Schenkenberg. Fünf Jahre früher als von ihm selbst geplant, ist Paul Schinke wieder in Schenkenberg aufgekreuzt. Vor allem „Spaß haben“ will der just emeritierte Kapitän von Lok Leipzig in seinem Jugendverein und in der Fußball-Nordsachsenliga. Wobei sich Spaß und Erfolg offenbar nicht ausschließen. Im SPORTBUZZER-Interview spricht der 30-Jährige über seine Heimkehr, Pokal-Träume, eine Rückkehr in die Regionalliga, Millionen von Masken, aber auch über ein mögliches Engagement in der Politik.
SPORTBUZZER: Herr Schinke, Willkommen zurück in Schenkenberg. Da haben sich die Ereignisse aber ganz schön überschlagen…
Paul Schinke: Ja, ich hätte auch nicht erwartet, dass es so schnell geht. Eigentlich hätte ich gedacht, dass ich erst mit 35 zurückkomme. Aber es war immer in meinem Kopf drin und jetzt sind ein paar Umstände zusammengekommen, die das alles beschleunigt haben. Jetzt stehe ich hier erstmal zur Verfügung, kann aber auch sein, dass ich im Winter einen Rappel kriege und es nochmal in der Regionalliga versuche.
Durchklicken: Die Eindrücke vom ersten Training der Concordia-Elf.
Weil Sie eigentlich noch im besten Fußballalter sind und womöglich einer verpassten Chance hinterher trauern?
Naja, wären wir 2020 mit Lok in die 3. Liga aufgestiegen, wäre das alles sicher nicht passiert. Dann hätte ich auch nicht die berufliche Chance bekommen, die jetzt dazu geführt hat, dass ich meine Profikarriere beendet habe.
Viele sagen, Sie hätten mehr aus sich machen können oder sogar müssen.
Das stimmt. Wenn ich fokussierter und disziplinierter gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich 2. Liga spielen können. Aber ich habe eben auch gelebt und Spaß gehabt.
Und nun schließt sich in Schenkenberg der Kreis?
Es war mir immer ein Bedürfnis, noch einmal hier zu spielen. Ich habe hier noch viele alte Kumpels, David Welke etwa ist inzwischen auch Geschäftsführer in meiner Firma. Außerdem haben sich in den letzten zwei Jahren meine Lebensprioritäten verschoben. Ich bin Vater geworden, habe geheiratet. Und zuletzt kam die rasante Entwicklung meiner Firma dazu.
Was wiederum dazu führte, dass eine Boulevard-Zeitung Sie als „Masken-Millionär“ bezeichnet hat. Wahrheit oder Dichtung?
Natürlich völlig übertrieben. Richtig ist, dass wir Millionen Masken und Corona-Tests verkauft haben und inzwischen auch etwa ein Dutzend Testzentren betreiben. Aber das bedeutet nicht, dass ich Millionär bin. In der ersten Welle habe ich es auch schon mit Masken probiert und bin damit komplett auf‘s Maul geflogen. Jetzt haben viele Zufälle dazu geführt, dass es immer mehr wurde. Ich habe unfassbar gute Kontakte nach China geknüpft. Ich weiß, da sind viele skeptisch. Aber wenn man eine Vertrauensbasis gefunden hat, ist es ein großartiges gemeinsames Arbeiten.
Aber sicherlich auch ein großer Aufwand?
Die letzten sechs Monate waren vom Kopf her unglaublich anstrengend. Wir haben gefühlt 24/7 (24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche) durchgearbeitet. Da ist natürlich auch die Familie zu kurz gekommen, das war hart. Nicht nur deshalb gehe ich all das mit Demut an und gebe immer etwas zurück. Gier frisst Hirn, das wird es bei mir nicht geben.
Wie sind eigentlich Ihre Zukunftspläne?
Ich könnte mir vorstellen, auch wieder im Fußball eine tragende Rolle zu spielen, vielleicht als Sportdirektor. Zuletzt hatte ich auch viel mit Politikern zu tun und habe gemerkt, dass die Leute einfach nicht sonderlich fähig sind. Vielleicht gehe ich ja in die Politik.
Ernsthaft?
Mir schwebt kein bestimmter Posten vor, aber vieles, was hier in der letzten Zeit passiert, ärgert mich nur noch. In der Politik hat doch keiner mehr Rückgrat, alle knicken sofort ein. Anstatt gegen Widerstände anzukämpfen, will nur jeder seinen eigenen Arsch retten. Gewisse Dinge sind einfach peinlich für Deutschland.
Was meinen Sie damit konkret?
Es wird immer erst einmal Nein gesagt. Anstatt ein Modellprojekt zuzulassen, versteckt man sich hinter Paragrafen, keiner kümmert sich. Alle halten sich an Regeln, ohne sie zu hinterfragen. Ein Trauerspiel.
Zurück zum Sport: Sie haben einen langen Weg hinter sich, sind früh von zu Hause weg, ins Internat nach Bremen. Wie sind Ihre Erinnerungen daran?
Es war eine spannende Zeit. Das Drumherum war Wahnsinn, wir haben Turniere in Tokio, Cannes oder Mailand gespielt. Aber für mich war es definitiv zu früh, mit 14 Jahren aus dem gewohnten Umfeld zu gehen. Ich hätte lieber noch ein, zwei Jahre länger in der Heimat bleiben sollen.
Nun sind Sie also wieder da. Welche Ziele haben Sie persönlich und mit der Mannschaft?
Ich möchte den jungen Spielern ein bisschen was mitgeben, gewisse Tipps zum taktischen Verhalten. Vielleicht bringe ich auch noch ein, zwei Jungs von früher mit. Aber ich spiele mich jetzt hier nicht als großer Sprecher auf. Ich weiß, die Erwartungshaltung ist groß, aber alleine hat noch niemand ein Fußballspiel gewonnen. Die Mannschaft hat auf jeden Fall Potenzial und alle träumen hier seit Jahren vom Pokal, den würde ich schon gerne gewinnen. Ich denke, wir können eine gute Rolle spielen.
Concordia Schenkenbergs Schinke hat viele Ideen: „Vielleicht gehe ich ja in die Politik“ - Sportbuzzer
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