Stand: 08.05.2021 10:00 Uhr
Kurz vor einer Gerichtsanhörung zu Hausräumungen in Jerusalem hat es schwere Unruhen gegeben. Mehr als 200 palästinensische Demonstranten wurden verletzt. Auch israelische Polizisten kamen ins Krankenhaus.
Bei Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in Jerusalem sind mehr als 200 Menschen verletzt worden. Der Palästinensische Rote Halbmond berichtet von mindestens 205 Verletzten. 88 Menschen seien in Krankenhäuser gebracht worden - viele davon seien von Gummigeschossen getroffen worden. Laut der Hilfsorganisation verlor ein Palästinenser ein Auge, zwei hätten schwere Kopfwunden erlitten.
Nach Angaben der israelischen Polizei wurden 17 Beamte verletzt. Etwa die Hälfte musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Steinwürfe und Blendgranaten
Die Unruhen nahe der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg waren ausgebrochen, nachdem Tausende überwiegend jugendliche Palästinenser nach dem Abendgebet am Freitag gegen die drohende Zwangsräumung von Häusern palästinensischer Familien protestiert hatten.
Sie warfen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper auf etwa 700 Polizisten. Die große Zahl der Sicherheitskräfte war zusammengezogen worden, weil die Behörden mit Ausschreitungen gerechnet hatten. Polizisten seien dann auf das Gelände vorgerückt. Die Beamten setzten Gummigeschosse, Blendgranaten und Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein.
Bei den Protesten und Zusammenstößen wurden auch Demonstranten festgenommen. Bild: AP
Streit über Besitzansprüche in Jerusalem
Die Proteste am letzten Freitag im diesjährigen Ramadan richteten sich gegen die drohende Räumung von Häusern im Ost-Jerusalemer Stadtteil Scheich Dscharrah. Diese werden von jüdischen Siedlern beansprucht. In der Nähe befindet sich auch eine historische Stätte, die von religiösen Juden verehrt wird.
Am Montag hat das Oberste Gericht in Israel eine Anhörung in dem Rechtsstreit zwischen den Siedlern und den palästinensischen Familien angesetzt. Anfang des Jahres hatte das Jerusalemer Bezirksgericht entschieden, dass die Häuser der palästinensischen Familien rechtmäßig jüdischen Familien gehörten. Nach israelischem Recht können jüdische Israelis Besitzansprüche auf Häuser in Ost-Jerusalem anmelden, wenn ihre Vorfahren vor dem arabisch-israelischen Krieg (1948-49) dort im Besitz von Grundstücken waren.
Der Status Jerusalems ist eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als "ewige und unteilbare Hauptstadt" für sich. Die Palästinenser halten ihrerseits an ihrem Anspruch auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt fest.
Sorge vor weiterer Eskalation
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas machte Israel für die Unruhen verantwortlich und bezeichnete die Demonstranten als "Helden". Von der israelischen Regierung gab es zunächst keine Reaktion.
Das US-Außenministerium und der UN-Sondergesandte Tor Wennesland zeigten sich zutiefst besorgt über die anhaltende Gewalt in Jerusalem und im Westjordanland. Beide riefen zu Mäßigung auf.
Die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern haben in letzter Zeit wieder zugenommen. Erst am Freitag hatten israelische Sicherheitskräfte einen Anschlag auf einen Stützpunkt im Norden des Westjordanlands verhindert. Zwei Angreifer wurden getötet.
Drohende Hausräumungen: Viele Verletzte bei Krawallen in Jerusalem | tagesschau.de - tagesschau.de
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