/picture alliance, Markus Scholz
Berlin – Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nicht genügend Ärztinnen und Ärzte, um alle Schuleingangsuntersuchungen für das kommende Schuljahr zu bewältigen. Der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) warnt daher vor einer zunehmenden sozialen Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen.
Auch im vergangenen Jahr konnten wegen der Coronapandemie und aufgrund Personalmangels viele Schuleingangsuntersuchungen nicht oder nur mit erheblichen Verzögerungen stattfinden.
In den Gesundheitsämtern leistet der „Kinder und Jugend Gesundheitsdienst“ (KJGD) die Schuleingangsuntersuchungen. Dieser ist laut dem Verband seit Jahren unterbesetzt. In der Coronapandemie seien die KJGD-Mitarbeiter zudem vielerorts stark in das Pandemiemanagement eingebunden – die eigentlichen Aufgaben blieben oft auf der Strecke.
„Das ist ein Drama. Die Schuleingangsuntersuchungen sind kein entbehrlicher Verwaltungsakt, sondern ein wichtiges Instrument, um zu erkennen, wo Kinder Förderung und Familien Hilfe benötigen. Fallen sie aus, trifft das besonders jene, die sozial sowieso schon benachteiligt sind“, sagte die Vorsitzende des BVÖGD, Ute Teichert.
Bei den Schuleingangsuntersuchungen erfassen Ärzte den Gesundheits- und Entwicklungsstand der Kinder. „Dabei sehen wir bei allen Familien und ihren Kindern mal fehlende Impfungen, chronische Erkrankungen, die unzureichend behandelt werden, Entwicklungsverzögerungen und vieles mehr – aber auch Beratungsbedarf hinsichtlich der Anforderungen in der Schule “, erläuterte Teichert. Die Untersuchungen seien deshalb sehr wichtig, um benachteiligte Kinder zu erkennen und Förderungen auf den Weg zu bringen.
Der BVÖGD fordert daher mehr Ärztinnen und Ärzte sowie weiteres Fachpersonal für den KJGD in den Ämtern. Wichtig sind laut dem Verband außerdem eine zeitgemäße technische Ausstattung und altersgerechte Untersuchungs- und Testmaterialien.
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Die Mittel dazu stehen laut dem Verband grundsätzlich zur Verfügung. Allerdings sei es für die Gesundheitsämter sehr schwer, Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen.
„In den Gesundheitsämtern herrscht eklatanter Personalmangel, insbesondere bei den Fachärzten, und dies liegt nicht zuletzt an der wesentlich schlechteren Bezahlung im Vergleich zu den Gehältern an kommunalen Kliniken“, erläuterte der tarifpolitische Sprecher des Verbandes, Matthias Albers.
„Nur wenn Ärztinnen und Ärzte, die nach abgeschlossener Weiterbildung in der Klinik als Facharzt ins Gesundheitsamt wechseln, dort auch wie ein Facharzt bezahlt werden, kann es gelingen, Personal zu gewinnen“, betonte er.
Der BVÖGD weist daraufhin, dass die Schuleingangsuntersuchungen auch aus epidemiologischer Sicht wichtig seien: Sie erfassten den Gesundheits- und Entwicklungsstand eines kompletten Jahrgangs und bildeten die Grundlage für politische Weichenstellungen in den Regionen. „Gute politische Entscheidungen sind nur auf der Basis von zuverlässigen Daten möglich“, so Teichert. © hil/aerzteblatt.de
Gesundheitsämter überlastet, viele Schuluntersuchungen fallen aus - Deutsches Ärzteblatt: Aktuelles aus Gesundheitspolitik und Medizin
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