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Tuesday, January 2, 2024

Erdogans Türkei in einer Liga mit Nordkorea: Warum so viele kluge Köpfe das Land verlassen - fr.de

Wirtschaftsprobleme und mangelnde Freiheiten in der Forschung zwingen türkische Wissenschaftler ins Ausland. Und sie kommen auch nicht zurück.

Ankara – Gerade nach dem Putschversuch 2016 haben viele Wissenschaftler die Türkei verlassen. Das Land hat seither massive Wirtschaftsprobleme – und auch die Menschenrechtslage hat sich weiter verschlechtert. Deswegen erlebt die Türkei seit Jahren einen riesigen „Braid Drain“. Die klügsten Köpfe verlassen das Land.

Auch ein Aufruf von Präsident Recep Tayyip Erdogan wird wohl nichts daran ändern. „Es ist sehr wichtig, dass unsere Wissenschaftler, die einen Teil ihrer wissenschaftlichen Arbeit im Ausland geleistet und dort Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt haben, in unser Land zurückkehren und die Entwicklung der Türkei unterstützen“.

Inflation und Währungsverfall in der Türkei

Ein Blick auf die Wirtschaftskennzahlen erklärt, warum die Menschen das Land verlassen. Die Inflation liegt offiziellen Angaben zufolge bei 62 Prozent und der US-Dollar kostet inzwischen über 29,7 Türkische Lira. Dadurch wird alles teurer und die Menschen können sich mit ihrem Gehalt immer weniger leisten. Der Wirtschaftsexperte Veysel Ulusoy erklärte zuletzt auf der Plattform X (früher Twitter): „Das Brot ist nicht teuer, du bist arm“.

Eine Besserung ist weiterhin auch nicht in Sicht. Finanzminister Mehmet Simsek versprach dennoch für das neue Jahr Besserung. „2024 wird das Jahr sein, in dem die Inflation sinken wird“, schrieb der Minister auf X.

Die Universität Istanbul gehört zu den angesehendsten Hochschulen des Landes.

Wissenschaftsfreiheit in der Türkei auf Niveau von Nordkorea

Auch die Freiheit der Wissenschaft ist in der Türkei in den vergangenen Jahren immer schlechter geworden. Derzeit kommt die Türkei im Wissenschaftsfreiheitsindex AFI (Academic Freedom Index) auf Platz 166 unter 179 Staaten. Damit spielt die Türkei in derselben Liga wie Nordkorea.

Den Index berechnet die Universität Göteborg gemeinsam mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Freien Universität Berlin. Die Rangliste macht sichtbar, wo das Forschen besonders schwierig ist – weil etwa Forscher drangsaliert oder wissenschaftliche Erkenntnisse unterdrückt werden.

„Türkei tritt Menschenrechte mit Füßen“

Auch Menschenrechtsorganisationen bestätigen, dass es in der Türkei zunehmend schwieriger wird, in Freiheit zu leben. „Die Türkei tritt Menschenrechte mit Füßen – und hofft damit durchzukommen, weil Europa vom Ukrainekrieg abgelenkt ist“, schreibt Hugh Williamson von Human Rights Watch in einem Aufsatz über die Inhaftierung des Kulturmäzens Osman Kavala.

Auch die Meinungsfreiheit wird in dem Land massiv unterdrückt. Im Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen liegt die Türkei auf Platz 165 unter 180 erfassten Staaten. Mehrere Journalisten sitzen unschuldig im Gefängnis, weil die Regierung ihnen Terrordelikte vorwirft.

Türkei schweigt zu Zahlen über Wissenschaftler

Wie schlimm die Lage für Wisschenschaftler in der Türkei ist, zeigt das Schweigen der türkischen Regierung zum Wissenschaftsfreiheitsindex.

„Nach der Veröffentlichung dieser Untersuchung und der Berichterstattung in der Presse haben weder der Präsident des Hochschulrates noch der Bildungsminister einen Mucks von sich gegeben, aber hätten diese Verantwortlichen nach diesem skandalösen Ergebnis nicht ein oder zwei Worte über die Situation verlieren müssen?“, fragte der Wirtschaftswissenschaftler Eser Karakas von der Universität Straßburg in einem Kommentar auf den Nachrichtenseite Artı Gerçek. (erpe)

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