Kinder- und Jugendeinrichtungen in ganz Bayern beklagen, dass seit dem Neustart der Jugendarbeit in diesem Jahr deutlich weniger Jugendliche ihre Angebote besuchen. Nach den monatelangen Schließungen sind viele junge Menschen in Bayern für die Jugendarbeit gar nicht mehr erreichbar – oder eben noch nicht erreichbar. Genau Zahlen und Gründe liegen allerdings noch nicht vor, wie ein Sprecher des Bayerischen Jugendrings auf BR-Anfrage bestätigt.
Jugendliche haben sich verändert
Junge Menschen wieder für die Angebote in den Jugendtreffs oder Kinder- und Jugendhäusern zu gewinnen, das ist für alle eine große Herausforderung. Bei der Stadt Nürnberg, die ungefähr 50 Jugendeinrichtungen betreibt, werden deshalb gerade die Angebote, Öffnungszeiten und Formate überarbeitet, um besser auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen zu können. "Wir gehen fest davon aus, dass die jungen Menschen anders zurückkommen als vor den Pandemie-bedingten Schließungen. Wie es im Detail ist, in welchem Ausmaß, das werden wir tatsächlich die nächste Zeit aufmerksam beobachten", so Jürgen Reuther, mitverantwortlich für die Kinder und Jugendarbeit bei der Stadt Nürnberg.
Druck und Stress sind gestiegen
Schon jetzt zeichne sich ab, dass die jungen Menschen vermehrt unter Druck stünden: In der Schule sei oft viel nachzuholen, die Kontaktbeschränkungen und der Lockdown würden zusätzlich psychisch belasten. "Durch die Pandemie haben junge Menschen sehr viel Entwicklungsschritte verpassen müssen", gibt Jürgen Reuther zu bedenken.
Unbekümmertheit und Spontanität fehlen
Durch die Hygieneregeln seien Unbekümmertheit und Spontanität auf der Strecke geblieben, die ein soziales Miteinander aber brauche. Damit klarzukommen, das falle besonders den etwas älteren Jugendlichen schwer. Verbindliche Voranmeldungen oder Zulassungsbeschränkungen zum Beispiel passten halt so gar nicht in diese Lebensphase, erklärt Jürgen Reuther. Trotz des niederschwelligen Ansatzes müssen aber die Regeln durchgesetzt werden.
Ehrenamtliche fehlen
Ines Braun von der Evangelischen Jugend Nürnberg beklagt, dass vor allem die jungen ehrenamtlichen Mitarbeiter fehlen, da während des Lockdowns die meisten Gruppenangebote eingestellt werden mussten. Aus diesen Gruppen jedoch generieren sich normalerweise die Ehrenamtlichen in der kirchlichen Jugendarbeit.
Verlorene Jugendgeneration
Diesen Mangel spürt aber nicht nur die kirchliche Jugendarbeit. Der Kreisjugendring Nürnberg spricht gar von einer "verlorenen Jugendgeneration". Denn in der Jugendarbeit umfasst eine Generation nur drei oder vier Jahre. "Dann sind die aus der Jugendarbeit erstmal rausgewachsen, und orientieren sich anders. Und da haben wir in den vergangenen zwei Jahren fast schon eine Generation verloren", so Walter Teichmann, Geschäftsführer des Kreisjugendrings Nürnberg.
Verunsicherung bei Hygieneregeln
Regelrecht dramatisch wäre es, wenn 3G plus oder gar 2G in den Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit umgesetzt werden müssten. Denn nicht alle Jugendlichen seien Schüler, und würden somit regelmäßig getestet. "Die wären, wenn nicht geimpft oder genesen von den Angeboten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ausgeschlossen, weil sich die wenigsten regelmäßig einen teuren PCR-Test leisten könnten", so Jürgen Reuther von Jugendamt Nürnberg. Das mache eine niederschwellige Jugendarbeit nahezu unmöglich.
Wegen Corona: Viele Probleme beim Neustart der Jugendarbeit - BR24
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