Größere Qualitätsmängel zwingen Tesla zu gleich zwei Rückrufaktionen binnen weniger Stunden. Erst muss der E-Autobauer eine halbe Million Fahrzeuge in den USA zur Kontrolle in die Werkstätten holen, nun sind 55.000 chinesische Kunden betroffen. Die Probleme sind in beiden Fällen die gleichen.
Tesla ruft in China rund 55.000 Fahrzeuge wegen womöglich sicherheitsgefährdender Mängel zurück. Wie aus einer Online-Stellungnahme der chinesischen Marktaufsichtsbehörde hervorgeht, sind knapp 20.000 Autos des "Model S" und mehr als 35.000 Autos des "Model 3" betroffen.
Berichten zufolge handelt es sich dabei um zwei verschiedene Sicherheitsrisiken: Beim "Model 3" des US-amerikanischen E-Autobauer wurden demnach Mängel rund um die Rückfahrkamera festgestellt. Diese könne durch das Öffnen und Schließen des Kofferraumdeckels beschädigt werden und schlussendlich ausfallen. Beim "Model S" bestehe die Gefahr, dass sich die Motorhaube unerwartet öffne, sofern ein Verriegelungsmechanismus gelöst werde. Dies könne die Sicht des Fahrers behindern.
Zuvor hatte Tesla aus den gleichen Gründen bereits in den USA knapp eine halbe Million Fahrzeuge zurückgerufen. Ob von den Mängeln und einem möglichen Rückruf auch Fahrzeuge in Deutschland betroffen sind, ließ sich bislang nicht klären. Das dafür zuständige Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Tesla generiert rund ein Fünftel seines Umsatzes in China, dem weltweit größten Markt für Elektroautos. Seit 2019 betreibt der von Elon Musk gegründete Konzern eine Fabrik in Shanghai mit mehreren Tausend Angestellten.
Hunderttausende neue Fälle: In mehreren Ländern Europas steigen die Corona-Infektionen sprunghaft an. Und: Ein Kreuzfahrtschiff macht Silvester-Quarantäne in Lissabon. Der Überblick.
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18.29 Uhr: Mehrere Staaten in Europa haben Rekordwerte bei den Corona-Infektionen gemeldet. Laut italienische Gesundheitsministerium gab es am Silvestertag mehr als 144.000 neue Covid-Fälle (155 Menschen starben). Tags zuvor waren es noch knapp 127.000, am Mittwoch 98.000. Bis Mitte Dezember hatten sich in Italien den offiziellen Angaben zufolge weniger als 30.000 Einwohner pro Tag infiziert. An den Feiertagen stiegen die Zahlen sprunghaft an – auch, weil mit 1,15 Millionen Tests so viele gemacht wurden wie noch nie.
Auch Portugal (30.829 Neuinfektionen/18 Todesfälle) und Großbritannien (189.000/203) sehen sich derzeit mit so vielen neuen Fällen konfrontiert wie nie seit Beginn der Pandemie. In Portugal seien schätzungsweise 83 Prozent davon auf Omikron zurückzuführen, teilen die Behörden mit. Das Land hat mit inzwischen etwa 87 Prozent eine der höchsten Impfquoten weltweit.
In England hat sich zudem die Zahl der wegen des Coronavirus ausfallenden Krankenhausmitarbeiter binnen eines Monats nahezu verdoppelt. Laut einer am Freitag vom Gesundheitsdienst NHS England veröffentlichten Bilanz befanden sich am 26. Dezember 24.362 Beschäftigte wegen einer Infektion oder eines Kontakts zu einem Infizierten in Isolation. Am 29. November waren es noch 11.375 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch die Zahl der Krankenhauseinweisungen steigt. Am Freitag wurden mehr als 1900 Einweisungen von Covid-19-Patienten gemeldet, ein Plus von 60 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.
Virologe Drosten über Omikron-Welle: Für Ungeimpfte über 60 wird es jetzt »richtig gefährlich«
18.18 Uhr: Omikron ist wahrscheinlich milder als vorige Varianten des Coronavirus – aber es verbreitet sich viel schneller. Was das für die kommenden Wochen bedeutet. Lesen Sie hier mehr dazu.
Kreuzfahrtschiff macht Silvester-Quarantäne in Lissabon
17.08 Uhr: Wegen Corona-Fällen bei der Besatzung verzögert sich die Weiterfahrt des Kreuzfahrtschiffs Aida Nova im Hafen der portugiesischen Stadt bis ins neue Jahr. Man habe die positiven Fälle bei Routineprüfungen entdeckt und die Betroffenen in Abstimmung mit den Behörden in Lissabon an Land untergebracht, hieß es von Aida Cruises am Freitag in Rostock. Sie haben demnach nur milde Symptome und werden medizinisch betreut.
Wann das Schiff seine Reise zu den Kanarischen Inseln fortsetzen wird, war laut Unternehmen noch nicht klar. Man warte auf die Anreise wichtiger Crewmitglieder und prüfe verschiedene Reiseoptionen. Die Kreuzfahrtgäste dürfen das Schiff den Angaben zufolge jedoch ohne Einschränkungen verlassen. Das Unternehmen wies darauf hin, dass alle Passagiere ab dem 12. Lebensjahr und die Besatzung geimpft sind und sowohl ein Antigen- als auch ein PCR-Test vor dem Fahrtantritt durchgeführt werden müssen.
16.00 Uhr: Die deutschen Landkreise haben ein hartes Vorgehen des Staates gegen gewaltsame Corona-Demonstrationen gefordert. Zwar sei das Recht, gegen die Coronapolitik auf die Straße zu gehen, vom Grundgesetz geschützt, sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager den Zeitungen der Funke Mediengruppe. »Das muss aber friedlich geschehen«, sagte er weiter.
Sobald diese Grenze überschritten werde oder sogar Politiker und ihre Familien bedroht oder angegriffen werden, »muss der Rechtsstaat entschieden eingreifen«, sagte der CDU-Politiker und Landrat des Landkreises Ostholstein. »Das bedeutet auch, dass gewaltsame Demonstrationen aufgelöst werden.«
In den vergangenen Wochen war es an unterschiedlichen Orten immer wieder zu Ausschreitungen bei Protesten gegen Coronaregeln oder zu Drohungen gegen Politikerinnen und Politiker gekommen. An den Demonstrationen hatten sich vielerorts auch Rechtsextreme beteiligt oder diese sogar organisiert. Sehr häufig wurden auch Vorgaben wie Abstandsregeln oder die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nicht eingehalten.
Großbritannien gibt grünes Licht für Anti-Covid-Pille von Pfizer
13.07 Uhr: Die britische Arzneimittelbehörde genehmigt die Tabletten gegen Covid-19 des US-Konzerns Pfizer. Das Medikament Paxlovid könne eingesetzt werden bei Menschen über 18 Jahren mit milden bis moderaten Symptomen, die ein Risiko für einen schweren Verlauf hätten. Die Pille sei laut Studien am wirkungsvollsten, wenn sie im frühen Stadium von Covid-19 eingenommen werde, teilte die Behörde mit. Pfizer hatte kürzlich bekannt gegeben, die Arznei habe eine Wirksamkeit von 90 Prozent bei der Vermeidung von Hospitalisierung und Tod bei Hochrisikopatienten.
Intensivmediziner fordern einheitliches Warnsystem für Omikron-Ausbreitung
11.08 Uhr: Angesichts der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante haben Intensivmediziner ein bundesweit einheitliches Warnsystem gefordert, um schneller reagieren zu können. »Wir brauchen jetzt schnell ein bundesweit einheitliches Ampelsystem für mögliche Corona-Verschärfungen«, sagte der Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Christian Karagiannidis, der »Rheinischen Post«.
Karagiannidis warnte davor, auf möglicherweise mildere Krankheitsverläufe bei Omikron zu vertrauen. »Die schiere Anzahl von Neuinfektionen, auf die wir derzeit zusteuern, könnte die Intensivkapazitäten dennoch vor große Herausforderungen stellen, noch mehr aber die Hospitalisierung insgesamt«, sagte er der Zeitung. Daher sollten sich Bund und Länder schnell auf ein Warnsystem aus den Faktoren Intensivbettenbelegung, Hospitalisierungsquote und Inzidenz einigen.
Karagiannidis ist auch Mitglied des neuen Expertenrates der Bundesregierung. Um den gerade über die Feiertage wieder stockenden Informationsfluss zu verbessern, forderte er zudem eine Digitalisierungsoffensive im Gesundheitswesen. »Die Bundesregierung muss im ersten Halbjahr 2022 endlich die elektronische Patientenakte neu aufrollen und umsetzen«, sagte der Intensivmediziner. Es könne nicht sein, dass die Verantwortlichen in Deutschland »so wenig Kenntnis vom aktuellen Krankheitsgeschehen haben« wie derzeit.
Inzidenz in Spanien steigt erstmals auf über 1000
11.02 Uhr: Trotz einer hohen Impfquote von rund 80 Prozent verabschiedet Spanien das Jahr 2021 mit einer der höchsten Coronainzidenzen Europas. Die Zahl der neu erfassten Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen 24 Stunden kletterte auf 1086, wie das Gesundheitsministerium in Madrid am späten Donnerstagabend mitteilte. Damit wurde erstmals die 1000er-Marke überschritten. Zum Vergleich: In Deutschland lag dieser Wert am Freitag bei 214,9.
Mitte Oktober hatte Spanien noch einen Jahrestiefstwert von ca. 18 verzeichnet. Die Behörden beteuern unterdessen, dass die Lage in den Krankenhäusern auch dank der hohen Impfquote weiterhin weitgehend unter Kontrolle sei, da die Vakzinen in den meisten Fällen für eine Ansteckung ohne Symptome oder mit einem milderen Krankheitsverlauf sorgten. Zuletzt waren in Spanien 8,8 Prozent aller Krankenhausbetten sowie 19 Prozent aller Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt. Auch diese Zahlen klettern, aber eher langsam.
Drosten: Mildere Verläufe bei Omikron »sehr wahrscheinlich«
10.40 Uhr: Der Berliner Virologe Christian Drosten hält mildere Krankheitsverläufe bei der neuen Coronavariante Omikron mittlerweile für »sehr wahrscheinlich«. Dazu gebe es immer mehr Daten, sagte Drosten am Freitag im Deutschlandfunk. Pro 1000 nachgewiesenen Coronafällen müssten nach seiner Einschätzung weniger Menschen in einem Krankenhaus behandelt werden. So sei das Risiko für Ungeimpfte, nach einer Infektion in eine Klinik zu müssen, bei Omikron nur etwa drei Viertel so hoch wie bei Delta. Gleichzeitig könne aber in anderen Ländern beobachtet werden, dass die neue Variante eine sehr hohe Verbreitungsgeschwindigkeit habe.
Omikron in Frankreich auf dem Vormarsch
10.29 Uhr: Die Omikron-Variante dominiert in Frankreich mittlerweile das Infektionsgeschehen. 62,4 Prozent der Suchtests auf die neue Variante seien zu Beginn der Woche positiv gewesen, teilte die französische Gesundheitsbehörde am Donnerstagabend mit.
Insgesamt stiegen die Infektionszahlen in Frankreich zuletzt rapide, mit Rekordwerten seit Beginn der Pandemie. Am 29. Dezember vermeldeten die Behörden rund 208.000 positiv auf das Virus getestete Personen innerhalb von 24 Stunden. Die Sieben-Tage-Inzidenz Frankreichs lag zuletzt bei knapp 1050. In Deutschland gingen in der Kalenderwoche 51 (bis 26. Dezember) laut Robert Koch-Institut 17,5 Prozent der auf Varianten untersuchten Corona-Nachweise auf Omikron zurück.
Israel beginnt mit vierter Coronaimpfung für Immungeschwächte
8.35 Uhr: Israel hat mit der vierten Impfung gegen das Coronavirus für Menschen mit Immunschwäche begonnen. Am Freitagmorgen seien die ersten Patienten mit Lungen- und Herztransplantationen geimpft worden, teilte das Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv mit. Der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Nachman Asch, hatte jüngst erklärt, dass vorerst nur Menschen mit Immunschwäche eine vierte Dosis des Coronaimpfstoffes bekommen sollen.
Ein Expertengremium hatte angesichts der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante zuvor empfohlen, neben Immungeschwächten auch Menschen über 60 und medizinisches Personal zum vierten Mal zu impfen. Asch sagte, er sei noch nicht überzeugt, dass dies bereits notwendig sei. Man wäge aber jeden Tag neu das weitere Vorgehen ab.
Das Schiba-Krankenhaus hatte am Montag eine Studie zur vierten Impfung gegen das Coronavirus mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech begonnen. Israel hat die vierte Coronawelle bereits hinter sich, zuletzt sind die Infektionszahlen jedoch wieder massiv gestiegen.
Nur rund 60 Prozent der 9,4 Millionen Israelis gelten noch als vollständig geimpft. Dies sind zweifach Geimpfte bis zu sechs Monate nach der Zweitimpfung und Menschen mit Boosterimpfung. 31 Prozent der Bevölkerung sind gar nicht geimpft, bei neun Prozent ist die Gültigkeit der Impfung schon abgelaufen.
Vor Feuerwerk in Sydney: Region meldet explodierende Coronazahlen
8.14 Uhr: Kurz vor dem imposanten Feuerwerk zum Jahreswechsel im Hafen von Sydney hat der australische Bundesstaat New South Wales so viele Corona-Neuinfektionen wie noch nie verzeichnet. Die Behörden in der Region an der Ostküste meldeten am Freitag rund 21.100 neue Fälle – fast 9000 mehr als am Donnerstag und 15.000 mehr als am Mittwoch. Noch nie seien in einer australischen Region höhere Neuansteckungszahlen registriert worden, berichtete der Sender ABC.
Trotz der explodierenden Fallzahlen ist in Sydney – der Hauptstadt von New South Wales – ein grandioses Silvesterfeuerwerk vor der Kulisse der Harbour Bridge und des Opernhauses geplant. Dabei sollen sechs Tonnen Pyrotechnik in den Himmel geschossen werden. Anders als im vergangenen Jahr sind dieses Mal wieder Zehntausende Zuschauer zugelassen, die das weltberühmte Spektakel rund um die Wahrzeichen der Metropole vor Ort verfolgen dürfen. Allerdings mussten sich alle Teilnehmer im Vorfeld ein Ticket für einen von rund 30 Aussichtspunkten kaufen. Das Feuerwerk wird zudem live im Internet und Fernsehen übertragen.
Australien hatte lange eine Null-Covid-Strategie verfolgt und seine Landesgrenzen für Besucher geschlossen. Trotzdem steigen die Infektionszahlen bereits seit Monaten. Wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante melden einige Landesteile derzeit immer neue Rekordwerte.
Wegen Omikron: England macht Platz für Hunderte zusätzliche Krankenhausbetten
8.08 Uhr: Wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus fürchten die englischen Gesundheitsbehörden eine Überlastung der Krankenhäuser und wollen Tausende zusätzliche Betten bereitstellen. Noch in dieser Woche werde mit dem Bau zusätzlicher Strukturen mit Platz für je 100 Betten auf dem Gelände von acht Krankenhäusern begonnen, erklärte der Gesundheitsdienst NHS England am Donnerstag. Premierminister Boris Johnson sprach eine deutliche Warnung an Ungeimpfte aus.
Johnson wandte sich am Freitag an alle nicht oder nicht vollständig Geimpften: »Schauen Sie sich die Menschen an, die jetzt ins Krankenhaus kommen«, sagte er. »Das könnten Sie sein. Schauen Sie sich die Intensivstationen und das elende, unnötige Leiden derjenigen an, die sich nicht haben impfen lassen. Das könnten Sie sein.«
Regierungschef Johnson: »Das könnten Sie sein«
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Krankenhäuser sollen dem NHS zufolge auch prüfen, wo etwa Sporthallen oder Bildungseinrichtungen in provisorische Krankenstationen umgewandelt werden können, um bis zu 4000 Betten bereitstellen zu können. Die Extrabetten sollen Patienten aufnehmen, die bereits auf dem Wege der Besserung sind, um Platz für akute Covid-19-Fälle zu machen.
Angesichts der Rekord-Infektionszahlen und steigender Hospitalisierungsraten sei der NHS »in Kampfbereitschaft«, betonte dessen medizinischer Leiter Stephen Powis. Zwar sei bisher noch unklar, ob die zusätzlichen Strukturen gebraucht werden, »aber wir können nicht abwarten, bis wir es wissen«.
Großbritannien hatte mit mehr als 180.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden am Mittwoch einen neuen Rekord verzeichnet. Die Zahl der Covid-19-Patienten in Englands Krankenhäusern stieg auf über 10.000 und war damit so hoch wie zuletzt am 1. März.
Bas warnt vor schneller Einführung einer Impfpflicht
8.01 Uhr: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat vor der schnellen Einführung einer allgemeinen Corona-Impfpflicht gewarnt: »Wir sollten uns für eine Impfpflicht wirklich Zeit nehmen und nichts übers Knie brechen«, sagte sie der »Neuen Osnabrücker Zeitung« (NOZ). Einen Bundestagsbeschluss schon im Januar halte sie für »verfrüht«. Das Parlament müsse sich gründlich mit dem komplexen und kontroversen Thema befassen.
»Es geht immerhin auch um die körperliche Unversehrtheit der Menschen, und viele sehen diese bedroht«, sagte sie der Zeitung. »Das gilt es ernst zu nehmen.«
Bund und Länder hatten den Bundestag am 2. Dezember zu einem »zeitnahen« Beschluss aufgefordert, damit die allgemeine Impfpflicht »etwa ab Februar« greifen könne.
»Wenn wir erst im März fertig wären, wäre das völlig in Ordnung«, sagte Bas nun der NOZ. Es dürfe »nicht passieren«, dass die aufgeheizte Debatte von der eigentlichen Aufgabe ablenke, sofort mehr Menschen zu impfen. Wenn das Ziel erreicht werde, die Impfquote Richtung 80 oder sogar 90 Prozent zu treiben, »brauchen wir womöglich gar keine Impfpflicht mehr«, betonte Bas. »Jeder, der sich jetzt impfen lässt, trägt dazu bei.«
Südkorea verlängert strenge Maßnahmen wegen Omikron
7.23 Uhr: Südkorea verlängert die seit Mitte Dezember geltenden strengeren Vorschriften zur Bekämpfung der Omikron-Variante bis zum 16. Januar. Demnach dürfen sich nicht mehr als vier Geimpfte treffen, Restaurants und Bars müssen um 21 Uhr schließen, Kinos um 22 Uhr. In Südkorea sind knapp 91 Prozent der Einwohner über zwölf Jahren geimpft. Am Donnerstag waren 4875 neue Coronainfektionen gemeldet worden, ein starker Rückgang im Zwei-Wochen-Vergleich. Allerdings verharrt die Zahl der schwer kranken Covid-Patienten bei 1000.
RKI meldet 41.240 neue Coronafälle – Inzidenz bei 214,9
7.09 Uhr: Das Robert Koch-Institut (RKI) hat am Freitag eine höhere bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz als am Vortag veröffentlicht – allerdings mit der Einschränkung, dass die Daten aufgrund der geringen Test- und Meldeaktivitäten während der Feiertage ein unvollständiges Bild abgeben können. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Morgen mit 214,9 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der bundesweite Wert bei 207,4 gelegen, vor einer Woche bei 265,8. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 41.240 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5.19 Uhr abbilden. Vor genau einer Woche waren es 35.431 Ansteckungen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 323 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 370 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 7.150.422 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Coronapatienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 3,15 (Mittwoch 3,18) an. Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Freitag mit 6.382.900 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 111.925.
Kinderärzte-Präsident warnt vor erneuten Schulschließungen
5.31 Uhr: Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, warnt vor Überlegungen in manchen Regionen, die Schulen vorübergehend zu schließen. »Ich finde es unerträglich, dass einzelne Politikerinnen und Politiker jetzt schon wieder über Schulschließungen nachdenken. Das hätte massive und dauerhafte Folgen für die Kinder und Jugendlichen, die Schäden waren in der Vergangenheit enorm«, sagte Fischbach der »Rheinischen Post« einem Vorabbericht zufolge. »Würde es nach den Ferien zu erneuten Schulschließungen kommen, wäre das ein klarer Ausdruck von Politikversagen.«
Krankenhausgesellschaft gegen Verkürzung von Quarantänezeiten für Personal
5.23 Uhr: Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, hat sich gegen eine allgemeine Verkürzung der Corona-Quarantänezeiten zur Sicherung der gesundheitlichen Infrastruktur ausgesprochen. »Ein flächendeckender Einsatz von infizierten symptomlosen Mitarbeitern in der kritischen Infrastruktur ist ein zu hohes Risiko, gerade auch im Gesundheitswesen für die besonders vulnerablen Gruppen«, sagte Gaß den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).
Gaß betonte: »Es wäre den Mitarbeitern auch schwer zu vermitteln, mit viel Aufwand Infektionsschutz zu betreiben, während Kollegen infektiös am Krankenbett stehen.«
Verkürzungen der Quarantäneregelung könne es nur nach sorgfältiger Prüfung geben. »Wir brauchen valide Daten über die Infektionslage und deutlich mehr Daten über Omikron, um wirklich Entscheidungen treffen zu können, ob durch ein frühzeitiges Freitesten eine Verkürzung möglich ist«, so Gaß. »Eine Verkürzung kann auch nur dann erfolgen, wenn es sich um symptomlose Mitarbeiter in hochspezialisierten Bereichen handelt, die sonst nicht ersetzbar wären.«
In den Krankenhäusern gebe es in diesen Wochen eine Anzahl an Krankmeldungen, die einer »normalen« Wintersaison entspreche. Eine Situation mit eklatantem Personalmangel wie in London gebe es derzeit nicht, sagte Gaß.
Ein Booster oder gar eine vierte Impfung wird laut Virologe Drosten in jedem Fall kommen. Omikron und die niedrige Impfquote sind die Gründe dafür. Für Geimpfte könnte die Pandemie zwar im kommenden Jahr vorbei sein, einige Regeln könnten aber weiter Bestand haben.
Der Berliner Virologe Christian Drosten rechnet damit, dass eine Impfung mit einem an die Omikron-Variante angepassten Wirkstoff nötig sein wird. "Ich gehe davon aus, dass jeder nochmal eine Auffrischungsimpfung mit einem Update-Impfstoff braucht", sagte er im Deutschlandfunk. Zudem werde wahrscheinlich die Inzidenz zum kommenden Winter noch einmal steigen, so dass gefährdete Personen erneut eine Auffrischungsimpfung bräuchten.
Ein Grund sei der hohe Anteil an Ungeimpften in Deutschland. "Wir haben zu viele ungeimpfte Leute in Deutschland, gerade auch über 60. Und die sind natürlich richtig in Gefahr", sagte Drosten. "Das wird in Konsequenz auch verhindern, dass wir in Deutschland in die endemische Phase eintreten können, und das wird uns einen extremen gesellschaftlichen, auch wirtschaftlichen Nachteil bringen gegenüber anderen Ländern, wenn wir das nicht hinbekommen."
Für Geimpfte könne die Pandemie im kommenden Jahr vorbei sein. Falls die Impflücke aber nicht geschlossen werden könne, müssten diese wahrscheinlich weiter Rücksicht nehmen auf die Ungeimpften. Einige Maßnahmen seien dann weiter nötig. "Maske tragen in Räumen beispielsweise im nächsten Winter, das würde mich nicht wundern, wenn wir das noch machen müssen. Ich glaube aber nicht, dass wir in großer Breite dann noch diese Belastung auf die Krankenhäuser haben werden."
Auch am vorletzten Tag des Jahres blieb die Impfkampagne deutlich hinter dem Vorwochenniveau zurück. Gestern wurden nach den Angaben des RKI 471.125 Dosen verimpft, am 23. Dezember waren es rund 780.000 gewesen. Damit erreicht die Impfkampagne nach den erwartungsgemäß impfschwachen Weihnachtstagen nicht ansatzweise das Vorfeiertagsniveau, als durchschnittlich mehr als eine Million Impfungen pro Tag durchgeführt wurden.
Das Wetter hatte in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern einige Extreme zu bieten: Laut Deutschem Wetterdienst war es der kälteste April seit Jahrzehnten und einer der heißesten Junis seit Messbeginn.
"Der April war der kälteste seit 1986", stellte der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner Messstationen fest. Weiterhin sei der Juni der viertwärmste seit Messbeginn gewesen. Die Sonne habe verhältnismäßig häufig geschienen.
Relativ viel Regen im Herbst
Anders als etwa Nordrhein-Westfalen blieb der Nordosten von schweren Flutkatastrophen verschont. Allerdings hat es im Herbst überdurchschnittlich viel geregnet. Mit Orkanböen und dem Sturmtief "Peter" kam laut DWD nicht nur Wind, sondern an der pommerschen Küste auch jede Menge Wasser von oben. Auf Usedom waren es demnach Anfang November an einem Tag 64,5 Liter pro Quadratmeter.
Jede Menge Sonnenstunden an der Ostseeküste
Die Meteorologen registrierten an den hiesigen Küsten jedoch auch besonders viel Sonnenschein: Die Ostseeregion gehörte mit 1.800 Sonnenstunden sogar deutschlandweit zu den Spitzenreitern. Pünktlich zu den Weihnachtsfeiertagen fielen die Temperaturen dem DWD zufolge schließlich unter die Marke von minus 15 Grad.
Elf Mal infolge zu warmer Jahresdurchschnitt
Der Wetterdienst wies für das zu Ende gehende Jahr 2021 mit 9,4 Grad eine Durchschnittstemperatur aus, die 1,2 Grad über dem Durchschnitt der Referenzperiode von 1961 bis 1990 liegt. Deutschlandweit war es demnach das elfte zu warme Jahr in Folge.
Weitere Informationen
In keinem Bundesland wurden mehr Sonnenstunden registriert als in Mecklenburg-Vorpommern. Spitzenreiter sind Rügen und Teile Vorpommerns mit 770 Sonnenstunden. mehr
Zwischen 2011 und 2020 gab es durchschnittlich 6,7 Tage mit mehr als 30 Grad, zwischen 1951 und 1960 waren es noch 1,9. mehr
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Die Nachrichten | 30.12.2021 | 18:00 Uhr
Auf breiter Ebene habe die Marktstimmung im Jahresverlauf 2021 jedoch immer wieder kräftige Dämpfer erhalten. Rund um die Evergrande-Geschichte in China würden sich massive Sorgen um die globale Wirtschaft ausbreiten, falls der chinesische Immobiliensektor globale Ansteckungseffekte verursachen würde. Negative Auswirkungen auf die Stimmung hätten auch die Sorgen um zahlreiche Lieferkettenprobleme. „Insbesondere bei Rohstoffen oder Halbleiterchips wurden die Angebotsengpässe zu einem echten Output-Problem. ‚Abgerundet‘ wurde das sorgenvolle Umfeld durch die Angst vor einer nachhaltig galoppierenden Inflation und steigenden Zinsen“, meint Grüner. Letztendlich habe die Omikron-Variante in den Wintermonaten für einen kräftigen Stimmungsabschwung gesorgt, was die Entwicklung der globalen Wirtschaft angehe.
Robuste Märkte
Die Aktienmärkte hätten sich allerdings extrem robust gezeigt und überstanden das gesamte Börsenjahr 2021 ohne eine wirklich nennenswerte Korrekturbewegung. „Die Jahresergebnisse für 2021 können sich auf breiter Ebene sehen lassen. Nur die Marktstimmung hat sich angesichts der zahlreichen Unruheherde per Saldo nicht wirklich verbessert. Die gefährliche Euphorie ist also immer noch ein gutes Stück entfernt und die nahezu idealtypischen Voraussetzungen für eine Fortsetzung des reifen Bullenmarkts sind zum Jahreswechsel gegeben“, so Grüner. „Die Weltwirtschaft wächst robust, nicht mehr mit dem dynamischen Tempo nach der COVID-Kontraktion, da viele Basis-Effekte entfallen, aber „immerhin“ mit den soliden Wachstumsraten, die den Bullenmarkt bereits von 2009 bis ins Frühjahr 2020 gestützt hatten.“
Politik stört bisher nicht
Die politische Landschaft sei weiterhin von weltweiten Pattsituationen geprägt. In den USA stünden in 2022 die Zwischenwahlen an, die den politischen Handlungsspielraum weiter einschränken könnten. In Deutschland und in vielen weiteren europäischen Ländern würden sich die Mehrparteien-Regierungskoalitionen nach Kräften bemühen, letztendlich politisch aber doch nicht viel bewegen können. Und nicht zuletzt sei die Marktstimmung, wie bereits angesprochen, noch weit vom euphorischen Bereich entfernt.
Fazit
In der Rückschau falle die Analyse der Aktienmärkte natürlich immer furchtbar einfach aus. „Zahlreiche Sorgen stellten sich als unbegründet heraus, andere Ängste werden in abgeschwächter Form ins neue Jahr mitgenommen“, erläutert Grüner. Investiert werde allerdings immer im Hier und Jetzt, von Tag zu Tag, „und hier haben sich im Börsenjahr 2021 einmal mehr die zukunftsorientierte Denkweise und Disziplin als erfolgversprechende Tugenden bewährt. Der reife Bullenmarkt ist aus unserer Sicht noch nicht an seinem Ende angelangt, also sollten diese Tugenden auch für das Börsenjahr 2022 als „gute Vorsätze“ von Anlegern verstanden werden“, resümiert Grüner.
Der Landwirtschafts-Simulator 22 unterhält eine riesige Spielergemeinde, das lässt sich schon auf Steam erkennen. Aber wie gut die Farming-Sim im direkten Vergleich mit den ganz großen Namen des Spielekosmos auf dem europäischen Markt abschneidet, überrascht dann doch.
Laut einem Tweet des Brachenkenners Christopher Dring, seines Zeichens in leitender Position bei Gamesindustry.biz tätig, verkaufte sich der Landwirtschafts-Simulator 22 in Europa besser als Forza Horizon 5, Guardians of the Galaxy, Monster Hunter Rise, Zelda: Skyward Sword HD und Ratchet & Clank: Rift Apart.
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Genaue Daten bleibt Dring zwar schuldig, verweist aber darauf, dass diese bald im Jahresreport 2021 folgen sollen.
Messbares Wachstum
Der gigantische Erfolg des Farming-Simulators 22, zumindest in diesen Ausmaßen, kommt durchaus überraschend. Eigentlich würde man Hardcore-Simulationen eher dem Nischenspektrum zuordnen. Die Spielerzahlen auf Steam, die zu Höchstzeiten an der 100.000er Marke kratzten, sprechen jedoch deutlich von einem großen Mainstream-Erfolg:
Außerdem wächst der Landwirtschafts-Simulator in den letzten Jahren erheblich: Die 2017er-Version kam zum Release im Oktober 2016 noch auf rund 31.000 gleichzeitig aktive Spieler auf Steam. Der 19er-Ableger der Farming-Reihe erreichte im Jahr 2018 bereits fast 60.000 virtuelle Landwirte. Nun kratzt der neueste Serienteil an der 100.000.
Diese Zahlen zeigen indes nur an, wie viele Spieler gleichzeitig im Landwirtschafts-Simulator 22 aktiv sind. Die tatsächlichen Verkäufe fallen um ein Vielfaches höher aus. Allein in der Release-Woche verkaufte sich das Spiel 1,5 Millionen Mal.
Landwirtschaften bei GameStar
Ob ihr neue Spieler oder alte Hasen im Genre seid, bei GameStar Plus erntet ihr jede Menge nützliche Hilfestellungen und praktische Tipps zum Landwirtschafts-Simulator 22:
Hamburg/Brüssel (dpa) - Dutzende bunte Fläschchen, eine Tattoo-Maschine und viel Fingerspitzengefühl - mit diesen Mitteln erfüllt der Hamburger Tätowierer Sebastian Makowski Kundinnen und Kunden ihre Tattoo-Wünsche. Allzu bunt dürften die aber bald nicht mehr ausfallen: Ab Januar verbietet die EU nämlich viele Inhaltsstoffe, die in diversen gängigen Tätowierfarben enthalten sind.
Auf das somit nahende Aus für viele Farben schaut Makowski, der Geschäftsführer der «Ältesten Tätowierstube in Deutschland» auf St. Pauli ist, mit Sorge. «Corona mit den monatelangen Schließungen hat uns schon arg gebeutelt. Dann kommt sowas obendrauf.» Groß ist die Unsicherheit, mit welchen Farben er bald überhaupt arbeiten kann.
Substanzen sind laut EU potenziell gefährlich
Vom 4. Januar 2022 an unterliegen viele Chemikalien in Tattoo-Farben in der gesamten Europäischen Union den Beschränkungen durch die sogenannte REACH-Verordnung. Auf der Bannliste stehen dann Tausende Substanzen. Viele von ihnen sind aus Sicht der EU potenziell gefährlich oder nicht ausreichend erforscht.
2020 wurde das Verbot beschlossen, die Übergangszeit läuft nun aus. Das Ziel sei laut der EU-Kommission nicht, Tätowierungen grundsätzlich zu verbieten. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) betont, es gehe darum, «Tätowierfarben und Permanent-Make-up sicherer zu machen».
In einem Jahr kommen auf die Tattoo-Branche weitere Einschränkungen zu. Ab 2023 will die EU zusätzlich auch noch bestimmte blaue und grüne Farbpigmente untersagen. Der Grund: Ihre Sicherheit sei nicht nachgewiesen, laut ECHA stehen die Pigmente im Verdacht, krebserregend zu sein.
Tätowierer fürchten Verlust von Kunden
Die meisten bisher genutzten Tattoo-Farben sind demnach in der aktuellen Zusammensetzung bald verboten - vor allem die bunten. Auf dem deutschen Markt verfügbare Farben entsprechend der EU-Verordnung sind bislang nur Schwarz, Grau, Weiß.
Sebastian Makowski rechnet damit, dass deshalb ein Drittel seiner Kundschaft bald wegbleiben könnte. Bei seinen Kolleginnen und Kollegen im Laden erwarte er stärkere Einbrüche, weil sie deutlich mehr mit bunten Farben arbeiteten als er.
«Das kommt ja zumindest teilweise einem Berufsverbot gleich. Das ist einfach frustrierend», sagt er. «Man fühlt sich im Stich gelassen, besonders von der Politik.» Er habe zwar großes Verständnis für hohe Sicherheitsansprüche an die Farben, aber nicht für die stattfindende Umsetzung der REACH-Verordnung und ihre Bedingungen.
Branche sieht Kunden entmündigt
Auch Daniel Rust, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Tattoo, bestätigt: «Die Stimmung in der Branche ist richtig schlecht.» Er kritisiert eine Entmündigung der Kundschaft durch die Verordnung, die der gesamten Branche schade. Vor jeder Tätowierung gebe es einen mehrseitigen Aufklärungsbogen, die Menschen entschieden sich bewusst für ihren neuen Körperschmuck.
Zudem habe er nie schlechte Erfahrungen mit den betreffenden Farben gemacht, betont er: «Ich bin seit zwölf Jahren Tätowierer und natürlich hatte ich auch schon Tattoos, die entzündet waren. Das hatte aber nicht in einem Fall mit der Farbe zu tun, sondern immer mit mangelnder Hygiene bei der Nachsorge.»
Hautarzt begrüßt EU-Verordnung
Christoph Liebich, Dermatologe und Inhaber der Hautarztpraxis Dermazent in München, sieht das anders. Viele Tattoo-Farben, die bislang auf dem Markt seien, seien nicht nachweislich unbedenklich. «Viele sind nie in klinischen Studien überprüft worden. Das heißt, Tattoo-Farbstoffe haben immer ein großes Risiko, eine Allergie auszulösen, es besteht auch die Gefahr, dass Krebs entstehen kann», mahnt er.
Den Schritt zum Verbot vieler enthaltener Substanzen findet er «vollkommen richtig». Schließlich gebe es für Substanzen zum Auftragen auf die Haut höchste Ansprüche - für Stoffe, die unter die Haut gingen, müssten diese also erst recht gelten.
Ein Nischentrend sind Tätowierungen lange nicht mehr, einigen Umfragen nach trägt etwa jede oder jeder Fünfte dauerhaften Körperschmuck unter der Haut. Die neuen Auflagen verunsichern also auch viele Tattoo-Fans. Viele hätten zum Jahresende noch dringlich versucht, einen Termin zu bekommen, um ihre Farb-Tattoos fertigstellen zu lassen, erzählt Makowski - oft vergebens.
Tattoo-Experte fürchtet Chaos
Wolfgang Bäumler, Professor für experimentelle Dermatologie und Tattoo-Experte am Universitätsklinikum Regensburg, sagt: «Ich gehe davon aus, dass unter der neuen Verordnung im Januar unter Tätowierern ein Stück weit das Chaos ausbricht.» Er weist darauf hin, wie komplex der Anforderungskatalog für neue Tattoo-Farben sei und wie schwierig demnach ihre Neuentwicklung. Die EU-Kommission verweist auf ausreichend Vorlauf für Alternativen seit den Beschlüssen.
Das Verbot diverser in den Farben enthaltener Substanzen findet Bäumler ebenfalls strittig. Er erklärt, wie komplex die Zusammensetzung der Farben sei: Sie bestünden aus je rund 100 Substanzen, etwa Pigmenten und Konservierungsstoffen. Bei einigen wisse man zwar, dass diese potenziell schädlich seien, bei vielen aber nicht. Statt eines allgemeinen Verbotes brauche es eine viel kleinteiligere Risikobewertung, fordert er.
Hoffnung auf neue Farben
Aber sind mit Jahresbeginn bunte Farbtattoos wirklich Geschichte? Rust vom Bundesverband geht vorerst nicht vom pauschalen Ende des farbenfrohen Körperschmucks aus - nach einer gewissen Durststrecke sei eine Palette neuer, regelkonformer bunter Farben zu erwarten, die Hersteller kurzfristig auf den Markt brächten, schätzt er.
Dramatischer werde es 2023 mit dem Verbot der Grün- und Blaupigmente. «Da gibt es noch nicht so richtige Alternativen. Aber wir haben noch ein bisschen Luft.» Dennoch - Sebastian Makowski auf St. Pauli sieht für die Branche durch die Auflagen im wahrsten Sinne des Wortes eher schwarz. «Die Zukunftsängste werden nicht weniger», sagt er.
Im Januar tritt ein Verbot bunter Tattoofarben in der EU in Kraft. Sie enthielten Substanzen, die potenziell gefährlich seien, lautet die Begründung. Foto: Marcus Brandt/dpa
Tätowierer Sebastian Makowski steht vor seinem Tätowierstudio «Älteste Tätowierstube in Deutschland» im Stadtteil St. Pauli. Für ihn kommt die neue EU-Verordnung teilweise einem Berufsverbot gleich. Foto: Marcus Brandt/dpa
Henry Cavill als Geralt von Riva in "The Witcher".null / Susie Allnutt
29.12.2021, 14:46
Mehr «Unterhaltung»
Die zweite Staffel von "The Witcher" ist wieder ein Erfolg. Seit dem 17. Dezember sind die neuen Folgen der Fantasy-Serie auf Netflix verfügbar. Und wie die erste Staffel entwickelte sich auch die neue Staffel zum absoluten Zuschauer-Liebling. Wie "Deadline" berichtet, soll die zweite Staffel von "The Witcher" in den ersten drei Tagen nach seiner Veröffentlichung 142 Millionen Stunden gestreamt worden sein. Die erste Staffel wurde in dem selben Zeitraum 49 Millionen Stunden lang geschaut.
Bei diesen Zahlen ist es kein Wunder, dass bereits eine dritte Staffel der Erfolgs-Show in Auftrag gegeben wurde. Aber wie geht es danach weiter? Showrunnerin Lauren Schmidt Hissrich hat sich nun zur Zukunft der Serie geäußert.
20 Staffeln "The Witcher"?
Bisher war unklar, wie viele Staffeln es von "The Witcher" geben wird. Mal wurde von Lauren Schmidt Hissrich die Zahl 20 in den Raum geworfen, dann war wieder von sieben Staffeln die Rede. Im Interview mit "Collider" sprach sie nun Klartext:
"Ich finde es gut, dass sieben Staffeln das Ziel geworden ist, auf das wir uns zubewegen, denn ich glaube, ich habe mal gesagt, dass ich gut 20 Staffeln machen werde und ich bin froh, dass niemand wirklich 20 Staffeln von mir erwartet. Das würde mich fertigmachen.“
In dem Gespräch erklärte sie auch, warum es ausgerechnet sieben Staffeln werden sollen: "Ich glaube, mein größtes Ziel und der Grund, warum ich das mit den sieben Jahren angezettelt habe, ist, weil ich den Büchern treu bleiben will. Ich habe nicht das Verlangen, dass unsere Geschichte über die der Bücher hinausgeht. Ich glaube, Andrzej Sapkowski, der Autor, er hatte ein natürliches Ende im Sinn."
"The Witcher" basiert auf der Geralt-Saga des polnischen Fantasy-Autors Andrzej Sapkowski. Die Romanvorlagen bestehen aus insgesamt acht Büchern: Dazu zählen die drei Kurzgeschichtenbände "Der letzte Wunsch", "Das Schwert der Vorsehung" und "Etwas endet, etwas beginnt", die die Vorgeschichte erzählen. Die fünf Teile "Die Erbe der Elfen", "Die Zeit der Verachtung", "Feuertaufe", "Der Schwalbenturm" und "Die Dame vom See" gehören zur Hexer-Saga. Außerdem gibt es mit "Zeit des Sturms" noch einen Einzelroman.
Netflix plant "The Witcher"-Universum
Alle Fans von "The Witcher" dürfen sich also freuen: Nach der zweiten Staffel ist noch lange nicht Schluss. Und auch abseits der Serie wird die Geralt-Saga in mehreren Formen verarbeitet. Unter anderem wird es auf Netflix auch eine Prequel-Serie zu "The Witcher" geben. Die Serie "The Witcher: Blood Origin" wird laut Netflix 1200 Jahre vor Geralts Zeit spielen und von der Geburt des ersten Hexers erzählen. Der Starttermin steht noch nicht fest, aber das Prequel soll wohl noch 2022 veröffentlicht werden.
Darüber hinaus ist ein weiteres Animationsabenteuer namens "The Witcher: Nightmare Of The Wolf" geplant. Außerdem ist ein animiertes familienfreundliches Serien-Spin-off geplant, ohne die explizite Gewalt und die düsteren Horror-Elemente, die man aus der Netflix-Serie kennt. Alle Fans, die dann immer noch nicht genug haben, können in mehreren Videospielen selbst in die Rolle des beliebten Hexers schlüpfen.
(swi)
Die zweite Staffel von "The Witcher" ist wieder ein Erfolg. Seit dem 17. Dezember sind die neuen Folgen der Fantasy-Serie auf Netflix verfügbar. Und wie die erste Staffel entwickelte sich auch die neue Staffel zum absoluten Zuschauer-Liebling. Wie "Deadline" berichtet, soll die zweite Staffel von "The Witcher" in den ersten drei Tagen nach seiner Veröffentlichung 142 Millionen Stunden gestreamt worden sein. Die erste Staffel wurde in dem selben Zeitraum 49 Millionen Stunden lang geschaut.
An diesem Mittwoch vor zehn Jahren begann in Freiburg eine neue Zeit: Christian Streich wurde Cheftrainer des SC. Im kicker-Interview spricht er über seine Ära.
Hinter Christian Streich liegt eine aufregende Hinrunde. Zunächst der historisch beste Freiburger Saisonstart: zehn Partien ohne Niederlage. Der Abschied aus dem kultigen Dreisamstadion, ein 6:0 in Gladbach und als Dritter liegt er mit Freiburg sogar auf Champions-League-Kurs.
Streich ist bekannt dafür, zu fast allen Fragen seine Meinung zu äußern. Zuletzt antwortete er mit der Bitte um Verständnis jedoch häufiger nicht mehr, wenn es zum x-ten Mal um Katar, Investoren in England oder politische Entscheidungen ging. Am liebsten spricht er über Fußball, den SC, sein Wirken und Leben als Trainer. Vor allem darum geht es in diesem Jubiläumsgespräch.
Herr Streich, wurden Sie mit sechs oder sieben Jahren eingeschult?
Mit sechs, ich bin im Juni geboren.
Sie waren also einer der Jüngeren in der Klasse. Wie war das?
Man merkte, dass ich zu den Jüngeren zählte. Ich weiß noch, dass einige in gewissen Entwicklungen weiter waren. Ich war auch klein und eher schmächtig.
Inzwischen sind Sie in der imaginären Klasse der 18 Bundesliga-Trainer, in der Sie mit großem Abstand am längsten sitzen, auch der älteste. Vermissen Sie Kollegen wie Friedhelm Funkel oder Lucien Favre?
Man vermisst sie, weil wir ein paarmal gegeneinander gespielt haben und ich diese Trainer ja teilweise schon kenne, als ich sie früher als Spieler gesehen habe. Den Friedhelm mit Uerdingen oder Kaiserslautern, als sie etwa gegen Real Madrid gewonnen haben. Lucien habe ich als jungen Kerl in der Schweiz gesehen, als er gegen Basel gespielt hat. Das sind ganz schöne Erinnerungen.
Fühlen Sie sich manchmal alt gegenüber den jungen Kollegen oder immer noch auf Augenhöhe?
Ich bin faktisch älter, fühle mich aber nicht alt. Es ist schön, jungen Kollegen zu begegnen und sich mit ihnen zu messen.
Macht Ihnen das Altern zu schaffen, körperlich oder seelisch?
Körperlich ja, wegen Kniebeschwerden habe ich manchmal Probleme beim Laufen. Früher hat man ja einen Meniskus leider schnell mal rausgenommen. Im Kopf merkt man natürlich, dass man älter wird und ich keine 36 mehr bin. Aber mit 56 bin ich auch noch nicht so alt, es ist okay.
Wenn Sie sehen, dass Julian Nagelsmann eventuell noch 30 Jahre in diesem Job vor sich hat, sind Sie da froh, erst mit 46 ins Cheftrainergeschäft eingestiegen zu sein?
Es hat sich so ergeben, ich bin nicht davon ausgegangen, dass es überhaupt passiert. Ich dachte eher, ich bleibe in der Jugend. Daher war es wohl gut so, wie es gekommen ist und dass es nicht früher losging.
Sie haben zum 100-jährigen Jubiläum des kicker gesagt, dass Sie die Trainer-Interviews sehr schätzen, vor allem mit im Ausland tätigen Kollegen. Was interessiert Sie da am meisten?
Das, was sie über ihre persönlichen Erlebnisse erzählen, was sie bewegt hat, was ihnen aufgefallen ist, was sie wichtig finden. Schön ist es dann, wenn man nicht das Gefühl hat, es werden nur Phrasen bedient und der Journalist interessante Fragen stellt, auf die der Trainer interessante Antworten geben kann. Es ist ja oft abhängig von denen, die sich die Fragen überlegen, ob überhaupt ein Gespräch zustande kommt. Das ist ja dann interessant für den Leser. Schwierig ist es, wenn nur die Fragen, die auf dem Zettel stehen, hintereinander abgearbeitet werden.
Sie haben recht und damit charmant den Druck erhöht, und trotzdem möchte ich der nächsten Frage vom Zettel eine Chance geben, um zu erfahren, was sich in den zehn Jahren bewegt hat: Arbeiten Sie anders als zum Start?
Ja, in manchen Bereichen arbeiten wir im Trainerteam anders, manche Sachen sind geblieben, oder wir haben Übungen immer wieder nur ganz leicht verändert, und nach zehn Jahren sind sie ganz anders.
Kommen Ihre Ansprachen immer spontan aus dem Bauch oder haben Sie sich über die Jahre rhetorisch fortgebildet, sich von anderen Menschen inspirieren lassen?
Ich beobachte vor allem ab und an Menschen aus dem künstlerischen Bereich. Dirigenten bei einem Konzert, oder was passiert bei einem Tanz. Das hängt für mich alles mit dem Fußball zusammen, weil ich ganz viele Parallelen erkennen kann. Ich habe tolle Begegnungen gehabt, wie etwa mit dem Schauspieler Matthias Brandt oder anderen Menschen, die einem durch ihre Erzählungen viel geben können. Aber ich habe Familie, mit der will ich auch Zeit verbringen, und Zeit ist beschränkt.
Haben sich die Anforderungen an Cheftrainer verändert?
Bei mir nicht wesentlich, in anderen Vereinen ist es vielleicht anders. Jetzt müssen wir schauen, wie es weitergeht, weil wir als Verein ja wachsen, und in den zehn Jahren sind wir schon richtig gewachsen.
Cheftrainer sind auch in der Öffentlichkeitsarbeit gefragt. Wie hat sich dieser Bereich entwickelt?
Medial ist in Freiburg in der Regel nicht so viel los, das hat sich nicht so wahnsinnig verändert, glaube ich. Man weiß es manchmal gar nicht mehr so genau, wie es vor zehn Jahren war. Ich stecke in dem täglichen Prozess und reflektiere nicht so richtig, was war vor zehn Jahren.
Was Sie sicher wissen: Nach Ihrem ersten Halbjahr haben Sie mit Dortmund nur einmal einen anderen Meister erlebt. Ihre Ära ist geprägt von der Bayern-Dominanz. Langweilt Sie das?
Es ist schade, dass es nicht öfter spannender war, das ist klar, weil das schon ein Monopol ist. Die Bayern haben sich das sportlich erarbeitet, es hat also seine Berechtigung. Aber es wäre schöner, wenn mal jemand anderes Meister werden würde, damit die Konkurrenzsituation mal wieder in anderer Hinsicht angefacht wird - auch für die Zuschauer.
Was ist die größte fußballerische Veränderung in den zehn Jahren?
Das Tempo ist noch mal höher geworden, Athletik ist noch wichtiger. Taktisch insofern, dass mehrere Mannschaften mehrere Systeme spielen, das war vor zehn Jahren weniger. Durch junge Trainer ist eine Dynamik reingekommen, dadurch sind die Anforderungen gestiegen, auch für die Spieler. Man weiß jetzt nicht mehr unbedingt, wie der Gegner spielt. Außer Bayern, die verändern selten etwas, weil sie individuell so gut sind.
Sie sind an der Seitenlinie ruhiger geworden. Ist das gestiegene Gelassenheit oder auch körperlicher Tribut?
Alle genannten Punkte kombiniert. Man wird ruhiger in manchen Situationen und hat nur bestimmte Ressourcen. Aber fest steht, dass ich ruhiger geworden bin. Das haben Sie beobachtet?
Ja.
Interessant, dass es viele andere nicht sehen.
Ihre emotionalen Ausbrüche sind seltener geworden, aber es gibt sie noch, und dann stehen sie meist im Fokus.
Aber der Unterschied ist offensichtlich gegenüber vor fünf, sechs oder sieben Jahren. Manche Leute kriegen die Schublade halt nicht mehr auf, aber das ist egal, das macht nichts, ist normal. Wenn einmal wieder was passiert, wird das natürlich eingeblendet in den Zusammenfassungen.
Es ist Ihnen also wichtig zu betonen, dass Sie ruhiger geworden sind?
Ja, weil ich es immer ganz wichtig finde, dass Dinge so abgebildet werden, wie sie tatsächlich stattfinden.
Hat sich der Umgang an den Trainerbänken generell geändert, weil immer mehr gefilmt und aufgenommen wird?
Zu 99 Prozent ist es mit den Trainerkollegen total gut. Ich finde es sehr wichtig, dass man sich in der Emotion auch mal deutlich die Meinung sagen kann, wenn der eine findet, das war ein Foul, und der andere nicht.
Wenn der Max zu mir im Spiel 'Halt's Maul' sagen würde, ist es für mich gefühlt so wie 'Sei still'.
Christian Streich
Zuletzt konnte man sehen und hören, wie Gladbachs Sportchef Max Eberl von der Bank aufstand und seinem Hertha-Kollegen Arne Friedrich zurief: "Halt’s Maul, Arne!" Wie schmal ist der Grat zwischen fußballtypischem Umgang und verfehlter Vorbildfunktion?
Der ist schmal. Wenn du die ganze Zeit gefilmt wirst, kommen bei einem in der Emotion während eines Fußballspiels eben Sachen ans Licht, die nicht immer gesellschaftskonform oder dem angemessen sind, wie man eigentlich erzogen wurde, nämlich, dass man immer anständig sein sollte. Das Wichtigste ist, dass man nach dem Spiel miteinander spricht und sich entschuldigt, wenn einem mal was rausgerutscht ist, und danach sollte es gut sein. Auf das Beispiel bezogen: Wenn der Max zu mir im Spiel "Halt's Maul" sagen würde, ist es für mich gefühlt so wie "Sei still".
Vor allem bei den Geisterspielen konnten die Zuschauer vieles mithören. Haben Ihnen die Pandemiebedingungen zwischendrin die Freude genommen?
Nein. Viele Sachen waren schwierig, wir durften aber nach der kurzen Unterbrechung weiter trainieren und spielen. Das war schön, und das haben wir sehr zu schätzen gewusst.
Sie haben die Kabine mal als letzten Rückzugsort vor der Öffentlichkeit bezeichnet. In Dokumentationen geben immer mehr Trainer und Klubs exklusive Einblicke in dieses Heiligtum. Obwohl Sie es ablehnen: Schauen Sie rein und wollen dann doch wissen, wie und was zum Beispiel Hansi Flick mit der Bayern-Mannschaft besprochen hat?
Ich schaue es nicht. Das machen aber manche Kollegen im Trainerbüro, und die erzählen dann über die eine oder andere Szene. Große Trainer bei großen Vereinen haben die Kabine aufgemacht vor einigen Jahren, damals habe ich gewusst, wo es hingeht. Die Büchse der Pandora wurde geöffnet.
Warum?
Offensichtlich ist der Drang groß, alles offenzulegen, damit noch mehr Geld reinkommt. Oder es bedient das Bedürfnis, sich selber darzustellen. Bei manchen Klubs sind neue Trainer mit dem Einstieg ja quasi schon dazu verpflichtet, so was mitzumachen.
Können Sie garantieren, dass die SC-Kabine unter dem Cheftrainer Christian Streich tabu bleibt?
Nein, das kann ich nicht.
Sie könnten sagen, sonst höre ich auf.
Dann müsste ich aufhören, meinen Beruf und den Fußball abgeben, weil es Usus wird und Druck entsteht, Kameras reinlassen zu müssen?
Das könnte eine rote Linie für Sie sein.
Das könnte eine rote Linie sein, ich frage Sie aber: Wie kamen die auf die Idee, die Kabine aufzumachen?
Der in vielen Aspekten gläserne US-Profisport hatte auf solche Entwicklungen großen Einfluss.
Der interessiert mich aber nicht. Sonst könnten wir es doch auch gleich so machen, dass irgend- einer den SC Freiburg kaufen kann, und wenn er Bock hat, dann zieht er nach Hamburg und nimmt den SC Freiburg mit. Das machen die in Amerika ja auch.
Eine solche Entwicklung zeichnet sich in Europa glücklicherweise nicht ab, und gegen eine Kabinenöffnung könnten Sie sich wehren.
Wenn alles aufgemacht werden soll, dann soll es so sein. Ich kleine Person werde daran nullkommanull verändern können.
In Ihrem Verein schon.
Es hätte nur eine Möglichkeit gegeben: Wenn die großen Trainer in England, die damit angefangen haben, Nein gesagt hätten. Dann hätte man sich dem gemeinsam verschließen können. Aber es besteht daran ja kein Interesse.
Sie müssten aber trotzdem nicht mitmachen. Noch mal: Ist es eine rote Linie für Sie oder dann doch okay?
Nein, für mich ist es nicht okay. Ich finde es extrem schade, aber offensichtlich finden es viele toll.
Ich möchte in die Kabine gehen und wissen, da hockt der Nils, da der Christian, hier sind wir unter uns und können Probleme besprechen.
Christian Streich
Sie werden also einiges dafür tun, dass es beim SC Freiburg so schnell keine Doku mit Kabineneinblick gibt?
Ja, weil der letzte Raum der Intimität extrem wertvoll ist. Nicht, weil wir etwas geheim halten wollen oder ich Angst vor etwas habe. Wir sind nur noch in ganz wenigen Momenten geschützt. Ich möchte in die Kabine gehen und wissen, da hockt der Nils, da der Christian, hier sind wir unter uns und können Probleme besprechen. Wir sind schon so viele Menschen, 30, 40 in einem sehr kleinen Raum. Das ist nicht zu viel verlangt, einen solchen Raum noch haben zu dürfen.
Sie sagten in Ihrer Anfangszeit, Sie machen diesen Job auch aus Eitelkeit, um Anerkennung für die Leistungen zu bekommen. Seit Jahren fliegen Ihnen die Komplimente nur so um die Ohren. Hat die Eitelkeit nachgelassen?
Sie fliegen mir nicht um die Ohren.
Aber Sie bekommen verhältnismäßig sehr viele Komplimente, bemerkenswerterweise auch von Verantwortlichen und Fans der Konkurrenz.
Ja, sehr viele Menschen sind sehr gut zu mir.
Hat deswegen die Eitelkeit nachgelassen?
Ich glaube nicht.
Wird man süchtig nach Anerkennung?
Das kann gut sein, dass man auch süchtig danach ist. Es geht darum: Wenn man lange Trainer an einem Ort ist, was wenige sind, wird man erkannt, auch weil man zehn Jahre im Fernsehen und in den Medien zu sehen ist. Es werden Verbindungen geschaffen, bei uns auch im positiven Sinne. Es wird aber auch viel in einen hineininterpretiert, und damit ist gar nicht so leicht umzugehen.
Ist Ihnen das ganze Lob für Sie und den SC manchmal unheimlich?
Es gibt Gründe, warum es in den letzten Jahren, respektive Jahrzehnten, also auch vor mir, gut lief. Das sehen die Leute, und es ist schön, wenn sie einen loben. Aber es ist nicht immer einfach damit umzugehen, wenn man als Person so im Fokus steht. Manchmal wird man auf ein Podest gehoben, aber das kann auch wacklig sein und man kann von dort tief abstürzen. Das ist das Risiko.
Haben Sie Sorge davor?
Nein, aber mir wäre es viel lieber, wenn ich weniger im Fokus stünde. Wenn man eine öffentliche Person ist, hat man nie einen ganz ruhigen Puls. Ich zumindest nicht, weil ich zum Beispiel nie jemanden beim Guten-Tag-Sagen vergessen möchte. Das ist auch anstrengend und zehrt. Man muss aufpassen, was man sagt, wobei ich nicht wahnsinnig aufpasse, was ich sage - zum Glück. Aber wahrscheinlich passe auch ich immer mehr auf. Das Rampenlicht ist mir immer noch manchmal fremd und der Umgang mit Medien und den Erwartungen ist nicht unkompliziert.
Ja, die eigene Linie zu wahren. Wenn man das zehn Jahre im selben Verein macht, hören die Leute ja immer das Gleiche, was man erzählt, wollen aber auch mal was anderes. Es sind Abnutzungsprozesse, es ist auch normal, dass es auch die Sehnsucht nach einem neuen Gesicht, etwas anderem gibt, denn dann kann man ja wieder neue Storys machen.
Es gibt aber noch keine Anzeichen dafür, dass sich die Menschen nach einem Nachfolger für Sie sehnen. Im Gegenteil. Führt das auch mal dazu, dass Sie sich in den Komplimenten sonnen und etwas weniger arbeiten?
Dafür bin ich nicht der Typ, aber natürlich gibt es unterschiedliche Phasen. Ich fühle mich auch gebauchpinselt, wenn ich gelobt werde, versuche es aber einzuordnen. Ich freue mich am meisten, wenn man gelobt wird, weil die Mannschaft gut kickt. Bei mir gab und gibt es in der Zwischenzeit viele Geschichten drum herum, weil ich gerne Journalisten Antworten gebe, auch wenn es in deren Fragen nicht um Fußball geht. Da muss man aber aufpassen, dass es nicht ins Endlose geht. Man könnte sagen, wir reden jetzt nur noch über Sport, das ist aber auch langweilig und den Journalisten gegenüber ungerecht. Man will dem auch gerecht werden, muss aber Leitplanken setzen.
Der Profisport ist ja auch deshalb so populär, weil sich die Leute für die Protagonisten interessieren.
So ist es, es geht mir ja auch so, es wird so transportiert, aber es ist daher sehr komplex.
Interview: Carsten Schröter-Lorenz
Lesen Sie am Donnerstag den zweiten Teil des Interviews.
Die Corona-Pandemie greift in Europa weiter um sich und sorgt für viele Neuinfektionen.
In Italien werden etwa Corona-Höchststände verzeichnet und auch in der Türkei werden viele Fälle gemeldet.
Experten zufolge breitet sich die Omikron-Variante in beiden Ländern schnell aus.
Rom. Italien verzeichnet einen sprunghaften Anstieg der täglichen Corona-Fallzahlen. Am Dienstagabend meldete das Gesundheitsministerium mehr als 78.300 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages und damit weit mehr als doppelt so viele wie am Vortag.
Corona-Nachweis für viele Aktivitäten in Italien
In dieser Zeit starben rund 200 Menschen mit dem Virus. Das Mittelmeerland registrierte damit einen neuen Höchstwert seit Pandemie-Beginn. Auch in Italien breitet sich laut Experten die Omikron-Variante derzeit schnell aus.
Aus der Statistik geht auch hervor, dass mehr als eine Million Corona-Tests gemacht wurden, was verglichen mit den Vorwochen sehr viel war. Über die Weihnachtsfeiertage und schon davor standen Menschen in langen Schlangen vor den Apotheken, um einen Corona-Test zu machen. In Italien ist für viele Aktivitäten außer Haus ein Corona-Nachweis nötig. Wer zum Beispiel nicht geimpft, negativ getestet oder genesen ist (3G), darf nicht mit den öffentlichen Verkehrsmittel fahren. Die 3G-Regel gilt auch für Skilifte oder Hotels.
Omikron beschleunigt Infektionsgeschehen
Auch in der Türkei breitet sich das Coronavirus wieder weiter aus. Zum ersten Mal seit Mitte Oktober ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen in der Türkei wieder auf mehr als 30.000 angestiegen. Am Dienstag meldeten die Gesundheitsbehörden 32.176 neue Fälle und 184 Tote. Gesundheitsminister Fahrettin Koca schrieb auf Twitter, die Omikron-Variante scheine das Infektionsgeschehen zu beschleunigen. Er rief die Türken auf, sich möglichst rasch eine Auffrischungsimpfung zu holen.
Die ersten Omikron-Fälle in der Türkei waren am 11. Dezember gemeldet worden. Neue Beschränkungen wurden bisher keine eingeführt.