Wieder eine Enttäuschung, wieder keine Medaille: Die deutschen Handballer sind im Viertelfinale gegen Afrikameister Ägpyten weit unter ihren Möglichkeiten geblieben.
Er war nach dem Viertelfinal-Aus mächtig bedient: DHB-Kreisläufer Hendrik Pekeler (re.). Getty Images
Die Gesichter waren lang, die Blicke leer. Während die Spieler aus Ägypten über das Parkett tanzten, schlichen die deutschen Handballer wie geprügelte Hunde davon. Sie hatten von einer Medaille geträumt, die Verbandsspitze einst sogar von Gold gesprochen - nun war in Tokio bereits im Viertelfinale Schluss. 26:31 (12:16) unterlag die diesmal kopflose und deswegen chancenlose Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason.
"Das ist ein beschissenes Gefühl", haderte Spielmacher Philipp Weber nach einem einseitigen Spiel, in dem die Deutschen schnell 1:6 zurück- und nie in Führung lagen. "Wir sind heute absolut verdient rausgeflogen, und das schmerzt noch mehr", stellte Rechtsaußen Timo Kastening im ZDF fest: "Wir sind heute nirgendwo auf unser Normalniveau gekommen, und dann verliert man so ein Spiel verdient."
Wir mussten immer mit acht, neun Mann durchspielen, das hat sich heute gerächt.
Hendrik Pekeler
Auch der Bundestrainer war niedergeschlagen. "Die Enttäuschung ist schon groß, weil wir uns ein super Spiel erhofft hatten", sagte Gislason. Super war aber nur die ägyptische Mannschaft, die nun in ihrem ersten Olympia-Halbfinale am Donnerstag auf Frankreich trifft. "Sie haben das besser gemacht, was wir machen wollten", analysierte Hendrik Pekeler und schimpfte: "Wir haben leider in der Vorrunde viele Totalausfälle gehabt, die normalerweise liefern, so mussten wir immer mit acht, neun Mann durchspielen, das hat sich heute gerächt."
Von ihren Leistungen in der Gruppenphase hatte sich die deutsche Mannschaft wohl blenden lassen. Auch in den verlorenen Spielen gegen Frankreich (29:30) und Spanien (27:28) "haben wir gezeigt, was in uns steckt" sagte Kapitän Uwe Gensheimer, der auch gegen Ägypten nur für die Siebenmeter aufs Feld kam. "Auch gegen die Norweger haben wir eine starke Partie gezeigt, heute aber leider nicht ganz so gut spielen können wie in den Spielen zuvor."
Auch Wolff und Bitter deutlich unter Niveau
Statt in Tokio nach der fünften olympischen Medaille für ein deutsches Männerteam zu greifen, gab es deshalb die nächste herbe Enttäuschung: Erklärtes Verbandsziel war das Halbfinale gewesen. Doch hinten wie vorne genügte die Vorstellung gegen Ägypten den internationalen Ansprüchen nicht. Auch die bislang so starken Torhüter Andreas Wolff und Johannes Bitter erreichten am Dienstag nicht annähernd ihr Niveau.
"Wir sitzen jetzt am Tisch, an dem der Kuchen verteilt wird. Und wir haben Hunger", hatte DHB-Vizepräsident Bob Hanning vor der Partie angekündigt. Dieser Hunger, der unbedingte Wille war erkennbar, doch es lief kaum etwas zusammen. Und somit folgte dem historisch schlechten zwölften Platz bei der WM im Januar die nächste herbe Enttäuschung. Noch vor fünf Jahren hatte das deutsche Team in Rio die Bronzemedaille gewonnen.
Deutschland erwischte gegen Ägypten einen schlimmen Start, von der Souveränität der gelungenen Olympia-Generalprobe (29:27) gegen die Afrikaner vor rund drei Wochen war nichts zu sehen. "Ägypten ist mit der erwarteten Wucht auf uns zugekommen. Unser eigenes Spiel wirkt sehr statisch. Wir müssen mehr in Bewegung kommen", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer in der Halbzeit. Es blieb ein frommer Wunsch.
Pekeler deutlich: "In der Vorrunde viele Totalausfälle gehabt" - kicker
Read More
No comments:
Post a Comment