Landwirte nutzen früher zur Wettervorhersage natürliche Wetteranzeiger. Als „Wetterfrösche“ dienten bestimmte Tiere und Pflanzen, wie beispielsweise die Wetterdistel, Fichtenzapfen oder das „Hanichel-Barometer“, wie es auch heute im Eingangsbereich der Tierarztpraxis Dörflinger in Eichen zu sehen ist.
Bekannte Wetterregeln wurden einem Test mit offiziellen Klimawerten von Messstationen unterzogen. Meteorologe Alexander Ohm, der ein Buch zu dem Thema verfasst hat, bemerkte dabei, dass viele Regeln in Ordnung waren: Bei 30 Bauernregeln wurde eine Trefferquote von 70 Prozent festgestellt. Besonders Landwirte nutzen auch in unserer Gegend die Wetterpropheten der Natur. Tiere reagieren auf Luftdruck mit Verhaltensänderungen, während Pflanzen auf Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Sonnenlicht reagieren. „Pflanzen reagieren durch hygroskopische Eigenschaften ihrer Zellen auf wechselnde Feuchtigkeitsverhältnisse“, schreibt Alexander Ohm.
Der Meteorologe weist auch darauf hin, dass die Wetterzeichen der Propheten nur kurzfristige Vorhersagen erlauben. So kann das Hanichel-Barometer fünf bis acht Stunden vorher einen Wetterwechsel anzeigen. Sobald der Seitenast sich nach oben biegt, kommt Regen, senkt er sich nach unten, setzt sich die Sonne durch. Der Großvater von Herbert Baier aus Bürchau ging vor der Heuernte in den Wald und beobachtete die Äste an Fichten und Tannen. Hingen die Zweige nach unten, war sonniges Wetter zu erwarten und er konnte dann die Heuernte am nächsten Tag in Angriff nehmen. Auch Nadelbaumzapfen sind Wetterfrösche. Ist der Zapfen zu, ist es nass oder nebelig, bei schönem Wetter öffnen sie sich.
In der Nähe des Rinderlehrpfades in Gersbach sind schöne Exemplare der Silberdistel – auch Wetterdistel genannt – zu sehen. „Wenn die Distel sich will schließen, Regen wird bald fließen“, heißt eine alte Bauernregel. Die silbrigen Hüllblätter haben hygroskopische Eigenschaften. Die Zellen der Unterseite nehmen mehr Feuchtigkeit auf als die Zellen an der Oberseite. Steigt die Luftfeuchtigkeit oder es naht Regen, so krümmen sich die Blätter und umhüllen den Blütenkelch. Jeder kann dies testen, auch ohne einen bevorstehenden Wetterumschwung: Wenn die Silberdistel fünf- bis zehnmal angehaucht wird, dann krümmen sich ihre Hüllblätter aufgrund der feuchten Atemluft. Im kleinen Vorgarten der Alten Scheune in Schopfheim kann man Wetteränderungen gleich an mehreren Exemplaren beobachten. Michael Griebel hat die Silberdisteln 2013 dort gepflanzt, als er nach Schopfheim kam. Auch die Ringelblume ist eine „Wetterpflanze“, die ihre Blätter schließen und öffnen kann. Ähnliche Effekte sind auch bei der Vogelmiere und dem Gänseblümchen zu beobachten.
„Siehst du die Schwalben niedrig fliegen, wirst du Regenwetter kriegen“, heißt ein bekannter Reim. Warum ist das so? Friedrich Adolph, Vorsitzender der Vogelschutz-Ornithologischen Gemeinschaft Schopfheim, erklärt dies so: „Bei einem Tiefdruckgebiet und wenn Regen droht, bleiben die Insekten in Bodennähe und die Schwalben nutzen dies bei der Futtersuche aus.“
Auch das Verhalten von Spinnen, Laubfröschen, Schnecken, Regenwürmern, Katzen, Ameisen und blutsaugenden Insekten lässt Rückschlüsse auf die kommende Witterung zu. Sehr interessant ist das Verhalten von Ameisen: Wanderer zur Hohen Möhr und um den Gleichen können dort etliche Ameisenhaufen entdecken und daran das Verhalten der Ameisen gut studieren. Bei schönem Wetter wimmelt es nur so vor vielen tausend kleinen Insekten. Droht jedoch Regen in den nächsten Stunden, verschließen sie die Eingänge im Haufen. Das Eindringen von Wasser wird so verhindert.
Schopfheim: Natürliche Wetterpropheten gibt's viele - SÜDKURIER Online
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