Edinburgh. Antibiotika werden bei COVID-19-Patienten einer Studie zufolge weitaus häufiger eingesetzt, als nötig wäre. Die Präparate würden wegen möglicher bakterieller Co-Infektionen verabreicht – diese gebe es aber bei COVID-19 vergleichsweise selten, berichten britische Forscher (The Lancet Microbe 2021; online 2. Juni).
Das Team um Clark Russell von der University of Edinburgh hat Daten von gut 8600 COVID-19-Patienten analysiert, die im vergangenen Jahr in Kliniken eingeliefert und gezielt auf bakterielle Infektionen getestet wurden. Bei 1100 von ihnen – etwa 13 Prozent – sei demnach eine begleitende bakterielle Infektion festgestellt worden. Meist habe es sich dabei (70,6 Prozent; 762 von 1080 Infektionen) um Sekundärinfektionen gehandelt, die mehr als zwei Tage nach der Einlieferung der Patienten ins Krankenhaus erworben wurden.
Daten von insgesamt rund 36.000 COVID-19-Patienten hätten wiederum ergeben, dass 37 Prozent von ihnen bereits vor der Krankenhauseinweisung antimikrobielle Mittel bekommen hatten. Und 85 Prozent von gut 46.000 Patienten mit verfügbaren Angaben wurden während ihres Krankenhausaufenthalts ein oder mehrere Antibiotika verabreicht – oft ohne entsprechende Diagnose rein vorsorglich oder auf einen Verdacht hin.
Schon vor ihrer Analyse hätten kleinere Studie ergeben, dass bakterielle Infektionen etwa der Atemwege und der Blutbahn bei Patienten mit COVID-19 vergleichsweise selten sind, erläutern die Forscher. Dies habe sich nun bestätigt. Der Einsatz antimikrobieller Medikamente ohne Bestätigung einer bakteriellen Co-Infektion durch gezielte Tests müsse in Hinblick auf die mögliche Entwicklung von Resistenzen verringert werden. (dpa)
Zu viele Antibiotika-Therapien bei COVID-Patienten? - Ärzte Zeitung
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