Anfang März war der Lockdown für die Friseure vorbei, seitdem, nach einer dreieinhalbmonatigen Zwangsschließung, dürfen sie nun wieder Haare waschen, schneiden und färben. Doch auch wenn die Corona-Auflagen inzwischen fast schon zur Routine geworden sind, haben sich viele Salons noch nicht wieder vollständig erholt.
Live und in Farbe spürbar war das kürzlich beim ersten Treffen der Landesinnung der bayerischen Friseure seit Ausbruch der Pandemie im oberpfälzischen Neumarkt. Rund 80 Obermeister kamen dort zusammen. Mit dabei war auch Karin Kiesel-Reichel. Die stellvertretende Fürther Obermeisterin, die ihren Salon in Unterfürberg betreibt, hat die Stimmung dort als eher gedrückt wahrgenommen. Noch immer habe ihre Branche mit Umsatzeinbußen zu kämpfen, bayernweit ist von einem Minus von mehr als 15 Prozent im zweiten Quartal diesen Jahres die Rede.
Problematisch etwa seien die Zeiten gewesen, in denen man nur eine bestimmte Anzahl Kunden ins Geschäft lassen durfte. Ihr Salon, so Kiesel-Reichel, sei glücklicherweise groß genug, so dass sie keine Abstriche machen musste.
Einbußen hat sie dennoch gehabt, etwa als im Mai die Testpflicht für die Kunden eingeführt wurde und viele noch kein Impfangebot erhalten hatten. "Da hatte ich plötzlich einen Rückgang um 50 Prozent."
Überhaupt seien die Friseure auf vielen Kosten sitzengeblieben. So mussten und müssen sie für sämtliche Hygienemaßnahmen selbst aufkommen, also etwa die Desinfektionsmittel für die Kundschaft und die Masken sowie, ab kommendem Dienstag, Tests für die Angestellten, die nicht geimpft oder genesen sind. Zweimal pro Woche ist dann ein Abstrich für diejenigen Mitarbeiter fällig, in deren Branche die 3G-Regelung gilt, so der jüngste Beschluss des bayerischen Kabinetts.
Aber auch die Überbrückungshilfen für die Zeit, in denen die Läden zugesperrt bleiben mussten, flossen manchmal langsamer, als gedacht – falls man überhaupt Anspruch darauf hatte. Gerade Berufsanfänger, weiß Kiesel-Reichel zu berichten, hätten Geld aufnehmen müssen, um über die Runden zu kommen. Nun sitzen sie auf Verbindlichkeiten, die abgestottert werden müssen.
Mehr geworden seien auch die vielen Dokumentationen, die die Pandemie nötig gemacht hat, beispielsweise wenn eine Kundin oder ein Kunde nach dem Friseurbesuch positiv getestet wurde. Das nehme viel Zeit in Anspruch, die dann etwa beim Anlernen von Azubis fehle, so Kiesel-Reichel. Die Lehrlinge – auch das ein neuralgischer Punkt beim Innungstreffen.
Duales System auf dem Prüfstand
Immer schwieriger werde es, geeignete Azubis zu finden, viel Zeit nehme das Anlernen in Anspruch, weiß auch die Friseurmeisterin. Ein Vorschlag in Neumarkt war deshalb, die jungen Menschen nicht mehr ausschließlich über das duale System, also der Mischung aus Praxis im Salon und Theorie in der Schule, auszubilden. Ein subventioniertes System wie es schon in Pflegeberufen praktiziert wird, könnte helfen. Die Idee: Die Jugendlichen absolvieren einige Monate oder ein Jahr an einer privaten Friseurschule, wie es sie beispielsweise in Forchheim gibt. Danach könnten die Azubis direkt in die Arbeit im Salon einsteigen. "So könnte unser Beruf auch wieder mehr Wertigkeit erfahren", glaubt Kiesel-Reichel.
Auch Birgit Plack würde sich über Unterstützung in ihrem Team freuen. Die Friseurmeisterin, die in Vach ihren Salon betreibt, tut sich wie viele ihrer Kollegen schwer damit, einen passenden Azubi zu finden. Etwas Engagement und Einsatzbereitschaft müsste sie oder er mitbringen. "Jemand, der auch mal etwas übt, um besser zu werden", sagt Plack, der momentan aber auch Zeit und Muße für eine ausgiebige Suche fehlt.
Auch sie ist derzeit viel mit den Corona-Regelungen beschäftigt, die sich noch immer rasant ändern können. Momentan etwa macht sie eine kleine Umfrage unter ihren Kunden. Noch immer bleibt zwischen ihnen nämlich ein Platz frei, auch wenn diese Vorgabe inzwischen aufgehoben ist. Vielen sei das aber immer noch lieber, als wieder enger nebeneinander zu sitzen. "Deshalb werden wir das wohl vorerst so beibehalten", sagt Plack. Dass sich ihre Kunden, aber auch ihre Mitarbeiterinnen wohlfühlen, sei schließlich die Hauptsache.
Fürther Friseure: Viele leiden noch immer an den Corona-Nachwirkungen - Nordbayern.de
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