Stand: 30.11.2021 13:47 Uhr
Die steigenden Energiepreise belasten die Bundesbürger zunehmend. Für viele Geringverdiener wird der steigende Strompreis immer öfter zur Existenzfrage. Verbraucherzentralen fordern Maßnahmen von der Politik.
Besonders für Haushalte mit geringen Einkommen sind die Steigerungen auf der Stromrechnung oft kaum mehr zu bezahlen. Verbraucherschützer halten ausgleichende Eingriffe für dringend erforderlich.
Energiesperren immer häufiger
Menschen mit geringen Einkünften sind von den hohen Energiepreisen oft doppelt betroffen. Zum einen machen die Kosten für Gas oder Strom einen höheren Prozentsatz ihrer Haushaltsbudgets aus als bei anderen Einkommensgruppen. Zum anderen sind sie durch die Gegebenheiten an ihren Wohnorten stärker gerade von Strompreisanstiegen betroffen. Das zeigt eine Analyse der spezialisierten Energieschuldenberatung der Verbraucherzentralen Berlin, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Dort finden Menschen Unterstützung, die Energiezahlungen nicht mehr bewältigen können und bei denen Energiesperren durchgeführt oder angedroht wurden.
Laut Statistischem Bundesamt zahlten private Haushalte im ersten Halbjahr 2021 im Schnitt 32,62 Cent je Kilowattstunde. Das waren 4,7 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2020 und 2,1 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2020.
Heizung und Warmwasser zu oft per Strom
Viele der Haushalte, die besonders hart von den Preiserhöhungen betroffen sind, müssen mit Strom heizen und ihr Warmwasser elektrisch erzeugen. Sie sind dadurch erheblich stärker den Preisanstiegen bei Strom ausgesetzt. "Mehr als jeder zehnte Betroffene, der in unsere Energieschuldenberatungen kommt, heizt mit Strom. Über die Hälfte der Haushalte nutzen Durchlauferhitzer oder Boiler für die Wassererwärmung", so Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Unter den Hilfesuchenden in den Schuldenberatungen der Verbraucherzentralen waren in den vergangenen Monaten besonders viele Familien mit Kindern oder Alleinerziehende.
Die Verbraucherzentralen erheben eine Reihe von Forderungen an die Politik: So müssten nach deren Einschätzungen soziale Leistungen im Regelsatz die Kosten für Haushaltsstrom, aber auch Heizstrombedarf bei den Kosten der Unterkunft "realistisch abdecken". "Mittelfristig muss der energetische Zustand von Wohnraum im unteren Preissegment verbessert werden", so eine weitere Forderung in der heute veröffentlichen Meldung der Verbraucherzentrale NRW. Damit die Zahl der Stromsperren gerade im Winter nicht weiter ansteige, sollten kurzfristig die Regelsätze für Energiekosten erhöht werden.
Bessere Information über bestehende Ansprüche
Nach der Stichprobe, die die Verbraucherzentralen bei Geringverdienern erhoben hat, erhalten nur 61 Prozent der Haushalte, die Sozialleistungen beziehen, von den Sozialbehörden einen Zuschuss für die Nutzung elektrischer Durchlauferhitzer. Bei elektrischen Heizkosten erfolgt eine vollständige Übernahme nur bei 41 Prozent. Dabei hätten Betroffene bereits jetzt einen Anspruch auf eine solche Unterstützung. Viele der Betroffenen kennen ihren Anspruch auf einen Zuschuss der Sozialbehörde gar nicht. Vielen der Haushalte sei gar nicht bewusst, dass ihre Warmwasserversorgung über Strom läuft, so die Verbraucherzentrale.
Auf EU-Ebene wird über eine Senkung der Einkaufspreise etwa für Strom durch Einkaufsgemeinschaften nachgedacht. In Frankreich, wo vielerorts Heizungen mit Strom betrieben werden, wurde der Anstieg der Strompreise durch staatlichen Eingriff bereits gedeckelt. In Italien und den Niederlanden wurden die Stromabgaben gesenkt. in Deutschland hatte der Städte- und Gemeindebund zuletzt Anfang November für finanzielle Unterstützung von Geringverdienern plädiert. Energie dürfe "nicht nur etwas für Reiche" sein, hieß es zur Begründung.
Verbraucherschützer alarmiert: "Stromschulden" belasten Geringverdiener | tagesschau.de - tagesschau.de
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