In der Türkei ist die Zahl der Waldbrände, die am vergangenen Mittwoch ausgebrochen sind, am Wochenende weiter auf 107 gestiegen. Nach Angaben der Regierung konnten davon 98 unter Kontrolle gebracht werden. Sechs Menschen kamen ums Leben, mehr als dreihundert wurden verletzt, dutzende Gemeinden mussten evakuiert werden. Die Ermittlungen zu den Brandursachen dauerten an, sagte Präsident Tayyip Erdogan bei einem Besuch der besonders stark betroffenen Region Manavgat östlich von Antalya, wo die ersten Feuer ausgebrochen waren. Alle Möglichkeiten, einschließlich Brandstiftung, würden untersucht. Er versicherte, dass die abgebrannten Flächen wiederaufgeforstet und nicht bebaut würden. Erdogan versprach rasche Hilfe beim Wiederaufbau der zerstörten Häuser sowie Entschädigungen an die Landwirte.
Zur Bekämpfung der Brände waren allein 4000 Feuerwehrleute sowie 45 Hubschrauber im Einsatz. Präsident Erdogan dankte seinem russischen Kollegen Wladimir Putin für die Entsendung von Hubschraubern und Löschflugzeugen. Denn die Türkei verfügt trotz der jährlich immer wieder ausbrechenden Brände über keine Löschflugzeuge. Am Wochenende zeichnete sich zwar ein Abflauen der Waldbrände ab. Aufgrund unverändert hoher Temperaturen um 40 Grad und heftiger Nordwinde brachen vereinzelt jedoch neue Feuer aus, etwa nahe des Badeorts Bodrum, wo Einwohner und Urlauber in Sicherheit gebracht werden mussten.
Klimawandel ist die wichtigste Ursache
Während in den vergangenen Jahren meist Brandstiftung die Ursache der Waldbrände gewesen sei, sei in diesem Jahr der Klimawandel die wichtigste Ursache, sagte Utku Perktas von der Hacettepe Universität in Ankara. Die Zahl der großen Waldbrände nehme in der Türkei zu, sagte der Minister für Landwirtschaft und Forsten, Bekir Pakdemirli. Im vergangenen Jahren wurden noch acht große Waldbrände registriert, sie waren aber zu sechs verschiedenen Zeiten ausgebrochen. Seit Mittwoch habe es jedoch zehn große Waldbrände mit einer Dauer von mindestens drei Tagen gegeben. Pakdemirili führte das auf ungewöhnlich hohe Temperaturen in Verbindung mit den heftigen Winden zurück.
Brände auch in Süditalien
Auch Süditalien kämpft weiter gegen zahlreiche Brände. Zum Kampf gegen die Waldbrände auf Sizilien hat der italienische Zivilschutz die gesamte Flotte von Löschflugzeugen des Landes auf die Mittelmeerinsel verlegt. Behördenchef Fabrizio Curcio rief für die Inseln Sardinien und Sizilien sowie den Süden des Landes wegen der extremen Hitze die höchste Alarmstufe wegen Brandgefahr aus, während er in Norditalien vor weiteren schweren Gewittern mit Starkregen und möglichen Überschwemmungen warnte. Curcio bezeichnete die Lage auf Sizilien als ernst, mancherorts sei sie „desaströs“.
Feuerwehr und Zivilschutz waren dort über das Wochenende im Kampf gegen die Flammen im Einsatz. Temperaturen von bis zu 46 Grad sowie starke Winde fachten die Brände zusätzlich an. In der Gegend um die Hafenstadt Catania im Osten der Insel war die Lage am Freitag zeitweise außer Kontrolle geraten. Gut 150 Gäste eines Strandbades, das von den Flammen eingeschlossen worden war, mussten von den Rettungskräften über das Meer in Sicherheit gebracht werden. Der Flughafen Catanias musste wegen der starken Rauchentwicklung vorübergehend den Betrieb einstellen.
Siziliens Regionalpräsident Nello Musumeci beklagte, viele der Feuer seien nach Ansicht von Ermittlern von Brandstiftern gelegt worden. Die Zerstörungen am Waldbestand seien an manchen Orten unumkehrbar. Nach Medienberichten werden Waldbestände auch mit der Absicht in Brand gesteckt, um auf den „gerodeten“ Flächen Fotovoltaik-Anlagen zu errichten. „Seit Jahresbeginn haben wir auf Sizilien rund 8000 Hektar Wald durch Feuer verloren“, sagte Giovanni Salerno, sizilianischer Regionalchef des Zivilschutzes, der Zeitung Repubblica. Von den Bränden, die zu dieser Zerstörung geführt hätten, seien „99 Prozent mutwillig gelegt“.
Auch in Griechenland brachen wegen der Trockenheit viele Brände aus. Mindestens 16 Menschen wurden wegen Atemwegsbeschwerden in Krankenhäusern der Halbinsel Peloponnes behandelt, wie das Staatsfernsehen berichtete. Mehrere Häuser nahe der Kleinstadt Egion wurden zerstört. Die Brände wurden am Sonntagmorgen eingedämmt. Unterdessen dauert die „historische Hitzewelle“ – von der viele Meteorologen sprechen – an. Nachdem die Hitze in den vorigen Tagen bis 43 Grad erreichte, wurden am Sonntag in Griechenland Temperaturen um 45 Grad erwartet. Nachts lagen die Werte vor allem in den Ballungszentren über 30 Grad. Städte öffneten klimatisierte Hallen für die Einwohner, die zu Hause keine Klimaanlage haben.
Große Hitze und starker Wind lassen neue Feuer ausbrechen - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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