Die wenigsten konnten das. Der junge Bürgermeister handelte und gab die dringend benötigten Nahrungsmittel gegen Schuldschein heraus. Nach dieser einschneidenden Erfahrung finanzierten die Bürger*innen ein gemeinschaftliches Backhaus und Saatkartoffeln für das Frühjahr. Eine Genossenschaft war geboren.
Die Gesellschaft von morgen ist vielfältig. Individuelle Lebensentwürfe sind schon jetzt unzählbar und entwickeln sich stetig weiter. Das ist gut. Gleichzeitig aber sind wir auch heute wieder mit Herausforderungen konfrontiert, die mitunter zu groß scheinen, um als einzelne Personen und Familien damit zurechtzukommen. Unsere Welt ist an Wachstumsgrenzen gestoßen: Klimakrise, Pandemie, demografischer Wandel und auch der Krieg in der Ukraine erfordern neues Denken und Handeln. Lokales und nachhaltiges Handeln sind das Gebot der Stunde und zugleich auch Agenda der Vereinten Nationen. Die finanziellen Möglichkeiten so mancher Kommune hingegen sind limitiert. Mit gewohnten Methoden wird es schwer, Zukunft zu gestalten. Wir erleben aber gerade in Krisenzeiten auch eine Welle außergewöhnlicher Solidarität. Dahinter steht der Wille des Menschen zu überleben und das tiefe Wissen, dass uns dies nur gemeinsam gelingt.
Aber wie gestalten wir Wandel und Transformationsprozesse aktiv mit, anstatt sie nur über uns ergehen zu lassen?
Fehlender Glasfaserausbau, schlechte Verkehrsinfrastrukturen, zu wenig medizinische Versorgung, lange Wege zur Arbeit, Schule und Einkauf…Nach wie vor kämpfen wir auf dem Land mit einer Vielzahl Herausforderungen. Doch für diese Infrastrukturprobleme gibt es inzwischen eine ganze Reihe innovativer Ideen, Projekte und Lösungsvorschläge. Gerade die Lücken in der Versorgung, mit denen wir uns auf dem Land häufig abmühen, erweisen sich zunehmend als Möglichkeitsräume und Katalysatoren für Neues. Neue Projekte rund um E-Health und Telemedizin etablieren sich, Mobilitätslösungen aller Art, von Bürgerbus- bis Carsharing-Vereinen, werden hier bei uns entwickelt, um Versorgungslücken zu schließen. Wir auf dem Land verstehen es meisterhaft, Netzwerke und Landschaften zu transformieren.
Fast all diese Projekte erwachsen bei uns aus lokalen Ressourcen und Playern. Und: Der Mensch ist immer Ausgangs- und Mittelpunkt dieser Innovationen.
Die Frei-Räume des Landes bieten Platz und Ressourcen zum Experimentieren – eine ganz andere Freiheit als die Enge der Stadt. Das Dorf hat Zukunft! Gerade ein paar Tage ist es her, dass sich Oliver Krischer, parlamentarischer Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, auf den Weg ins Oberbergische machte (siehe Bericht). Sein Ziel: Ein Oberbergisches Dorf besuchen, dessen Energie das Potenzial zur Trendwende hat. Oberholzen (Wiehl) lud unter dem Motto „Souverän im Dorf der Zukunft“ dazu ein, ihr SmartVillage kennenzulernen. Hier, mitten im Grünen, entstehen technologische und soziale Innovationen, die weit über unsere Region hinaus wirken. Auch bei diesem Termin wurde klar, dass „verlassene Geisterdörfer“ in Oberberg nur ein Mythos sind. Unsere Chancen sind die Ideen von Menschen, die gemeinsam ein gutes Leben und Arbeiten im Grünen entwickeln wollen.
„Was einer allein nicht schafft, das vermögen viele“
Diesen Leitgedanken haben die Gründerväter der Genossenschaftsbewegung als DNA mitgegeben, einer Art des Wirtschaftens, das dem Menschen dient. Eine Haltung, die sich in fast 7.000 Gemeinschaftsunternehmen fortpflanzt. Diese wachsen mit Werten, nicht mit purer Gewinnmaximierung. Sie fördern den Nutzen ihrer Mitglieder und der Gesellschaft. Als Bündnis90/Die Grünen sehen wir ein enormes Pfund in der Gemeinwohlorientierung und damit auch in Vereinen und Genossenschaften. Sie sind Instrumente, mit denen es uns gemeinschaftlich gelingt, unser Leben, die Zukunft unserer Region und gesellschaftliche Innovation durch nachhaltiges Wirtschaften zu verbessern. Nur wenn wir zusammenstehen, gelingt uns die ökologisch-soziale Transformation. Dafür brauchen wir am 15.05.2022 zur Landtagswahl in NRW ihre Stimme.
"Was einer nicht schafft, das vermögen viele" - Oberberg Aktuell
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