Wenn es etwas mit dem Klimaschutz werden soll, müssen in Deutschland Millionen Häuser und Wohnungen modernisiert werden. Vor allem in den Heizungskellern gibt es viel zu tun: Die Anlagen hierzulande, im Schnitt 17 Jahre alt, werden zu fast der Hälfte mit Erdgas betrieben, in 30 Prozent der Anlagen wird sogar noch Öl verbrannt.
Allerdings nimmt der Modernisierungsschub langsam an Fahrt auf. Im vergangenen Jahr wurden so viele neue Heizungen verkauft wie noch nie zuvor, wie aus Zahlen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) hervorgeht. 2021 wurden demnach 929.000 Wärmeerzeuger abgesetzt – ein Plus von zehn Prozent zum Vorjahr.
Die positive Marktentwicklung führt der Verband insbesondere auf die attraktive Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zurück. »Die Förderung ist ein Erfolg. Nach Jahrzehnten des Modernisierungsstaus sehen wir jetzt, dass die Menschen bereit sind, in Klimaschutz zu investieren«, sagte BDH-Präsident Uwe Glock. Nach dem Stopp der KfW-Effizienzhausförderung gelte es, das Vertrauen der Menschen bezüglich einer Investition in die Modernisierung ihrer Heizungen zu stärken.
Besonders erfreulich für den Klimaschutz, ist die Tatsache, dass gerade Heizsysteme auf Basis erneuerbarer Energien im vergangenen Jahr das stärkste Wachstum hinlegten. Die Verkäufe von strombetriebenen Wärmepumpen stiegen auf 154.000 Geräte – ein Plus von 28 Prozent. Noch deutlich stärker wurden Biomasseheizungen, also vor allem Pellet-, Scheitholz- und Hackschnitzelöfen nachgefragt. Hier stieg der Absatz um 41 Prozent. Allerdings klettern die Verkaufszahlen dieser Wärmeerzeuger von niedrigem Niveau aus. Den großen Anteil machen immer noch Gas-Heizungen aus: Sie wurden 653.000-mal verkauft, fast viermal so viel die klimaschonenden Wärmepumpen.
Modernisierungswelle könnte nur von kurzer Dauer sein
Es ist zudem unwahrscheinlich, dass es mit dieser Modernisierungswelle in diesem Tempo weitergeht. Denn jede neu eingebaute Heizung soll von 2025 an zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden, so steht es im Koalitionsvertrag. Faktisch bedeutet diese Anforderung das Aus für neue Gasheizkessel, wie sie in gut 10,5 Millionen Kellern in Deutschland installiert sind. Die fossile Technologie hat damit ein Verfallsdatum bekommen.
Laut BDH stellt es eine Herausforderung dar, die Kapazitäten und die Qualifikationen des Handwerks so zu erhöhen, dass die nötige Zahl der Wärmepumpen bis 2030 mindestens vervierfacht werden kann, wie dies zur Erreichung der Klimaziele nötig wäre. Die Empfehlung des Verbandes an die Politik basiere nicht auf Technologieausschluss und Fokus auf die Wärmepumpe. »Wir brauchen im Gegenteil die pragmatische Nutzung aller zur Verfügung stehenden Technologien und Brennstoffe, wie zum Beispiel auch Wasserstoff«, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt der »Welt«.
Sanierungswelle: Heizungsbranche verkauft so viele Geräte wie noch nie - DER SPIEGEL
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