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Tuesday, February 22, 2022

Beteiligungsfonds: Trotz steigender Zinsen: Viele Milliardendeals mit Finanzinvestoren erwartet - Handelsblatt

Bankenviertel in Frankfurt

Seit Jahren nehmen die Aktivitäten von Finanzinvestoren in Deutschland zu.

(Foto:&#160dpa)

Frankfurt. Die Aussicht auf steigende Zinsen wird sich bei den Finanzinvestoren in diesem Jahr noch nicht deutlich negativ auswirken. Experten erwarten deshalb vor allem in der zweiten Jahreshälfte große Transaktionen.

„Zwar haben die Investoren die Entwicklung des Zinsniveaus genau im Blick, andererseits ist nach wie vor sehr viel Geld im Markt, das für Investitionen zur Verfügung steht. Unterm Strich wird die zu erwartende Zinsentwicklung die Investitionstätigkeit von Private-Equity-Häusern kaum bremsen, zumal die Pipeline derzeit sehr gut gefüllt ist“, sagt Sandra Krusch, Partnerin und Leiterin Private Equity in der Region Europe West bei der Unternehmensberatung EY (Ernst & Young).

Wenn es gut laufe, werde man im laufenden Jahr eine zweistellige Anzahl von Transaktionen mit einem Volumen ab einer Milliarde Euro aufwärts sehen. Private-Equity-Fonds kaufen Unternehmen oder Konzernteile, restrukturieren sie und verkaufen sie nach drei bis sieben Jahren zu einem höheren Preis weiter oder bringen sie an die Börse. Höhere Zinsen werden die Kredite für die Übernahmen verteuern.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland so viele Transaktionen durchgeführt wie nie zuvor: Die Zahl der Investitionen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent von 225 auf 302 und damit auf ein neues Rekordniveau, geht aus einer EY-Analyse hervor.

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Allerdings dominierten kleinere und mittelgroße Transaktionen – bei den ganz großen Transaktionen kamen 2021 oft Adressen aus der Industrie zum Zug. Deshalb sank der Wert der von Finanzinvestoren getätigten Käufe von 34,2 auf 26,2 Milliarden Euro.

„Übernahmeappetit so groß wie nie“

Die größten Private-Equity-Transaktion des Jahres war die Übernahme des Keramikherstellers Ceramtec und der Kauf des Schuhherstellers Birkenstock für jeweils rund 3,8 Milliarden Euro. Das Bietergefecht um Zooplus entschieden die Finanzinvestoren Hellman & Friedman sowie EQT für sich.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Deutschland laut EY 762 Unternehmenskäufe durchgeführt, ein Plus von sechs Prozent. 40 Prozent der Deals gingen auf das Konto von Finanzinvestoren. Der Übernahmeappetit sei so groß wie nie zuvor, meint Expertin Krusch, der Markt brumme.

Allerdings zeichnet sich bei den Bewertungen eine leichte Entspannung ab. Frank Hermann, Managing Partner von Argos Wityu, sagt dazu: „Wir sehen im Markt insgesamt eine Normalisierung der Bewertungen. Allerdings bestehen sehr große Unterschiede zwischen verschiedenen Branchen.“

In der Gesundheitsbranche oder im Technologiesektor würden weiterhin hohe Preise gezahlt, häufig mehr als das 15-Fache des operativen Gewinns (Ebitda). In der Industrie oder im Dienstleistungssektor lägen sie im Schnitt deutlich niedriger.

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Die Aktivitäten von Finanzinvestoren in Deutschland nehmen seit Jahren zu. Zu den Gründen zählen immer mehr und vor allem größere Fonds, die in der Spitze zweistellige Milliardensummen einsammeln. Weil die Renditen höher sind als bei Anleihen und Aktien, wird der Trend auch weiterhin anhalten, denn der Anlagedruck der institutionellen Investoren ist nach wie vor hoch.

Auch bei den Exits bleibt der Boom vorerst intakt, 2021 wurden 112 Beteiligungen verkauft oder an die Börse gebracht, dabei erlösten die Finanzinvestoren die Rekordsumme von 30,3 Milliarden Euro. Besonders häufig gerieten deutsche IT-Unternehmen ins Visier der Finanzinvestoren.

Eine immer größere Rolle spielen die ESG-Themen bei Unternehmenstransaktionen „Generell werden Beteiligungsmöglichkeiten aller Branchen im Rahmen der Due Diligence kritischer auf den Prüfstand gestellt bezüglich ihres ESG-Footprints“, sagt der Chef von Accenture Strategy, Moritz Hagenmüller. „Zweitens besteht ein verstärktes Interesse an Unternehmen, die im Zuge einer Neuausrichtung besonders vom Trend zu mehr Nachhaltigkeit profitieren können.“

Und drittens fließe viel Kapital in Geschäftsmodelle, die nachhaltiges Wirtschaften besser ermöglichten – die Vielfalt sei enorm und reiche von Recyclingunternehmen bis zu Technologieanbietern.

Mehr: EQT geht mit einem Mega-Fonds auf Firmenjagd

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