Stand: 09.11.2021 11:48 Uhr
Die Nord-Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Bremen sind in diesem Jahr besonders stark von privaten Verbraucherinsolvenzen betroffen. Rund ein Viertel aller deutschen Privatinsolvenzen entfallen auf den Norden.
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist in der ersten Hälfte des Jahres auf ein Rekordhoch gestiegen. Nachdem im Jahr 2020 während der ersten Phase der Corona-Pandemie sehr viel weniger Fälle gemeldet wurden, mussten von Januar bis Juli rund 16.000 Menschen im Norden Privatinsolvenz anmelden. In den Jahren 2018 und 2019 lag die Zahl nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) in den ersten sieben Monaten bei rund 12.000.
Daten aus dem Länder-Portal insolvenzbekanntmachungen.de, die NDR und WDR vorliegen, zeigen, dass der Trend auch für die Monate Juli bis Oktober ähnlich ist. Bleibt es dabei, könnten in diesem Jahr im Norden doppelt so viele Menschen in die Privatinsolvenz gehen wie im Vorjahr.
Verbraucherinsolvenzen: Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, MV bundesweit vorn
Im Vergleich zu den anderen Bundesländern trifft es den Norden hart. Umgerechnet auf die Zahl der Einwohner liegt Bremen (155 Privatinsolvenzen bis Juli 2021 pro 100.000 Einwohner / Quelle: Destatis) weit vor allen anderen. Allerdings sieht es in Niedersachsen (109), Hamburg (105), Schleswig-Holstein (97) und Mecklenburg-Vorpommern (94) nicht viel besser aus.
Gesetzesänderung im Insolvenzrecht treibt Zahlen hoch
Während 2018 und 2019 die Zahl der eröffneten Privatinsolvenzverfahren relativ stabil war, kam im Corona-Jahr 2020 Bewegung in die Sache. Viele Menschen, die überschuldet waren, hatten eine Gesetzesänderung abgewartet. Sie bringt Menschen mit Schulden deutliche Vorteile: Statt nach sechs Jahren werden sie - unter bestimmten Voraussetzungen - ihre Schulden nun bereits nach drei Jahren los. Die Verkürzung gilt rückwirkend auch für Privatinsolvenzverfahren, die ab dem 1. Oktober 2020 angemeldet worden sind.
2020 gab es in Deutschland laut Destatis rund 54.000 Privatinsolvenzen, für den Zeitraum Januar bis Juli 2021 waren es bereits rund 63.000.
Im Schnitt 35.000 Euro Schulden in Niedersachsen
Ein anderer Grund: Viele Angestellte und Selbstständige, die während des ersten Pandemie-Jahres ihre Arbeit ganz oder teilweise verloren haben, hatten ihre finanziellen Polster irgendwann aufgebraucht.
Rund 35.000 Euro schulden insolvente Verbraucher in Niedersachsen ihren Gläubigern im Durchschnitt. Das geht aus einer Auswertung des Landesamts für Statistik Niedersachsen (LSN) hervor, die die Insolvenzen in den Monaten Januar bis Juni untersucht hat. Für die sechs Monate ist das ein Gesamtbetrag von rund 217 Mio. Euro.
Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Norden konstant
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Norden ist in den vergangenen Monaten konstant geblieben - obwohl viele Corona-Sonderregelungen für Firmen mittlerweile ausgelaufen sind. Allerdings, so das Statistische Bundesamt, sei das Volumen der einzelnen Insolvenzen gestiegen.
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Privatinsolvenzen: Viele Schuldner in den Nord-Ländern | NDR.de - Nachrichten - NDR.de
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