Stand: 23.02.2022 13:37 Uhr
In den vergangenen Wochen wurden die Instagram-Accounts von mehreren deutschen Museen und Galerien gehackt, betroffen waren unter anderem die Kunstmuseen Stuttgart und Ulm. Wie reagieren Museen im Norden auf die Hacks?
Die Sozialen Medien sind für viele Kultureinrichtungen schon lange ein wichtiges Mittel, um mit dem Publikum, den Besucherinnen und Besuchern zu interagieren. Sie werden für Publikumsaktionen genutzt, zur Interaktion, zur Werbung für Veranstaltungen.
Gehackte Accounts bergen daher viele Gefahren: So können gefährliche Links und Falschinformationen verbreitet werden. Manchmal gelingt es auch nicht, die Accounts wieder unter Kontrolle zu bringen - im schlimmsten Fall, werden sie dann für immer gesperrt. Alle Inhalte und auch die meist mühsam generierten Follower sind dann pfutsch! Aktuell betroffen waren unter anderem die Kunstmuseen Stuttgart und Ulm. Unklar ist, ob es sich um gezielte Angriffe auf die Kultureinrichtungen handelt - oder ob sie Opfer von computergesteuerten Attacken wurden.
Gehackte Accounts: Ein Schreckensszenario für viele Museen
Instagram - da sind sich eigentlich alle einig - ist für die Kultureinrichtungen im Norden mittlerweile die wichtigste Kommunikationsplattform, auf der man die meisten Menschen erreichen kann. Das gilt auch für die Stiftung der Historischen Museen in Hamburg, erzählt Wera Wecker aus der Online-Kommunikation. Sie mag sich kaum vorstellen, dass ihr Account von heute auf morgen gesperrt sein könnte. "Das wäre schon ein richtig herber Schlag", findet sie. Gerade weil ihr Team in den vergangenen zwei Jahren den Account Corona-bedingt richtig gut stärken konnte. Immerhin verzeichnete der Account "histmuseenhh" mittlerweile knapp 12.000 Follower. Und das hat richtig viel Zeit gekostet: Hinter jedem einzelnen Bild stecke viel Recherche. Und so erreiche sie auch Menschen, die später dann ins Museum kommen, betont Wecker. Sobald sie eine Nachricht erhalte, dass irgendjemand versuche sich anzumelden, läuten daher bei ihr alle Alarmglocken: "Dann ändere ich sofort das Passwort!".
Instagram hilft Museen neue Zielgruppen zu erreichen
Spannend ist für viele Häuser, dass sie auf Instagram eine besonders junge Zielgruppe erreichen - so sieht es auch Caroline Flöring vom Varusschlachtmuseum in Kalkriese. Unter den Followern ist zum Beispiel auch der Schauspieler Laurence Rupp, der in der Netflix-Serie "Barbaren" die Hauptrolle Hermann den Cherusker mimt. So entstand schon ein reger Austausch zwischen dem Schauspieler und den Mitarbeitenden des Museums. Ohne Instagram wohl kaum denkbar.
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Flöring schätzt solche Möglichkeiten der Interaktion und findet, dass Facebook sich gerade selbst überholt: "Da haben wir eine ganz andere Altersgruppe, die wir ansprechen. Und deswegen sind wir sehr sehr viel auf Instagram unterwegs und nutzen das ganz gezielt für spezielle Veranstaltungsformate und suchen gezielt aus, was wir auf Instagram, Facebook oder Youtube machen."
Sie kann zahlreiche positive Effekte der Aktivität auf der Plattform aufzählen. Neben Imagepflege komme das Angebot bei den Besucherinnen und Besuchern gut an: "Wir haben auch Abonnenten, bei denen wir merken, die kommen ins Museum oder sie waren da oder sie haben Bilder gepostet mit dem #Varrusschlachtmuseum oder #Varrusschlacht."
Häuser ergreifen Präventivmaßnahmen
Viele Häuser sind auf den Ernstfall vorbereitet, wie etwa Claudia Drecksträter vom Museumsquartier Osnabrück berichtet. Als städtisches Museum profitiere sie da von einer sehr guten IT-Abteilung. So sei sie bereits seit längerem geschult darauf, auf Phishing-Mails sehr sensibel zu reagieren: "Wenn ich Nachrichten bekomme von Menschen, die ich nicht kenne, dann lösche ich die einfach. Schon gar nicht klicke ich auf irgendwelche Links, wo ich dann nicht weiß, wo sie hinführen."
Insgesamt haben die aktuellen Instagram-Hacks auch noch einmal zu einer Sensibilisierung geführt. So berichet auch Judith Hartstrang vom Sprengel-Museum in Hannover, dass im Falle eines Hacking-Szenarios schon bestimmte Mechanismen parat stehen. Dazu gehört als erstes: mit dem Betreiber der Plattform in Kontakt zu treten. Im Fall von Facebook und Instagram ist das der Konzern Meta. "Dann ist es auch wichtig, dass man seine Follower informiert, solange man noch posten kann." Und sie würde die Polizei einschalten, um ihre knapp 12.000 Follower auch davor zu schützen, auf irgendetwas draufzuklicken, was gefährliche Schadsoftware beinhalten könnte.
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Kunsthalle Bremen war 2021 Opfer eines Hacker-Angriffs
Die Kunsthalle Bremen ist vor einem halben Jahr selbst Opfer eines Hacker-Angriffs geworden, berichtet Pressesprecherin Jasmin Mickein. Ein Glück hatte der Vorfall keine größeren Nachwirkungen. Das Problem konnte relativ schnell wieder gelöst werden. Sie kann dem Vorfall sogar etwas Gutes abgewinnen. "Weil das innerhalb eines Hauses auch dafür sensibilisiert, was das für ein Privileg ist so einen Kanal und so eine Reichweite zu haben." Dieses Bewusstsein sei oftmals im Vorwege gar nicht da.
Die Kunsthalle ist schon lange äußerst innovativ auf Instagram unterwegs und kann daher auch stolze 24.000 Follower vorweisen. Ein super Wert für eine norddeutsche Kultureinrichtung. Entsprechend kann Mickein den Vorwurf auch nicht nachvollziehen, Kultureinrichtungen würden sich durch ihre digitalen Aktivitäten von den Sozialen Plattformen abhängig machen. "Social Media bringt einfach ein gewisses Risiko mit sich", findet Mickein. "Das ist nicht nur ein Kanal, über den man Spaß hat und lustig sendet." Die Tätigkeiten auf den verschiedenen Sozialen Plattformen bringe Verantwortung mit sich. Sowohl im Umgang mit Kommentaren also auch mit dem Publikum, gibt sie zu Bedenken. Und das gelte nun mal auch für Phishing-Mails und Hacker-Angriffe. Unterm Strich überwiegen somit für die Häuser in Sachen Soziale Netzwerke trotz der möglichen Risiken also die Vorteile
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Instagram-Hacks: Ein Schreckensszenario für viele Museen - NDR.de
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