Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula Münch von der Akademie für Politische Bildung in Tutzing kennt dieses Muster: "Wir können schauen, in welchen Stadtteilen ist eigentlich die Arbeitslosigkeit hoch? Und dann stellen wir fast immer fest, dass das auch Stadtteile sind, wo die Wahlbeteiligung niedrig ist"
Wahlbeteiligung de facto noch niedriger
Hinzu kommt: In den Augsburger Stadtgebieten mit niedriger Wahlbeteiligung leben oft besonders viele Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Diese sind bei Bundestagswahlen nicht wahlberechtigt. Rechnet man sie mit ein, sinkt der Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner, die tatsächlich ihre Stimme abgeben, weiter.
So betrachtet, hat in Augsburg-Oberhausen bei der vergangenen Bundestagswahl sogar nur etwa jede dritte Person der über 18-Jährigen an der Wahl teilgenommen. Der Ausländeranteil lag hier 2017 bei etwa 40 Prozent.
Münch: Nichtwähler sind schwierig zu erreichen
Politikwissenschaftlerin Ursula Münch beobachtet, dass Parteien die Gegenden mit niedriger Wahlbeteiligung zunehmend vernachlässigen, da Geld und Helfer für den Wahlkampf knapp seien: "Als Parteimanager denke ich mir, ich gehe lieber dahin, wo viele Leute zum Wählen gehen und wo ich Wechselwähler erreiche. Es ist nicht so, dass Parteien kein Interesse haben, die Nichtwähler zu mobilisieren. Aber es ist einfach schwieriger."
In Augsburg-Oberhausen haben bei der vergangenen Bundestagswahl mehr als 5.000 Wahlberechtigte ihre Stimme nicht abgegeben. Laut Münch könnten nur Personen mit einer hohen Glaubwürdigkeit vor Ort die Menschen für die Stimmabgabe mobilisieren: "Und die müssen sagen, auch wer nicht wählt, trifft im Grunde eine Wahl." Denn dadurch überlasse man anderen die Entscheidung, wer die Bevölkerung im Bundestag vertritt.
Wahlbeteiligung in Augsburg: Eine Stadt, viele Realitäten - BR24
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