Bei Zusammenstößen auf dem Tempelberg zwischen Steine werfenden Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften sind mehr als 50 Menschen verletzt worden. Die Sorge wächst, dass der Konflikt weiter eskalieren könnte.
Bei den Konfrontationen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften am Freitag auf dem Gelände der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt wurden nach Angaben des Rettungsdienstes Roter Halbmond 57 Palästinenser verletzt.
Nach Angaben der israelischen Polizei griffen die Einsatzkräfte ein, als sich Hunderte Menschen, aus deren Reihen Steine und Feuerwerkskörper geworfen worden seien, der jüdischen Klagemauer näherten. Die Polizei berichtete von Dutzenden vermummten Personen. Einige muslimische Gläubige hätten erfolglos versucht, die Steinewerfer zu stoppen. Laut Mitarbeitern der Nachrichtenagentur Reuters drang die Polizei nach dem Morgengebet auf das Gelände vor und feuerte Gummigeschosse und Blendgranaten auf die gewaltbereite Gruppe von etwa 200 Palästinensern ab.
Beim Nachmittagsgebet hat die israelische Polizei bei Zusammenstößen auf dem Tempelberg mit einer Drohne Tränengas versprüht. Wegen der hohen Anzahl von rund 20.000 Personen beim Freitagsgebet auf dem Terrain um Felsendom und Al-Aksa-Moschee habe die Polizei nicht mit Beamten eingreifen wollen, begründete ein Sprecher die Maßnahme.
Lage in Jerusalem bleibt angespannt
Die radikal-islamische Hamas drohte mit weiterer Gewalt. Kämpfer der Organisation hätten ihre Waffen im Anschlag und würden die Al-Aksa-Moschee mit allem Mitteln verteidigen, sagte der Hamas-Vertreter Muschir al Masri bei einer Kundgebung im Gazastreifen.
Die Gewalt auf dem Tempelberg in Jerusalem, der für Muslime und Juden eine heilige Stätte ist, war in der vergangenen Woche neu entbrannt, da in diesem Jahr der muslimische Fastenmonat Ramadan und das jüdische Pessachfest zeitlich zusammenfallen. Die Auseinandersetzungen verschärfen die Spannungen der vergangenen Wochen weiter.
Die Palästinenser werfen Israel vor, die Regeln für den Tempelberg aufweichen zu wollen. Jüdische Gläubige dürfen laut Vereinbarung den Platz vor der Al-Aksa-Moschee zu bestimmten Zeiten besuchen, beten dürfen sie dort aber nicht. Palästinenser werfen gläubigen Juden vor, diese Vereinbarung zu unterlaufen.
Dem widersprach bereits am Donnerstag Israels Außenminister Jair Lapid nach einem Treffen mit ranghohen US-Diplomaten. Israel "bewahrt den Status quo auf dem Tempelberg und wird ihn weiter bewahren", betonte Lapid.
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte äußerte sich angesichts der Gewalt im Nahen Osten "zutiefst besorgt". Befürchtet wird, dass die jüngsten Spannungen den Nahostkonflikt weiter eskalieren lassen könnten. Im vergangenen Jahr hatten Unruhen in Jerusalem einen elftägigen bewaffneten Konflikt zwischen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und der israelischen Armee zur Folge, in dessen Verlauf mehr als 250 Menschen getötet wurden.
Palästinenser feuern erneut Raketen auf Israel ab
Militante Palästinenser haben am Freitagabend erneut Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert. Eine Rakete sei auf israelischem Gebiet, eine zweite noch im Gazastreifen niedergegangen, teilte die israelische Armee mit. Israelische Medien berichteten, die Rakete, die in Israel gelandet sei, habe keinerlei Schaden angerichtet. Israels Armee reagierte auf den Raketenbeschuss mit Luftangriffen in dem palästinensischen Küstengebiet und traf dabei nach eigenen Angaben eine unterirdische Raketenfabrik.
qu/ack (dpa, rtr, afp, kna)
Viele Verletzte bei neuen Ausschreitungen in Jerusalem - DW (Deutsch)
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