Die meisten Anrufe gab es im Oktober in Frankenthal und Ludwigshafen. Dabei gaben sich die Täter laut Polizeipräsidium Rheinpfalz besonders häufig als falsche Polizisten aus. Sie lügen den Angerufenen vor, dass angeblich in der Nachbarschaft des Opfers eingebrochen wurde und ein Polizist nun dringend die Wertsachen des Opfers in Sicherheit bringen müsse. Immer wieder fallen ältere Menschen auf diese oder ähnliche Maschen der Täter herein. Wir haben mit Experten des Polizeipräsidiums Rheinfalz in Ludwigshafen gesprochen.
Täter setzen die Opfer unter Druck
Während des Anrufs wird ein enormer Druck auf die Opfer aufgebaut. Eine andere Methode an das Bargeld oder an Schmuck der Opfer zu kommen ist: Die Täter behaupten, ein Sohn oder eine Tochter habe einen schweren Unfall gehabt oder der geliebte Enkel stecke in Schwierigkeiten. Dabei sind die Täter oft aggressiv, wenn sie sich als falsche Polizisten ausgeben. Den Opfern wird gedroht und ein Zeitlimit gesetzt – Alles muss schnell gehen. Präventionsexperte Joachim Bossek vom Polizeipräsidium Rheinpfalz weiß, wie schwer es ist, in dieser Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Täter setzten die Senioren unter extremen Druck, so dass sie nicht mehr in der Lage seien, einzuschätzen, was da gerade passiert:
Schwerwiegende Folgen für die Betroffenen
Viele der Opfer zahlen dann tatäschlich hoge Summen an die Betrüger - sogar im hohen fünfstelligen Bereich. Das Geld bekommen sie nicht wieder. Viele geraten sogar in finanzielle Not, weil das Geld ihr Erspartes war. Darüber hinaus schämen sie sich die Opfer und wissen oftmals nicht mehr, wem sie überhaupt noch vertrauen können.
Den echten Polizisten nicht geglaubt
Die Ludwigshafener Kriminalkommissarin Sandy Falasconi erinnert sich an einen Fall, bei dem die Polizei von einem Bankmitarbeiter gerufen wurde, der seine Kundin in Gefahr sah. Selbst als die Polizei eintraf und dem Opfer erklärte, dass es sich bei dem Anruf um einen Betrug handele, ließ sich die Frau nicht überzeugen. Sie blieb der Meinung: Ihre Tochter habe einen Unfall verursacht und brauche sofort Geld. "Das Vertrauen in die Polizei hat hier nicht mehr gereicht. Wir mussten ihre wahre Tochter in England anrufen, damit die Frau mir glauben schenkt“, erinnert sich Falasconi.
Ältere Menschen werden gezielt ausgesucht
Das vor allem Senioren Opfer der Betrugsanrufe werden liegt laut Polizei an verschiedenen Faktoren. Sie werden bewusst ausgesucht, denn sie sind leicht im Telefonbuch ausfindig zu machen - entweder am Namen aus vergangener Zeit oder an der kurzen Telefonnummer.
Ältere Menschen hören nach Angaben der Ermittler auch oft bedenkenlos auf das, was ihnen ein Polizist vorschreibt. Außerdem lasse die Hörkraft im Alter oftmals nach, was auch den Betrügern in die Karten spielt. So werde die Stimme eines Täters leichter mit der eines Bekannten verwechselt.
Betroffene schämen sich
Doch obwohl es sich bei den Anrufen um Straftaten handelt, trauen sich nur wenige Senioren zur Polizei zu gehen. Die Scham sei zu groß; und die Angst vor den Reaktionen der Verwandtschaft. Auch wenn hinter Sätzen wie "Warum hast du das nur gemacht?" und "Wie konnte das passieren?" meist ein guter Wille steckt, bewirken sie meist das Gegenteil –sie verunsichern die Opfer. "Die Opfer haben schon ein ganzes Leben gelebt und fragen sich, wie sie am Ende doch noch auf so einen Trick hereinfallen konnten", erklärt Joachim Bossek. Auch Opferschutzbeauftragte Katja Gertje rät den Angehörigen zu einem behutsamen Umgang: "Man muss den Betroffenen klar machen, dass sie Opfer einer Straftat geworden sind und dass sie keine Schuld trifft", sagt sie.
Muster bei Betrugsanrufen erkennbar
Dabei ist es wichtig, dass möglich viele Fälle zur Anzeige gebracht werden, denn nur so können Muster erkannt werden. "Ich hatte mal den Fall, dass alle Opfer den Anfangsbuchstaben B hatten. Oder, dass nur Menschen mit Doktortitel angerufen wurden. Da kann man richtig sehen, wie die Betrüger einmal das Telefonbuch durchklingeln", erzählt Ghislaine Wymar, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Rheinpfalz.
Auch Betrüger machen Fehler
Es gibt aber ein paar Tipps, die jeder im Hinterkopf behalten sollte, um nicht auf falsche Polizeibeamte hereinzufallen, meint Ghislaine Wymar. Ganz wichtig: Die Polizei ruft niemals unter der 110 an. Außerdem bewahre die Polizei kein Vermögen oder Wertsachen von Personen auf. Auch werden von der echten Polizei keine Kautionen oder Entschädigungsleistungen gefordert.
Enkeltrick, falscher Polizist: Viele Opfer von Trickbetrug in der Pfalz im Oktober - SWR
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