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Saturday, April 23, 2022

Raus aus der Stadt: Warum es viele wieder aufs Land zieht - ZDFheute

Jahrelang haben Experten eine starke Abwanderung der Bevölkerung vom Land in die Stadt beobachtet. Warum sich das nun ändert, erklärt Geografin Susanne Dähner im Interview.

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Die Geografin Susanne Dähner hat sich im Rahmen der Studie "Digital aufs Land" mit den Veränderungen außerhalb der Ballungszentren beschäftigt.

ZDFheute: Frau Dähner, was tut sich da auf dem Land?

Susanne Dähner: Viele Jahre haben wir uns mit den Folgen von Abwanderung und Alterung für ländliche Gebiete befasst, dass Versorgung, Schulen, der Landarzt und nicht zuletzt die Dorfkneipe verschwinden und das Landleben immer unattraktiver wird. Das hat zur Folge, dass die Jugend noch häufiger weg und nach ihrer Ausbildung auch nicht zurückkehren will. Ein Teufelskreis.

Doch seit geraumer Zeit beobachten wir ein wachsendes Interesse am Landleben. Wir sehen, dass Landleben nicht mehr unbedingt für altbacken und konservativ steht, sondern für etwas spannendes Neues, dass es zu entdecken und zu gestalten gilt. In den Statistiken sehen wir, dass Umzugsbewegungen innerhalb Deutschlands vermehrt wieder in ländliche Räume gehen, die Umlandregionen, aber mehr und mehr auch in entlegenere Gebiete.

ZDFheute: Wodurch wird das Landleben für viele junge Menschen wieder eine ernst zu nehmende Alternative?

Dähner: Städte werden immer voller und teurer. Wer beispielsweise eine Familie gründen will, hat es dort immer schwerer bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Und so sind es gerade Menschen zwischen 30 und 49 Jahren, die die Städte für ein eher ländliches Leben verlassen oder zumindest darüber nachdenken.
Susanne Dähner, Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

Die Corona-Pandemie hat das Stadtleben noch einmal unattraktiver gemacht. Dies hat bei manchen den Wunsch nach mehr Freiraum, Platz und Nähe zur Natur gestärkt.

Geographin Susanne Dähner
Die Geografin Susanne Dähner hat sich im Rahmen der Studie "Digital aufs Land" mit dem wachsenden Interesse am Landleben beschäftigt.

ZDFheute: Welche Chance bringt die Digitalisierung für Dörfer und Kleinstädte?

Dähner: Eine kleine nicht-repräsentative Onlineumfrage für unsere Studie "Digital aufs Land" hat gezeigt, dass für Umzugsplaner und neu Zugezogene eine schnelle Internetverbindung das wichtigste Kriterium bei der ländlichen Wohnstandortwahl ist, wichtiger als beispielsweise eine Schule, Jobangebote oder Nahversorgung vor Ort.

Digitalisierung schafft zum einen für "Landinteressierte" die Möglichkeit, die Stadt zu verlassen und die Arbeit einfach mitzunehmen und vom Dorf oder der Kleinstadt aus zu erledigen. Davon profitieren auch Landbewohner, die bislang gependelt sind.

Zum anderen verändert die Digitalisierung aber auch das Landleben selbst. Es entstehen digitale Lösungen für die Nahversorgung, medizinische Angebote oder auch ganz neue gemeinschaftliche Mobilitätslösungen.

ZDFheute: Was sind Konzepte des Gelingens?

Dähner: Zentral ist, dass die Initiativen nicht losgelöst von den lokalen Gegebenheiten entstehen. So können Coworking Spaces nicht nur Orte zum Arbeiten sein, sondern beispielsweise mit einem kleinen angeschlossenen Café oder gemeinschaftlich nutzbaren Räumen auch wieder zu einem Begegnungsort für die Dorfgemeinschaft werden.

ZDFheute: Was sind die Ergebnisse Ihrer Studie zum Veränderungspotenzial für den ländlichen Raum?  

Dähner: Wichtig ist, wie sich das Leben auf dem Land gestalten lässt. Wo neue Begegnungs-, Freizeit- und Arbeitsorte entstehen, wo Menschen die Veränderungen anstoßen und das Ländliche neu interpretieren, zieht es am ehesten auch die neuen Landbewohner hin. Und Zuzug brauchen viele ländliche Regionen, um dem demografischen Wandel etwas entgegenzusetzen.

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