Stand: 05.10.2021 14:20 Uhr
Im deutschen Fernsehen sind im Durchschnitt zwei von drei Personen männlich. Das zeigt eine neuen Studie der "MaLisa"-Stiftung, die von der Rostocker Medienwissenschaftlerin Elizabeth Prommer durchgeführt wurde.
Männer, Frauen, oder auch Menschen, die sich keinem dieser beiden Geschlechter zugehörig fühlen – alle gehören gleichermaßen zu unserer Gesellschaft. Trotzdem tauchen sie noch immer nicht gleichmäßig im Fernsehen auf. In einigen Formaten ist der Männer-Anteil besonders hoch: In Quizshows zum Beispiel liegt er laut Studie bei 87 Prozent. Insgesamt hat Prommer mit ihrem Team mehr als 6.000 Formate von 21 Sendern analysiert.
Mehr Experten als Expertinnen gefragt
Laut Prommer kommen aktuell zu 74 Prozent männliche Experten im Fernsehen zu Wort. Das seien zwar drei Prozent weniger als noch vor vier Jahren, aber dennoch sei der Unterschied immens. „Mir wird immer wieder jetzt gesagt, dass Frauen häufiger absagen", so Prommer. "Aber ich glaube auch: Bis eine Frau Expertin ist, muss sie wesentlich mehr geleistet haben als ein Mann." Als Beispiel nennt Prommer eine Sendung, in der kürzlich ein Mann als Experte eingeladen wurde, der gerade seine Magisterarbeit schreibt. "Eine junge Frau hingegen muss darüber promoviert haben, habilitiert haben, Professorin sein – dann wird sie als Expertin eingeladen. Das heißt, da sind höhere Maßstäbe an uns Frauen angelegt“, so Prommer weiter.
Besonders große Geschlechter-Diskrepanz im Bereich Bildung
Im Bereich der Bildung gibt es laut Prommer eigentlich wesentlich mehr weibliche Expertinnen als männliche Experten: Der Studie zufolge liegt der Frauen-Anteil bei 80 Prozent. Mit einer Expertise im Fernsehen zu Wort kämen aber nur rund ein Drittel Frauen - und zwei Drittel Männer. Auch im Kinderfernsehen dominieren männliche Figuren. Zusätzlich tauchen Menschen, die einen Migrationshintergrund haben, nicht heterosexuell sind oder eine Behinderung haben laut Studie ebenfalls deutlich seltener im Fernsehen auf, als sie eigentlich in der Gesellschaft vertreten sind.
Mehr Vielfalt in fiktionalen Formaten
Verbessert habe sich in den vergangenen Jahren hingegen die Diversität in fiktionalen Filmen: Das Geschlechterverhältnis sei hier nahezu ausgeglichen. Auch gebe es inzwischen fast genauso viele Frauen wie Männer, die Sendungen moderieren oder Nachrichten sprechen.
Fernsehen "eher Bremse als Motor" beim Thema Gleichberechtigung
Es sei wichtig, immer wieder über das Thema Vielfalt in den Medien zu sprechen, betont Prommer: "Weil die Medien ja unsere Gesellschaft repräsentieren sollen." Aktuell aber sei das Fernsehen eher eine Bremse als ein Motor, wenn es um das Thema Gleichbehandlung von Männern und Frauen geht. „Weil unsere reale Welt da draußen ist viel diverser, sehr viel vielfältiger als das, was wir im Fernsehen sehen. Das heißt, ein Medium, was sagt, es zeigt die Gesellschaft, ist da eigentlich noch ein bisschen rückständig“, sagt Prommer. Die einzelnen Sender machen dabei ihr zufolge so gut wie keine Unterschiede.
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Studie aus Rostock: Fernsehen zeigt doppelt so viele Männer wie Frauen - NDR.de
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