Die Fondsgesellschaft der Sparkassen hat im Jahr 2020 so viele Fonds und Zertifikate verkauft wie noch nie. Allerdings hat die Bilanz, über die der Deka-Vorstand am Dienstag berichtete, einige Schönheitsfehler: Der Großteil des überaus starken Anstieg des Nettoabsatzes von 80 Prozent auf 32 (2019: 18) Milliarden Euro geht auf den Kauf durch Großanleger wie Pensionskassen und Stiftungen zurück („Institutionelle“), an denen die Deka weniger Gebühren verdient als bei Publikumsfonds für Privatanleger. Für die Privatanleger blieb an positiver Wertentwicklung ihrer Fonds im Jahresvergleich kaum etwas übrig. Außerdem musste die Deka ihre Risikovorsorge verachtzehntfachen, vor allem für von ihr finanzierte Flugzeuge. Das wirtschaftliche Ergebnis - die maßgebliche Gewinnkennzahl der Fondsgesellschaft - ging um 38 Prozent auf 269 Millionen Euro zurück. Zum Vergleich: Hauptkonkurrent Union Investment, die Fondsgesellschaft der Volks und Raiffeisenbanken, hat sich anders entwickelt. Unions Neugeschäft schrumpfte im vergangenen Jahr um gut ein Fünftel auf 15,1 Milliarden Euro, diese Fondsgesellschaft verdiente allerdings vor Steuern mit 649 Millionen Euro deutlich mehr als die Deka.
Gleichwohl können sich die Deka-Eigentümer, die Sparkassen freuen: Die Deka will die von der Europäischen Bankenaufsicht der EZB seit Frühjahr 2020 untersagten Dividendenzahlungen nachholen und 2021 in zwei Tranchen insgesamt 233 Millionen Euro vom Gewinn ausschütten.
Der Deka-Vorstandsvorsitzende Georg Stocker begründete diese hohe Ausschüttung, deren Großteil erst nach Ablauf der „EZB-Dividendensperre“ ab Oktober fließen kann, mit der soliden Kapitalausstattung der Deka, die sich an einer Kernkapitalquote von unverändert 14,2 Prozent zeigt. Außerdem soll 2021 wieder zu einem Normaljahr werden, wenn es die Corona-Pandemie zulässt. Stocker traute sich – zwar mit Verweis auf diese Unsicherheiten durch die Pandemie - immerhin die Prognose zu, im laufenden Jahr 400 Millionen Euro an wirtschaftlichem Ergebnis zu erreichen. Das wäre in etwa der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.
Kundenvermögen schwankt stark
Allerdings leidet die Deka unter Ertragsschwund. Trotz des Rekordnettoabsatzes schrumpften die Gebühreneinnahmen, die 94 Prozent der Gesamterträge ausmachen, um 16 Millionen Euro auf 1309 Millionen Euro. Der Vorstand begründete das vor allem mit den gesunkenen Kursen an den Wertpapiermärkten im Frühjahr 2020. Daraufhin sei der Wert der insgesamt verwalteten Kundenvermögen von zu Jahresanfang 313 Milliarden Euro auf 285 Milliarden Euro Ende März gesunken. Auf das durchschnittlich verwaltete Kundenvermögen entfallen die Bestandsgebühren. Auch habe die Deka jeweils gut 3 Milliarden an Anleger ausgeschüttet (Zinsen und Dividenden) und fällige Zertifikate zurück gezahlt. Insofern habe sich auch abzüglich des im Verlauf des Jahres erfolgten Rekordnettoabsatzes von 32 Milliarden Euro und eines zum Jahresende wieder auf 339 Milliarden Euro angestiegenen verwalteten Kundenvermögens für die investierten Deka-Anleger ein Wertgewinn ihrer Fondsanteile eingestellt, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Matthias Danne und nannte auf Nachfrage eine Durchschnittsrendite von 0,6 Prozent zuzüglich Ausschüttungen.
Deka-Chef Stocker lobte die Fondsanleger dafür, dass sie im März 2020, als der Dax von mehr als 11.000 auf 8300 Punkte fiel, besonnen geblieben seien. Die Deka habe in keinem Monat Nettomittelabflüsse erlebt. Vielmehr hätten einige sogar beherzt investiert. Auch in diesem Jahr dauere der Trend an. In den ersten beiden Monaten habe die Deka 189.000 neue Wertsparpläne abgeschlossen und Fonds und Zertifikate für 5,3 Milliarden Euro verkauft. „Deutschland entwickelt sich mehr und mehr zu einem Volk der Wertpapiersparer“, sagte Stocker und fügte angesichts der auf niedrigem Niveau scheinbar „einbetonierten Zinsen“ hinzu: „Das Wertpapiersparen ist der Sparplan der 2020er Jahre.“
Sparpläne verdoppelt
776.000 neue Verträge, mit denen Privatanleger im Durchschnitt jeden Monat 100 Euro ansparen, seien über die Deka im Jahr 2020 neu abgeschlossen worden. „Damit hat sich die Zahl der Sparpläne in den vergangenen fünf Jahren auf nun 5,9 Millionen Sparpläne verdoppelt“, sagte Stocker. 2020 verkaufte die Deka an Privatleute Fonds und Zertifikate für 12,6 (11,1) Milliarden Euro. Besonders gefragt waren Aktienfonds mit 4,7 (3,2) Milliarden Euro und Immobilienfonds mit 2,5 (2,1) Milliarden Euro. Auch der S-Broker, der in der Deka als Direktbank der Sparkassen einen Nischendasein führt, konnte die Anzahl seiner Depots um 20 Prozent auf 171.000 steigern und ist nach Ansicht von Deka-Finanzvorstand Daniel Kapffer in seinen Konditionen mit neuen Wettbewerbern („Neobroker“) wie Traderepublic wettbewerbsfähig. Die Transaktionen der Kunden hätten sich 2020 verdoppelt. Danne sagte, er halte das Geschäftsmodell von Neobrokern, die mit Hedge-Fonds zusammen arbeiten, für nicht nachhaltig.
Nach Ansicht von Danne sind die Aktienmärkte dank unerwartet guter Unternehmensgewinne und hoher Dividenden „auf ihrem schon hohen Niveau gut unterstützt“. Es gebe in diesem Jahr absehbar keinen Grund, aus Realwerten herauszugehen. Auf den Immobilienmärkten prognostizierte Danne bis 2023 für Hotels eine volle Erholung. Der Einzelhandel hingegen habe schon vor Corona wegen des Online-Handels unter Stress gestanden. Erstklassige Lage könnten das wegstecken, Shopping-Center in zweitklassiger Lage weniger. Die Deka hat als Bank 10,3 Milliarden Euro an Immobilienkrediten vergeben, davon überwiegend an Büros und 4 Prozent an Hotels und 8 Prozent an Einzelhändler. Hinzu kommen 14,6 Milliarden Euro an Spezialfinanzierungen, darunter 2,9 Milliarden Euro investiert in Flugzeugen. Obwohl der Fokus hier auf neuen Fliegern liege, die nach der Corona-Pandemie wieder abheben sollten, nahm die Deka hohe Rückstellungen für dieses Kreditrisiken vor. Von 178 (10) Millionen Euro Risikovorsorge entfielen allein 10 Millionen Euro auf das Flugzeugkreditportfolio.
Verlieren wird die Deka in diesem Jahr allerdings ein Vermögensverwaltungsmandat in Milliardenhöhe. 2020 habe sie eines in mittlerer einstelliger Milliardenhöhe gewonnen, darauf beruhe wesentlich der starke Verkauf an institutionelle Anleger, der 2020 auf 19,5 Milliarden Euro anschwoll nach 6,9 Milliarden Euro in 2019.
Gar nichts sagen wollte Stocker zu den seit der Corona-Pandemie auf Eis liegenden Fusionsgesprächen mit der Landesbank Hessen-Thüringen. In der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg komme es darauf an, die Deka gut durch diese Krise zu bringen und die Kunden eng zu betreuen. Das sei 2020 gelungen.
Deka verkauft so viele Fonds wie noch nie - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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