Berlin (dpa/bb) - Viele Berliner haben in diesem Jahr trotz des anhaltenden Corona-Lockdowns geheiratet. Doch weil große Feiern auf absehbare Zeit nicht möglich sein werden, schlägt die Branche zum Start der zweiten Hochzeitssaison in der Pandemie erneut Alarm. "Die meisten Paare haben ihre Feiern bereits verschoben oder storniert", sagte die Sprecherin des Bundes der deutschen Hochzeitsplaner, Svenja Schirk, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Einige wollten noch abwarten. "Aber von Monat zu Monat müssen wir Aufträge streichen." Viele Paare wollten nicht auf ihre Feiern verzichten und warteten deshalb, bis sich die Lage ändert.
Die Auswirkungen der Krise auf die Branche seien "enorm", sagte die Hochzeitsplanerin weiter. Jeder müsse ums Überleben kämpfen. Schirk berichtete von einer Floristin, die beim Lieferservice einer Restaurantkette arbeiten muss, und einer Fotografin, die ihr Geld in der Waschanlage verdient. "Ich möchte schon fast von einer "Branchendepression" sprechen", sagte sie. Bei ihr seien 2020 und auch in diesem Jahr bislang "100 Prozent" der Einnahmen weggebrochen. "Alle meine Hochzeiten sind bereits auf 2022 verschoben."
Doch ist die zögerliche Haltung der Paare auch in den Standesämtern spürbar? "Viele Paare wollen mehr Gäste bei der Trauung dabei haben oder groß feiern", sagte der Leiter des Standesamtes Tempelhof-Schöneberg, Gordon Holland. Sebastian Maack (AfD), zuständiger Stadtrat in Reinickendorf, sagte, dass viele Brautpaare, die eine große Hochzeitsfeier planen, auf Lockerung der Corona-Regeln warteten. Vereinzelt seien Hochzeiten in den Herbst gelegt worden. Dennoch sei das Amt bis 8. Juni ausgebucht.
Nach Angaben des Stadtrats Arne Herz (CDU) aus Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es bemerkenswert viele Anfragen für den Sommer und den Hochsommer. Dafür seien ab Mai noch einige der sonst so beliebten Freitage frei. Auch gebe es mehr Anfragen für die Sommerferien als in den Vorjahren. Die Paare orientieren sich augenscheinlich an der Entwicklung nach der ersten Welle im vergangenen Jahr und sehen zuversichtlich gegen Juli, sagte Herz.
In Steglitz-Zehlendorf sind laut Stadtrat Michael Karnetzki (SPD) im Hochsommer und im Frühherbst erwartungsgemäß noch viele Termine frei. Diese füllten sich üblicherweise im Laufe des Frühlings. Im Unterschied zu den Vorjahren seien jetzt noch einige wenige Termine in den sonst begehrten Monaten Mai und Juni verfügbar. "Das dürfte auf pandemiebedingtes Zögern diverser Brautpaare zurückzuführen sein", sagte Karnetzki. Es sei also durchaus denkbar, dass einige Frühlingshochzeiten in den Herbst verschoben worden sind. Dazu fehlten jedoch noch die Belege.
Die Zahl der geschlossenen Ehen lag nach Angaben der Standesämter in diesem Jahr nur zum Teil unter denen aus den Vorjahren. In Tempelhof gab es bis 19. April insgesamt 248 Eheschließungen (2020: 301, 2019: 311) und in Reinickendorf bis 23. April 166 (2020: 183, 2019: 188). In Charlottenburg-Wilmersdorf heirateten im ersten Quartal 199 Paare (2020: 260, 2019: 219) und in Steglitz-Zehlendorf 145 (2020: 181, 2019: 138). In Lichtenberg waren es 116 (2020: 163, 2019: 102). In Pankow ließen sich bis 20. April 208 Paare (2020: 240, 2019: 168) trauen, in Friedrichshain-Kreuzberg bis 19. April insgesamt 188 (2020: 215, 2019: 240) und in Treptow-Köpenick bis 21. April 241 Paare (2020: 249, 2019: 251).
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Viele Paare verschieben Hochzeitsfeiern - Süddeutsche Zeitung
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