In dieser Woche sollen bundesweit die ersten Corona-Schutzimpfungen in Hausarztpraxen stattfinden. Die Organisation der Termine obliegt jeder Praxis selbst. So lief es in Werdohl und Neuenrade.
Werdohl/Neuenrade – Beim Hausarzt impfberechtigt sind im ersten Schritt Patienten mit chronischen Vorerkrankungen, aus der Altersgruppen Ü80 und 79-Jährige. Wer geimpft wird, dafür gibt es eine strenge Richtlinie, letztlich fällt die Entscheidung jedoch der Hausarzt. In dieser Woche sollten also wohl viele Patienten endlich einen Impftermin vereinbaren können.
Tatsächlich gestaltete es sich am Dienstag in Werdohl aber außerordentlich schwierig, eine der Arztpraxen telefonisch zu erreichen. Grund: Einige Mediziner sind noch im Osterurlaub. Dr. Atef Roumani-Spree zum Beispiel hielt seine Praxis geschlossen. Auf einem Ausdruck an seiner Eingangstür informiert der Arzt darüber, dass er erst am Mittwoch wieder anzutreffen sei. Seine Vertreterin am Dienstag: Dr. Elisabeth Nitze, deren Sprechstunde laut Google-Suche dienstags allerdings nur von 8 bis 11 Uhr dauert.
Erreichbar war Dr. Hikmet Dogan. Auch er erklärte aber, dass er erst in der nächsten Woche wieder seine reguläre Sprechstunde halten werde. Derzeit liefen in der Praxis kleinere Umbaumaßnahmen. Unter anderem würden Kühlmöglichkeiten für den Impfstoff geschaffen, so der Arzt. „Ich bin erst ab nächster Woche mit dem Impfen an der Reihe“, sagt Dogan.
In seiner Praxis habe er schon vor ein paar Wochen eine Liste ausgelegt, in die sich Patienten eintragen können, die eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten möchten. Im ersten Schritt werde der Hausarzt nur chronisch Kranke, über 80-Jährige und 79-Jährige berücksichtigen können, erklärt er. Sobald es das Go für die Impfung aller Interessierten gibt, wolle er aber die übrigen Personen abarbeiten.
Vom großen Andrang auf die Corona-Schutzimpfung bekam man am Dienstag in Neuenrade zu spüren. „Es ist die Hölle los“, sagte Sprechstundenhilfe Corinna Duppke, die in der Praxis von Dr. Guido Heidrich Meisner arbeitet. „Es gab ganz viele Fragen, ganz viele Sorgen. Wir sind aber froh, dass es so viele Impfwillige gibt, das hatte ich gar nicht erwartet“, freute sie sich.
Impfen werde man gemäß der gültigen Verordnung, also zuerst vor allem schwer erkrankte Patienten. Erwartet werden dafür bis zu 50 Impfdosen pro Woche. Das allerdings wäre der Optimalfall. Realistisch seien in der ersten Zeit 20 Dosen mit steigender Tendenz.
Mit dieser Zahl plant auch Dr. Paul Gotthardt, der wie viele seiner Kollegen in dieser Woche noch Osterurlaub hat. Er berichtet von viel Bürokratie, die mit jeder Schutzimpfung gegen Corona verbunden sei. Sieben Din-A4-Seiten müssten ausgefüllt und vom Patienten an drei Stellen unterschrieben werden. „Es ist ein hoher Verwaltungsaufwand. Leider haben unsere Minister – egal welcher – ihr Versprechen nicht gehalten, die Bürokratie zu verschlanken.“ Mit dem Spritzen des Vakzins sei es längst nicht getan.
Für seine Patienten hat sich Gotthardt trotz des Urlaubs schon Gedanken gemacht und am Dienstag den ersten Impfstoff bestellt. Zuerst impfen möchte er in seiner Praxis junge Erwachsene mit schweren Erkrankungen und Alte, die keine Möglichkeit hatten, das Impfzentrum zu besuchen. „Wir können ja nicht nach Lust und Laune an unsere Freunde und Nachbarn Impfstoff verteilen“, sagt der Hausarzt. Jeden Abend müsse er eine Sachstandsmeldung an die Kassenärztliche Vereinigung geben, die die Infos wiederum an das Robert-Koch-Institut weitergibt.
KVWL appelliert: Nicht anrufen!
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) appelliert an die Patienten, dass sie sich in Arztpraxen bitte nicht nach den Impfungen erkundigen. So würden die Telefonleitungen für Personen blockiert, die vielleicht akute Beschwerden haben. Gerade Patienten mit Erkältungssymptomen sind auf freie Telefonleitungen angewiesen, da sie die Praxen nicht eigenständig aufsuchen sollen, um so möglichen Coronainfektionen vorzubeugen.
Vanessa Pudlo, Sprecherin der KVWL, betont, dass es angesichts der momentan noch wenigen zur Verfügung stehenden Impfdosen sinnvoller sei, dass die Ärzte auf priorisierte Patienten zugehen und sie zur Impfung einladen. „Auch wenn ich natürlich verstehe, dass der Informationsbedarf und das Interesse groß sind“, sagt Pudlo.
Sie sei froh, dass die Impfungen in Hausarztpraxen endlich starten und „dass die Impfkampagne nun in die Fläche geht“. Dass derzeit noch einige Arztpraxen in Betriebsurlaub sind, sieht die KVWL-Sprecherin unkritisch. „Das ist in den Osterferien üblich.“
Corona-Impfung bei den Hausärzten: Viele Fragen, aber geschlossene Praxen - come-on.de
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