Halbleitermangel, dazu erneute Lockdowns in vielen Ländern wegen deutlicher Anstiege der Corona-Fallzahlen: Die Autohersteller hatten zu Jahresbeginn mit einigen Problemen zu kämpfen. Dabei hatte sich die Automärkte weltweit gerade erst erholt, die Gewinne stiegen spürbar an, und die Jahresbilanzen der meisten Autohersteller wiesen erneut deutliche Gewinne aus.
Eigentlich wären somit bei vielen großen Autokonzernen zum Jahresauftakt eher maue Zahlen zu erwarten gewesen. Doch das passierte nicht: Wie eine Studie des Beratungsunternehmens EY zeigte, haben die 16 größten Autohersteller der Welt im ersten Quartal 2021 erneut mehr umgesetzt und auch operativ mehr Geld verdient als vor der Coronakrise. Offenbar, so hieß es damals, zeigen die in der Krise verschärften Sparprogramme deutliche Wirkung. Viele Autohersteller haben "bei der Anpassung der Fixkosten Fortschritte erzielt", kommentierte EY-Autoexperte Peter Fuß.
All das zeigt sich auch deutlich an einer Rendite-Kennzahl, die in der Autobranche gerne zu Vergleichen herangezogen wird: Der Ebit-Marge für das Automotive-Geschäft der jeweiligen Konzerne. Dabei werden die Spartengewinne vor Steuern und Zinsen in Relation gesetzt zum erzielten Umsatz aus dem Verkauf von Fahrzeugen. Außen vor sind dabei Erlöse aus den Finanzierungssparten und anderen Unternehmenbestandteilen.
Wir haben diese Kennzahl für die wichtigsten Autokonzerne ermittelt. Wie unsere Grafik zeigt, kristallisierte sich dabei ein überraschender Gewinner heraus: Der Daimler-Konzern, der bereits vor Corona mit niedrigen Margen kämpfte, erntet nun offenbar erste Früchte seiner Sparbemühungen. Mit 14,4 Prozent lag die Ebit-Marge von Daimlers Automotive-Geschäft höher als bei allen anderen großen Autokonzernen. Neben der Pkw- ist hier auch die Nutzfahrzeugsparte mitberücksichtigt.
Auch der Autobauer Ford kam von Januar bis Ende März auf ordentliche Marge von über 10 Prozent, knapp gefolgt von BMW. Für die Autobauer PSA (Peugeot, Citroen, Opel) und Fiat-Chrysler, die zu Jahresanfang zum Autoriesen Stellantis fusionierten, können wir keine aktuelle Ebit-Marge angeben. Denn Stellantis hat sich – wie auch Renault – dazu entschlossen, detaillierte Zahlen zu Umsätzen und Gewinnen je Sparte nur mehr halbjährlich zu veröffentlichen.
Renaults Allianz-Partner Nissan tut dies noch, der Kennzahlen-Vergleich fällt für den japanischen Autobauer aber auch zu Jahresbeginn negativ aus – als einzigem der betrachteten Autohersteller. Im guten Mittelfeld rangiert übrigens auch der Elektroautohersteller Tesla, bei dessen Ebit-Marge wir die Umsätze herausgerechnet haben, die durch den Verkauf von Emissionszertifikaten erzielt wurden.
Auch beim VW-Konzern liegt die Ebit-Marge im Automotive-Geschäft zum Jahresauftakt auf höherem Niveau. Wir haben dabei aber alle Konzernmarken gemeinsam betrachtet. Hätten wir etwa VWs Gewinnmaschine Porsche isoliert betrachtet, läge der Sportwagenbauer allein wohl im Margenvergleich viel weiter vorne als der Gesamtkonzern.
Ob die Autohersteller ihre Margen im zweiten Quartal halten können, darüber entscheidet wohl auch die Verfügbarkeit von Halbleitern. Die ist in der Branche nach wie vor ein heißes Thema, Entspannung ist hier erst einmal nicht in Sicht. Daimler reagiert übrigens auf die Chipskrise mit einer Strategie, die Investoren freuen dürfte: Die Schwaben versuchen, die Produktion ihrer renditestärksten Modelle der S-Klasse und des EQS ohne Unterbrechung laufen zu lassen. Zeitweise pausieren mussten bei Daimler zuletzt jene Arbeiter, die an etwas weniger profitträchtigen Modellen wie der E-Klasse arbeiten.
Auch damit lässt sich offenbar in Zeiten des Mangels die Marge hochhalten.
Ebit-Margen im 1. Quartal: Vielen Autobauern geht es viel besser als vermutet - manager magazin
Read More
No comments:
Post a Comment