Seit es Corona gibt, sagen Fachleute, dass wir lernen müssen, mit dem Virus zu leben, weil es nicht mehr verschwindet. Das klingt naheliegend, ist praktisch gesehen aber eine Zumutung. Wer nicht will, dass unschuldige Menschen sterben, muss den ewigen Lockdown verhängen. Wer das für übertrieben hält, muss stattdessen eine Frage zulassen, auf die es keine vernünftige Antwort gibt: Wie viele Menschenleben ist es mir wert, ohne Maske vor dem Joghurtregal im Supermarkt zu stehen? Wie viele können sterben, damit ich nicht mehr dauernd unangenehm kitzelnde Teststäbchen in der Nase habe?
Die Frage ist keineswegs polemisch, weil der Zusammenhang zwischen Masken, Tests und Totenzahlen erwiesen ist. Die Frage klingt nur deshalb schrill, weil man sie eigentlich nicht beantworten kann. Es kann keine allgemeine Regel geben, die Menschenleben verrechnet mit Bequemlichkeiten. Das ist bei den Verkehrstoten und den Grippetoten nicht anders. Wir könnten viele von ihnen retten. Wir geraten aber nicht unter Zwang, es zu tun, weil wir nicht offen sagen, dass es uns Tausende Tote wert ist, kein Tempolimit und keine Grippeimpfpflicht zu haben. Wir schweigen lieber vornehm und sind nicht ehrlich. Auch die Corona-Mahner unterschlagen etwas, wenn sie sagen, 300 Corona-Tote am Tag seien zu viel. Sie sagen nämlich nicht, welche Zahl akzeptabel wäre. Fünfzig? Hundert?
Corona: Wie viele Tote nehmen wir für Bequemlichkeit in Kauf? - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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