Stand: 02.09.2021 10:51 Uhr
Seit den frühen Morgenstunden bestreikt die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) den Personenverkehr. Es ist der dritte Warnstreik innerhalb weniger Wochen. Die Auswirkungen in Schleswig-Holstein sind enorm.
Beispiel Lübecker Bahnhof: Die Bahnsteige sind heute häufig leer, die Anzeigetafeln weisen auf den GDL-Streik hin. Nur einmal in der Stunde kommt Hektik auf unter den wartenden Pendlern. Dann nämlich fährt ein Zug nach Hamburg. Nach Kiel pendeln die Züge dagegen unregelmäßig. Die Bahn rechnet nach eigenen Angaben damit, dass drei Viertel aller Verbindungen im Fernverkehr und mehr als die Hälfte aller Züge im Nahverkehr ausfallen werden.
Zweistundentakt zwischen Westerland und Niebüll
Auch andere Regionalbahnen fallen in Schleswig-Holstein aus. Für die betroffenen Strecken soll ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. Der Sylt-Shuttle ist laut der Deutschen Bahn wieder nicht von Streikmaßnahmen betroffen, hier wird der Regelfahrplan gefahren. Zwischen Westerland (Sylt) und Niebüll wird überwiegend ein Zweistundentakt mit einer Verdichtung zu den Hauptverkehrszeiten angeboten.
Nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein dauert es zurzeit länger als fünf Stunden, wenn man von Sylt nach Hamburg fährt - inklusive viermal umsteigen. Das sind Verbindungen, die die Bahn jetzt durch einen Notfahrplan anbietet. Normalerweise sind Bahnreisende auf dieser Strecke dreieinhalb Stunden unterwegs.
Schulklassen organisieren sich selbst Busse
Auf den nordfriesischen Inseln sind derzeit immer noch viele Urlauber. Bayern und Baden-Württemberg haben noch Sommerferien. Auch die Jugendherbergen sind voll. Allein auf Sylt sind es rund 1.000 Kinder. Zwei Klassen aus Bargteheide haben sich nach Informationen von NDR Schleswig-Holstein auf eigene Faust Busse organisiert, um wieder nach Hause fahren zu können, sobald sie den Sylt-Shuttle verlasssen haben. Denn: Zwischen Husum und Itzehoe fahren nur einzelne Ersatzbusse.
Viele Lücken im Fahrplan gibt es auch auf anderen Strecken: Zwischen Flensburg und Hamburg fahren nur alle zwei bis drei Stunden Züge, direkt zwischen Flensburg und Kiel gar keine.
GDL: "Der Streik geht weiter"
Die Deutsche Bahn hatte zwar ein neues Angebot vorgelegt, doch die GDL will den Streik nach eigenen Angaben durchziehen. Fünf Streiktage sind insgesamt geplant. GDL-Chef Claus Weselsky sagte am Morgen: "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: das beste Angebot aller Zeiten. Die schlechte Nachricht für die Bahnkunden: Der Streik geht weiter." Voraussichtlich bis Dienstagmorgen müssen sich Bahnkunden damit vorerst weiter auf starke Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr einstellen. Die Deutsche Bahn hat nun beim Arbeitsgericht Frankfurt einen Eilantrag eingereicht. Sie will, dass der Streik per einstweiliger Verfügung beendet wird.
Der Kampf um mehr Geld
Die Lokführergewerkschaft kämpft um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für ihre Mitglieder. Mit dem Streik in der laufenden Tarifrunde bei der Bahn will die GDL ihren Forderungen nach insgesamt 3,2 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 28 Monaten sowie einer Corona-Prämie von 600 Euro mehr Nachdruck verleihen. Die Deutsche Bahn hatte ursprünglich eine deutlich längere Laufzeit von rund 40 Monaten angestrebt. Mit dem neuen Angebot hat sie nun 36 Monate in Aussicht gestellt sowie eine Corona-Prämie von bis zu 600 Euro.
Weitere Informationen
Bahnstreik in Schleswig-Holstein: Viele Lücken im Fahrplan - NDR.de
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