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Thursday, March 18, 2021

Oktoberfest-Attentat: Weiterhin viele Fragen offen - BR24

Das Oktoberfest-Attentat am 26. September 1980 mit 13 Toten und mehr als 200 Verletzten war einer der schlimmsten Anschläge der deutschen Geschichte. Bis heute sind viele Fragen ungeklärt. Im vergangenen Jahr hat die Bundesanwaltschaft erneute Ermittlungen zu der Tat endgültig eingestellt – wenige Wochen vor dem 40. Jahrestag des Attentats.

Anklagebehörde stelle erstmals rechtsextremen Hintergrund fest

Die Anklagebehörde stellte in ihrer Verfügung aber erstmals offiziell fest, dass es ein rechtsextremer Anschlag war. Heute haben die leitenden Ermittler von Bundesanwaltschaft und bayerischem Landeskriminalamt ausführlich über ihre Untersuchungsergebnisse im Verfassungsausschuss des bayerischen Landtags berichtet. Fünfeinhalb Jahre lang hat eine Sonderkommission des bayerischen Landeskriminalamtes im Auftrag der Bundesanwaltschaft das Wiesn-Attentat erneut untersucht und dabei unter anderem hunderttausende Akten neu ausgewertet und über 1.000 Vernehmungen vorgenommen.

"Bei den Vernehmungen stellten wir sehr schnell fest, dass dieses schreckliche Attentat in der Bevölkerung noch sehr präsent und in den Köpfen tief verankert war. Gerade bei den Vernehmungen der Verletzten machte sich dies bemerkbar“, so der Leiter der Sonderkommission Peter Jaud. "Denn mit der Konfrontation mit den damaligen Erlebnissen wurden natürlich die Wunden wieder aufgerissen. Wir mussten Vernehmungen zum Teil unterbrechen und teilweise mussten wir auch psychologischen Beistand zu den Vernehmungen dazu nehmen."

Ermittler fertigten 3D-Modell des Tatorts an

Anhand von rund 2.600 Fotos erstellte die Soko in monatelanger Arbeit ein 3D-Modell des Tatorts und wertete neue Asservate aus, die ihnen von Überlebenden des Anschlags zur Verfügung gestellt wurden – die polizeilichen Asservate von damals dagegen wurden in den 1980er Jahren vernichtet und zum Teil nicht einmal ordentlich dokumentiert. Zwar sei es bei den neuerlichen Untersuchungen nicht darum gegangen, die höchst umstrittenen Erstermittlungen des bayerischen LKA aus den 1980er Jahren zu bewerten, so SoKo-Chef Peter Jaud: "Dennoch ist der ein oder andere Ermittlungsschritt damals für uns heute schwer nachvollziehbar. Etwa die Freigabe des Tatorts nach nur wenigen Stunden ist aus heutiger Sicht unvorstellbar. Aber letztendlich mussten wir als neue Soko auch mit diesen Umständen professionell umgehen."

Viele Fragen bleiben offen

So bleibt vieles unklar, etwa wie eine abgetrennten Hand vom Tatort in der Rechtsmedizin abhanden kommen konnte. Ebenso, wie genau der Bombenleger Gundolf Köhler an den militärischen Sprengstoff kam und ob er Helfer hatte. Eines sei indes unbestritten, so Bundesanwalt Bodo Vogler: "Die Tat war eine rechtsextremistische Tat." Warum die früheren Ermittler das bezweifelten und unterstellten, der Attentäter Gundolf Köhler habe vor allem aufgrund einer schweren persönlichen Krise und übersteigertem Geltungsbedürfnis gehandelt, wollte Vogler nicht bewerten. Der Bundesanwalt betonte aber, man habe keine Hinweise darauf gefunden, dass damals bewusst vertuscht worden sei.

"Fatale Auswirkungen" früherer Versäumnisse

Die früheren Versäumnisse hätten jedoch fatale Auswirkungen gehabt, betonte der Grüne Landtagsabgeordnete Cemal Bozoğlu: "Hätte man früher diese Erkenntnisse gehabt, zu denen man jetzt gelangt ist, dass es rechtsextremistisch war, hätte man vielleicht die Leiden der Betroffenen gemindert." Und vielleicht hätte man dann auch die zahlreichen Ermittlungspannen im Fall der extrem rechten Terrorgruppe NSU vermeiden können, so Bozoğlu.

Deutliche Kritik von Ulrich Chaussy, der Ermittlungspannen aufgedeckt hatte

Deutliche Kritik übte nach der Anhörung im Verfassungsausschuss des Landtags der langjährige BR-Journalist Ulrich Chaussy. Seinen jahrzehntelangen Recherchen war es zu verdanken, dass überhaupt neue Ermittlungen zum Oktoberfest-Attentat eingeleitet wurden. Es sei völlig unverständlich, so Chaussy zum BR, dass die Bundesanwaltschaft nicht auch die früheren Ermittlungen kritisch unter die Lupe genommen habe, "denn es ist damals ganz offenkundig vertuscht worden, man wollte den wahren Hintergrund nicht ermitteln." Beispielhaft dafür sei eine abgetrennten Hand, die am Tatort gefunden wurde und während der Ermittlungen spurlos verschwunden sei. Dass die Bundesanwaltschaft nun zu dem Schluss komme, die Hand stamme vermutlich vom Bombenleger, hält Chaussy für höchst zweifelhaft: "Die Behauptung, dass diese Hand von Köhler war, ist nicht wirklich zu führen, sie könnte genauso gut von einem Mittäter sein."

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