Stand: 26.06.2021 06:33 Uhr
Restaurant, Kneipen und Biergärten sind wieder geöffnet. Doch viele Gastwirte haben die Preise angehoben. Grund dafür sind Hygiene-Auflagen, Personalmangel und die vorherigen Umsatzausfälle.
Von Ingrid Bertram, WDR
Kölsch, Schnitzel, selbst gebackene Kekse: "Bei Oma Kleinmann" gibt es kölsches Lebensgefühl. Eine rustikale Traditionsgaststätte im Kölner Süden, wo Studenten und Urkölner nebeneinandersitzen. Gemeinsam mit Familie Klüther-Jankovic betreiben Maureen Wolf und ihr Mann die Gaststätte. Zusammen beschäftigen sie 31 Angestellte und Teilzeitkräfte.
Für alle war es vor wenigen Wochen eine große Erleichterung, wieder öffnen zu können. Jetzt stehen 20 Tische draußen und 20 drinnen. Über die Website kann man Plätze reservieren. Die Nachfrage ist da - die Gäste kommen wieder.
Höherer Personalbedarf
Aber Wolf braucht mehr Personal als vor Corona: Zwei Servicekräfte pro Tag seien es zusätzlich, sagt sie. Die nehmen zum Beispiel die Gäste in Empfang, führen sie an den reservierten Tisch und desinfizieren selbigen nach der Benutzung.
Der Aufwand ist deutlich höher und das Personal dafür schwer zu finden - zumal Wolf während des Lockdowns Mitarbeiter gehen lassen musste, die nicht mehr wiederkommen. Ein Mitarbeiter bekam ein gutes Jobangebot. "Da haben wir auch gesagt, nimm das an. Wir wissen nicht, was wir Dir noch bieten können", so Wolf. Andere Kollegen wüssten gar nicht, wie sie ihr Lokal überhaupt öffnen könnten, weil ihnen das Personal dafür fehle.
Fünf bis zehn Prozent Preisaufschlag
Schon wegen dieser zusätzlichen Kosten musste die Wirtin die Preise erhöhen. Fünf bis zehn Prozent kosten hier jetzt das Kölsch oder das Schnitzel mehr. Und damit sind wahrscheinlich die Umsatzeinbußen von sieben Monaten Lockdown noch nicht kompensiert. Zeitweise waren es 100 Prozent Ausfall.
Zum Teil konnten das die Hilfen vom Staat ausgleichen: Kurzarbeit, Soforthilfe, November- und Dezemberhilfen haben "Bei Oma Kleinmann" durchaus gewirkt. "Aber noch wissen wir nicht, ob oder wie viel wir zurückzahlen müssen," so Wolf. Auch Neuanschaffungen wie Pavillons für den Außenbereich oder eine zusätzliche Spülmaschine mussten erstmal bezahlt werden.
"Bei Oma Kleinmann" ist auch durch die staatlichen Hilfen durch die Krise gekommen. Bild: Ingrid Bertram
Wie groß der Verlust am Ende ist und wie viele Betrieb wegen der Pandemie tatsächlich schließen werden, kann auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) noch nicht genau sagen. Seit März dieses Jahres werden in der Gastronomie laut Verband monatlich 70 bis 120 Insolvenzverfahren angemeldet. Allerdings gab es im vergangenen Jahr insgesamt weniger Betriebsaufgaben als im Vorjahr vor der Pandemie. Tatsächlich hätten die staatlichen Hilfen gewirkt, glaubt DEHOGA-Geschäftsführerin Ingrid Hartges: "Über 50.000 Betriebe konnten dadurch gerettet werden."
Die Lebensfreude kehrt zurück
Trotzdem fehle es in vielen Bereichen noch an Gästen. Man spüre, die Lebensfreude sei zurück, aber noch fänden kaum Festivals, Kongresse oder Veranstaltungen statt, die die Menschen in Städte ziehen. Und vor allem fehlten noch die Touristen aus dem Ausland.
Deswegen hofft die Branche darauf, dass die Hilfen noch bis zum Ende des Jahres verlängert werden. Kneipenwirtin Wolf blickt jetzt mit Hoffnung auf den Sommer, der ihr weiter die Gaststätte füllen wird, und sie hofft, dass Gäste kommen, die trotz des Preisaufschlags Lust auf ein Kölsch haben.
Öffnung der Gastronomie: Warum viele Gastwirte die Preise erhöhen | tagesschau.de - tagesschau.de
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